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Heimatgeschichte Was die Einwohner von Osterburg bei Stendal ihrem Schwimmverein verdanken

Der Osterburger Schwimmverein hat in seiner Geschichte sportlich für Schlagzeilen gesorgt. Engagierte Mitglieder haben aber noch ganz andere „Fußspuren“ in der Stadt hinterlassen.

Von Jörg Gerber 08.08.2023, 18:45
Dieser Schnappschuss im Waldschwimmbad auf dem Fuchsbau in Osterburg wurde 1986 fotografiert. Das vom Schwimmverein gebaute und 1933 eröffnete Freibad wurde in den 90er Jahren abgerissen.
Dieser Schnappschuss im Waldschwimmbad auf dem Fuchsbau in Osterburg wurde 1986 fotografiert. Das vom Schwimmverein gebaute und 1933 eröffnete Freibad wurde in den 90er Jahren abgerissen. Foto: Jörg Gerber

Osterburg - Der Schwimmverein Osterburg hat eine große Aktie daran, dass das Nass aus den Wasserhähnen im Stadtgebiet vom Fuchsbau kommt. Eben dort suchten die Schwimmer vor knapp 100 Jahren nach Wasser.

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Der im Jahr 1922 von zehn Männern im Gasthaus „Goldener Löwe“ gegründete Verein war mit den Bedingungen in seinem ursprünglichen Trainingsort, der damaligen Frauenbadeanstalt (das heutige Biesebad), nicht mehr zufrieden. Der niedrige Wasserstand und die Versandung des Flusses weckten Begehrlichkeiten nach einer neuen Schwimmstätte. Zuerst dachten die Sportler an eine eigene Badeanstalt am Fluss.

Wünschelrute führte zu einer Wasserader

Dann aber rückte der Fuchsbau in ihren Blick. Die Generalversammlung des Vereins lehnte den Bau einer Badeanstalt auf dem Fuchsbau aber ab. In der örtlichen Presse wurde auch gegen das Vorhaben Position bezogen. Vereinsmitglieder wie Oswald Klaus, Karl Stengel, Hermann Oelecker sowie Siegmund Müller ließen sich davon aber nicht beirren und begannen auf eigene Verantwortung. Ihre Hartnäckigkeit und ihr Engagement machten sich schließlich mit dem Bau und am 2. Juli 1933 mit der Einweihung des Waldbades bezahlt.

Zunächst aber musste Wasser gefunden werden. Und das klappte auf Anhieb. Mit einer Wünschelrute stießen sie auf eine Wasserader. Anders als die Stadt, die über Jahre hinweg im Umfeld von Osterburg vergeblich nach Trinkwasser gesucht hatte. Und hatte man Wasser entdeckt, war die Menge nicht ausreichend oder es mangelte an der nötigen Qualität. Die Männer vom Schwimmverein hatten mehr Glück. Untersuchungen, die in Berlin und Hannover vorgenommen wurden, bescheinigten dem entdeckten Nass beste Trinkwasserqualität. Aus dieser „Quelle“ werden die Haushalte in der Stadt Osterburg bis heute noch mit Wasser versorgt.

Blick auf die Schwiegermutterbrücke.
Blick auf die Schwiegermutterbrücke.
Foto: Nico Maß

Das Waldschwimmbad auf dem Fuchsbau entwickelte sich schnell zu einem Anziehungspunkt für Einwohner aus Osterburg und Umgebung.

Verein gab Anstoß für die Schwiegermutterbrücke

Auch Lehrer kamen mit Schulklassen in die Freizeitstätte, um dort das Schwimmen zu erlernen. Zur Entlastung des Verkehrs stellte der Schwimmverein beim damaligen Bürgermeister von Osterburg einen Antrag, hinter den Werderwiesen eine Umgehungsbrücke zu errichten. Das Stadtoberhaupt stimmte dem Antrag zu, auch aus einem persönlichen Grund. Denn seine Schwiegermutter besaß in der Nähe einen Spargelacker. Für sie war eine neue Biesebrücke ebenfalls vorteilhaft. Vor allem dank der Schwimmer wurde die neue Bieseüberquerung gebaut. Sie ist den Osterburger Einwohnern bis zum heutigen Tag als Schwiegermutterbrücke bekannt.