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L&C Stendal setzt 120-jährige Möbeltradition in Stendal fort / 40000 Produkte jährlich für Europa Vom Biergartenstuhl zum Freischwinger

Von Dirk Andres 16.11.2012, 02:08

Mit einem Biergartenklappstuhl hat vor über 120 Jahren die Produktion von Möbeln in Stendal begonnen. Diese Tradition hat auch die DDR-Zeit überdauert und wird bis heute vom Unternehmen L C Stendal fortgeführt. IHK-Chef Andre Rummel sah sich dort kürzlich um.

Stendal l "Die fruchtbarste Zeit für das Unternehmen war die Hochzeit der Bauhäusler in den 20er und 30er Jahren. Arnold war eine der wenigen Firmen, die den ersten Freischwinger und damit den ersten hinterbeinlosen Stuhl realisiert hat", sagt Klaus Roth, Geschäftsführer von L C Stendal. Vom Freischwinger profitiert das Unternehmen bis heute, doch die entscheidenden Umsätzen werden in anderen Bereichen gemacht.

Pro Jahr werden am Stendaler Standort in der Lüderitzer Straße bis zu 40000 Produkte auf einer Fläche von etwa 8000 Quadratmetern von den derzeit 32 Mitarbeitern gefertigt. Die dort hergestellten Stühle, Tische und Accessoires haben eines gemeinsam. Im Mittelpunkt der Stendaler Manufaktur steht hochwertiges Stahlrohr, das mit Holz, Schurwolle und Leder zu erlebbaren Entwürfen von L C Stendal verarbeitet wird. Die Rohre werden gesägt, gebogen, geschweißt und auch gestanzt. In ihrer endgültigen Form gehen die Produkte in die Oberflächenbehandlung. Dort werden sie verchromt oder pulverbeschichtet.

"Wir bieten diese Dienstleistung auch anderen Unternehmen in der Region an", sagt der Geschäftsführer. Dieser Service wird von Kfz-Werkstätten, aber auch von Privatleuten genutzt, um Fahrzeugteile besser aufbereiten zu können.

Vertrieben werden die Produkte von L C Stendal über den Büromöbelfachhandel. Sie sind aber auch in zahlreichen Internetshops gelistet. Die Wettbewerbsintensität hat laut Roth jedoch stark zugenommen. So gebe es nicht nur 60 Mitbewerber in Deutschland, sondern auch zunehmend Konkurrenz aus Osteuropa und China.

"Unser Vorteil ist jedoch unsere Flexibilität", betont Roth. Das Unternehmen könne auch Stühle und Tische in kleineren Stückzahlen mit 30 bis 50 Produkten speziell nach Kundenwunsch herstellen. Alle 1800 Ral-Farben und auch alle Stoffe sind möglich. Damit spielt L C den Vorteil einer Manufaktur aus. Ergänzt wird die umfangreiche Produktionspalette durch die Produkte der Schwesterfirma Wilde Spieth. In Stendal werden der Klassikerstuhl von Egon Eiermann sowie weitere Orchesterstühle produziert. Das Schwesterunternehmen kümmert sich um das Marketing und den Vertrieb.

Als zuverlässiger Objektstuhlproduzent kommt das Stendaler Unternehmen nicht nur in Deutschland zum Zuge, sondern liefert auch nach Österreich, in die Schweiz und in Beneluxländer. Die Zusammenarbeit mit Fachhändlern aus diesen Ländern wird gerade intensiviert. Dafür sorgt beispielsweise das neue Stuhlmodell Plaza. Weiterentwickelt werden soll auch der Vertrieb in Richtung Skandinavien.

Zu den Referenzen des Unternehmens gehören neben dem Deutschen historischen Museum in Berlin das Kadewe in Berlin oder auch die Telekomzentrale in München. Doch auch regional ist L C mit der Ausstattung der Mensa am Stendaler Fachhochschul-standort oder der Ausstattung der IHK-Geschäftsstelle in Salzwedel gut aufgestellt.

Den Titel "Made in Germany" trägt das Unternehmen mit Stolz. Zudem ist es isozertifiziert, kann das GS-Zeichen vorweisen und leistet mit der Verarbeitung von Hölzern aus nachhaltiger Forstwirtschaft auch einen Beitrag für die Umwelt.

"Es ist bemerkenswert, was hier geleistet wird. Das zeigt, dass die Wirtschaft innovativ ist", zeigte sich Andre Rummel, Geschäftsführer der IHK in Salzwedel, beeindruckt.