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Musikalisch-literarische Matinee in der St. Nikolauskirche Beuster begeistert die Zuhörer Vom Chanson bis zum Partisanenlied

Von Walter Schaffer 16.10.2012, 01:18

Eine musikalische Matinee unter dem Titel "Bei mir bist du schön" führte am Sonnabend zahlreiche Zuhörer in der St. Nikolauskirche Beuster zurück ins Deutschland der 1920er bis 1940er Jahre.

Beuster l "Bei mir bist du schön"- wer kennt nicht diesen Titel des Swingstückes, der bereits 1938 durch die Andrews-Sisters einen weltweiten Bekanntheitsgrad erreichte und danach vielfach in Variationen erschien. Das Original wurde aber bereits sechs Jahre vorher für ein jiddisches Musical mit dem Titel "Men ken leben norm en lost nischt" geschrieben und in New York zur Uraufführung gebracht. Die Übersetzung lautet: "Man könnte leben, aber sie lassen uns nicht".

Auf diesem Hintergrund basierte eine musikalisch-literarische Matinee in der Stiftskirche zu Beuster unter dem Titel "Bei mir bist du schön". Gestaltet wurde dieser Abend durch Charlotte Knappstein mit Texten und Gesang sowie Torsten Urban mit der Gitarre. Knappstein, Literaturwissenschaftlerin mit Schauspiel-und Gesangsstudium, ist seit 1998 Freiberuflerin und unter anderem aus vielen Fernsehproduktionen, Sprechertätigkeiten, Gestaltung eigener Theaterstücke sowie Chanson und Kabarett bekannt. Torsten Urban, der eine musikpädagogische Ausbildung am Telemann-Konservatorium in Magdeburg absolvierte und danach an der Musikschule Paul Dessau in Salzwedel arbeitete, ist seit fast zehn Jahren freiberuflich als Musiker und Pädagoge tätig. Als Mitglied ist er in verschiedenen Rock-Blues-Top-40-Bands zu hören und übernahm 2010 die Gitarrenbegleitung in "Bei mir bist du schön".

In der gut einstündigen Veranstaltung mit Literatur und Chansons der 1920er bis 1940er Jahre, die aus Anlass des Tages der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 entstand, erinnerten die Künstler an die Zeit des Nazi-Terrors in Deutschland. Gedichte von Erich Kästner, Erika Mann, Rose Ausländer, Mascha Kalèko, Lotti Huber und Adam Kuckhoff waren Bestandteil der Lesung, ebenso wie Texte von Anne Frank, Inge Buk, Jan Petersen sowie ein Romanfragment von Irmgard Keun.

Heitere, leicht frivole Literatur zu Beginn der Lesung wurde musikalisch durch deutsche Chansons umrahmt, um dann weiterführend jiddische Lieder aus dem Ghetto oder das Lied der Partisanen "Bella Ciao" zu Gehör zu bringen.

Erstmalig wurde in dieses Programm auch ein Beitrag einer 15-jährigen Musikschülerin von Charlotte Klappstein integriert. Alida Kilanowitsch, so ihr Name, brachte das Lied einer "Edelweißpiraten"-Gruppe zur Aufführung, bei dem die Zuhörer den Refrain "Und dann wird morgen eine neue Zeit anfangen, und dann ist morgen schon der Spuk vorbei" mitsingen konnten. Dies war eine reife Bühnenleistung, das bewies auch der Beifall der Zuhörer.

Nach dem großen Schlussbeifall betonte der Vorsitzende des Fördervereins Str. Nikoluaskirche Beuster, Volker Stephan, die Bedeutung solcher Veranstaltungen auch im Hinblick auf die zunehmenden Aktivitäten von Rechts in der Altmark. Schulen, Berufsschulen und auch größere Vereine können diese Veranstaltung kostenlos bei Frau Klappstein ordern. Die Matinee wurde durch die Landeszentrale für politische Bildung in Sachsen-Anhalt in Kooperation mit Bibliotheken und Vereinen unterstützt.