Osterburger Literaturtage: Freunde der niederdeutschen Mundart kommen im Osterburger Café Behrends auf ihre Kosten Up platt hört sich alles gedämpfter an - auch derbe Sprüche
Osterburg l Mit Vertellers und Riemels - kleinen Geschichten und Versen up platt - bescherten die 14. Osterburger Literaturtage am Dienstagnachmittag im Café Behrends vielen Freunden der niederdeutschen Mundart einen vergnüglichen Nachmittag.
Der Autor und Spaßvogel Karsten Steckling aus Züssow bei Anklam las aus bisher veröffentlichten Büchern Anekdoten, Kurzgeschichten, Gedichte und hatte viele Witze auf Lager. Darunter waren auch recht deftige, die in Plattdeutsch ihre Herbheit verloren hatten, ja direkt liebenswürdig erschienen. "Up platt hört sich alles gedämpfter an", ließ Steckling durchblicken, "da kann man auch etwas Derberes sagen, zum Beispiel ,So \'n Schiet\' anstatt hochdeutsch ,So \'ne Sch...\'" Oder: "Ossen jehör\'n up \'n Acker und nicht int Rathus". Und es soll purer Zufall gewesen sein, dass sich unter den Zuhörern auch Leute aus der Umgebung von Züssow befunden hatten.
Der Vorpommeraner, 1950 in Greifswald geboren, in Oldenburg aufgewachsen, wurde Lehrer und ist nach fast 40 Dienstjahren "nu in (Un)Raustand" und "glücklich darüber, dass er ihn bei guter Gesundheit und noch voller Reiselust genießen kann". 20 Jahre davon sei er Dorfschullehrer in Lühmannsdorf gewesen, einem Nachbarort von Züssow, eine Zeit die er "als miene besten Johr" bezeichnet. Er resümierte: "Un wat in diese Tiet so passiert is, koenen Sei in mien Dörp- un Schaulgeschichten läsen."
Als langjähriger Liebhaber des Niederdeutschen ist Steckling Mitglied der Fritz-Reuter-Gesellschaft, des Verbandes Norddeutscher Autoren, des Landes-Heimatverbandes Mecklenburg-Vorpommern und des Bundes Niederdeutscher Autoren. Der Beginn seiner Karriere als "Schrieversmann" hätte begonnen, als Steckling vor Jahren einen kleinen Verlag gebeten hatte, einige seiner plattdeutschen Gedichte und Geschichten recht kurzfristig zu drucken, weil er sie zu einer Sitzung nach Schwerin mitnehmen wollte. Und als er das fertige Material abholen wollte, hieß es vom Verlag: "Die Sachen haben uns so gut gefallen, dass wir daraus ein kleines Buch gemacht haben." Was Besseres, so Steckling, hätte ihm gar nicht passieren können. Seither entstanden mehr als 15 Bücher.
Das Leben schreibt die schönsten Geschichten, man muss nur die Augen und Ohren offen haben", ist sich der Züssower sicher. Und das sei schon immer so gewesen; als Beweis dafür "wat det nich all Mallet givt" las er einen 120 Jahre alten Klassiker, in dem ein Bauer seinem Knecht die Würmer aus der Nase ziehen muss, ehe er das Neueste von seinem Hof erfährt: Dat grote schwatte Kökenmetz is afbroken, letzten Endes sei aber die Scheune abgebrannt."
Seit geraumer Zeit gibt ein Team von vier Mundartfreunden, in das auch Steckling passt, jährlich einen plattdeutschen Heimatkalender heraus, angefüllt mit schönen Fotografien, Witzen, Sprüchen und Küchenrezepten.
Den zweiten Teil dieser Veranstaltung bestritt Stecklings Begleiter Jörg Ziesemer aus Lühmannsorf, Er gab in einer Dia-Schau einen Reisebericht aus Dubai und Oman; hierhin hatten beide im vergangenen Februar eine Reise unternommen. Steckling ist überhaupt ein Vielgereister, ist oft in Spanien, wo einer seiner Verwandten lebt, war in vielen Ländern der Erde. "Seit über 40 Jahren bin ich mit Karsten befreundet", sagte Ziesemer. "Wir waren bereits in jungen Jahren zusammen gereist, ins sozialistische Ausland. Nach der Wende konnten wir den Radius erweitern."