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Volksbegehren Lehrermangel bleibt Dauerzustand

Mit dem Start ins neue Unterrichtsjahr können die Mitstreiter für das Volksbegehren gegen den Lehrermangel einen Etappensieg vermelden

Von Ralf Franke 25.09.2020, 01:01

Seehausen l Die Erfolgsmeldung für das Volksbegehren „Den Mangel beenden – unseren Kindern eine Zukunft geben“ auf Landesebene steht zwar noch aus, die Mitstreiter der Initiative „Seehausen links“ können allerdings schon eine positive Bilanz für ihren Teil der Aktion ziehen. Denn die Resonanz auf die Unterschriftensammlung, die letztlich die Forderung nach mehr beziehungsweise ausreichend Lehrern in sachsen-anhaltischen Schulen per Gesetz festschreiben lassen will, stieß in der Verbandsgemeinde Seehausen trotz Gang in die corona-bedingte Verlängerung auf ein positives Echo. Das betont der Kopf der Gruppe, Bernd Kloss, jetzt in einer Pressemitteilung.

Demnach hätten sich mehr als 1250 Bürgerinnen und Bürger der Forderung nach einer verlässlichen Lehrerversorgung schriftlich angeschlossen. Das, so Kloss, entspreche deutlich mehr als den neun Prozent der Beteiligungsberechtigten, die es in Sachsen-Anhalt braucht, um per Volksbegehren einen Gesetzentwurf ins Parlament einzubringen. Landesweit müssten also etwa 163 000 Wahlberechtigte das Anliegen nachweisbar unterstützen. Mit der Änderung des Schulgesetzes soll per Personalschlüssel verbindlich geregelt werden, wie viele Lehrer, pädagogische Mitarbeiter und Schulsozialarbeiter mindestens einzusetzen sind, damit an den Schulen erfolgreich gearbeitet werden kann.

„Jahrelang hat Sachsen-Anhalt viel zu wenig Lehrer eingestellt und ausgebildet. Wenn Bildungsminister Tullner argumentiert, durch das Volksbegehren würden keine Lehrer gezaubert, dann ist das billige Polemik. Die CDU ist durch langjähriges, schlechtes Regieren für den Lehrermangel verantwortlich. Jetzt sucht Tullner sogar Lehrer im Ausland und sieht das lobend als Alleinstellungsmerkmal. Leider hat sich Sachsen-Anhalt aber schon ausreichend negativ qualifiziert: Beim Bildungsmonitor stehen wir auf dem letzten Platz und haben eine beschämend hohe Rate von Schulabbrechern“, betont Kloss.

Wobei der Wanzeraner seine Kritik auch an Missständen in Seehausen festmacht. Erkrankungen würden zu Unterrichtsausfall und zur Reduzierung der Stundenzahl führen, weil der Personalschlüssel viel zu klein wäre. Das sei im vergangenen Schuljahr so gewesen und setze sich im neuen fort. Mit großen Anstrengungen müsse dann ein sogenannter versetzungswirksamer Unterricht organisiert werden, damit formal die Prüfungen nicht gefährdet sind. „Kann so der Anspruch auf eine Bildung, die den Zukunftsanforderungen gerecht wird, gewährleistet werden?“, fragt er.

Das fragen sich offenbar auch die Eltern der Gemeinschaftsschule, die sich nach einer Mitteilung des Schulleiters beim Bildungsminister darüber beschwerten, dass deren Kinder der 10. Klassen durch das Ausscheiden von gleich drei Fachlehrern zum Ende der ersten Unterrichtshalbzeit nicht das gesamte Schuljahr in prüfungsrelevanten Fächern wie Deutsch, Geografie, Geschichte und Sozialkunde ein für die Abschlussprüfung notwendiges Rüstzeug vermittelt bekämen. „Das können und werden wir nicht akzeptieren“, heißt es in dem Schreiben auch mit Blick auf den ohnehin schon herrschenden Lehrermangel und massive Unterichtsausfälle in den zurückliegenden Jahren. Marco Tullner wird in dem Papier aufgefordert, eine Lösung zu finden und für die Chancengleichheit zu sorgen, weil die Prüfungsanforderungen schließlich auch einheitlichen Kriterien folgten.

Aus der Pressestelle des Kultusministeriums hieß es auf Nachfrage der Osterburger Volksstimme, dass das Ausscheiden zumindest bei zwei der drei Lehrer überraschend gekommen sei, dass sich das Schulverwaltungsamt intensiv um Ersatz bemühe und mit entsprechenden Stellenausschreibungen reagiere. Zugleich wurde versichert, dass insbesondere bei den Abschlussjahrgängen keine Abstriche in der Unterrichtsqualität gemacht und gegebenenfalls mit Versetzungen reagiert werde.