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Vielbaum Zweite Chance fürs Autokino

Acht Jahre nach dem letzten Streifen will Siegesmund Lenzner sein Vielbaumer Autokino wiedereröffnen.

Von Ralf Franke 04.06.2019, 16:45

Vielbaum l Die Auffahrt ist freigeschnitten, das Gelände gemäht, das Einlasstor gängig gemacht, die Plakate sind aufgehängt, und das alte Hinweisschild an der Landesstraße L 2, das nie weg war, ist wieder so ausgerichtet, dass es aus beiden Fahrtrichtungen zu erkennen ist. Der Grundstein für eine Renaissance des Autokinos Vielbaum ist gelegt. Am Freitag vor Pfingsten öffnet sich der imaginäre Vorhang nach einer langen Pause für neue Vorstellungen.

Vor rund acht Jahren war für Siegesmund Lenzner nach einem schweren Schicksalsschlag erst einmal Schluss mit den regelmäßigen Filmvorführungen in Vielbaum. Jetzt ergreift der Ruheständler, der zu DDR-Zeiten als Kinotechniker im Landkreis Stendal unterwegs war und auch als Vorführer Vertretungsdienste übernahm, noch einmal die Initiative und hofft auf entsprechende Resonanz.

Dass es für Kinobetreiber und selbst für Videotheken im Zeitalter von Mediatheken und Film-Portalen im Internet inzwischen nicht leichter geworden ist, weiß der Krüdener natürlich. Aber: Auch nach so vielen Jahren gehen immer noch regelmäßig Anfragen zum Programm des Autokinos Vielbaum bei ihm ein. Und da das Geschäft nie wirklich abgemeldet war, sondern nur pausierte, und das Grundstück nach wie vor vorhanden ist, sind vor der geplanten Reaktivierung nur kleine Hürden zu nehmen.

Ganz gelöst hat sich Lenzner vom Filmvorführgeschäft ohnehin nie. Er ist im Sommer immer noch an der Ostsee aktiv oder tourt mit seiner mobilen Technik bei Bedarf übers Land. So erst wieder vergangenen Freitag, am Vorabend zur Eröffnung des Waldbades Seehausen.

Zur besagten Technik gehört auch eine Leinwand, die bei aller Mobilität immer noch acht Meter breit ist und so für großes Kino im wahrsten Sinn des Wortes sorgen kann. Die alten stationären Leinwände auf einer Holzkonstruktion mussten Ende 2018 zurückgebaut werden. Zwei Projektionsflächen erlaubten es früher, zwei Filme gleichzeitig in einer Vorstellung anzubieten. Mit dem Ton gab es dabei keine Schwierigkeiten, weil den jeder individuell über sein Autoradio empfangen konnte.

Die Parkplatzwiese ist inzwischen etwas kleiner und „kuscheliger“ geworden, weil der hintere Teil des Grundstückes landwirtschaftlich genutzt wird. Derzeit markiert reifender Winterroggen gut sichtbar die äußere Grenze der Kinowiese.

Wie lange die Renaissance dauern wird, ist unklar. Siegesmund Lenzner plant erst einmal für die kommenden Wochenenden. Wie das in der Marktwirtschaft so üblich ist, entscheidet letztlich die Nachfrage. Die Eintritts- beziehungsweise Einfahrtspreise sind so moderat wie früher. Das Filmvergnügen ist für sechs Euro pro Person zu haben. Wer eine Vorstellung erleben will, darf allerdings kein Früh-zu-Bett-Geher sein. „Film ab“ heißt es erst mit Einbruch der Dunkelheit. Das ist derzeit kaum vor 22 Uhr der Fall.

Auf das Echo ist der Krüdener gespannt. Ein Autokino ist jedenfalls immer noch ein Alleinstellungsmerkmal in der Region. Branchenportale gehen mittlerweile nur noch von rund 20 dieser Spielorte in Deutschland aus. Falls das Angebot nicht angenommen wird, wäre das Aus dieses Mal aber endgültig. Dann müsste Lenzner über die Zukunft des Grundstückes nachdenken. Aber so weit ist es noch nicht.