1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Osterburg
  6. >
  7. Rentner machen Gymnastik vorm Sofa

Wegen Corona Rentner machen Gymnastik vorm Sofa

Erika Bukowski und ihr Mann Horst haben sich in Zeiten von Corona kurzerhand einen Fitnessraum zu Hause eingerichtet.

Von Astrid Mathis 05.05.2020, 01:01

Osterburg l „Not macht eben erfinderisch“, sagt die 80-Jährige. Als klar war, dass sie den Fitnessraum in der Landessportschule nicht mehr nutzen können, wurden daheim einfach ein paar Möbel zur Seite geschoben. Damit ist Platz für Ergometer, Gymnastikmatte, Terraband und Hanteln. „Gefüllte Wasserflaschen ersetzen Gewichte“, verrät Erika Bukowski augenzwinkernd. „Und bei gutem Wetter fahren wir Fahrrad.“

Sportlich war sie schon immer. Als junge Frau spielte sie Handball bei „Einheit Osterburg“, 1958 hatte sie die erste Gymnastikgruppe in der Biesestadt mitbegründet, wo sie 30 Jahre aktiv mitturnte. In die Feuerwehr ging sie von 1978 bis 1986, was natürlich auch fit hielt. Zwei kleine Kinder sorgten zwar zwischenzeitlich für eine Pause, „aber bis vor drei Jahren habe ich bei der Gymnastik eigentlich immer mitgemacht.“ Man traf sich in der Turnhalle der früheren Berufsschule, zuletzt in der des Markgraf-Albrecht-Gymnasiums.

2001 holte sie ihren Mann auch mit ins Fitnessboot: „2001 habe ich ihn zu einem Schnupperkurs im Fitness-Studio in Stendal überredet. Das hat ihm so gefallen, dass er meinte: Bleiben wir doch hier!“ Vor vier Jahren wechselte das Paar wegen der Fahrerei von Stendal nach Osterburg.

Bukowskis schwingen sich lieber aufs Rad. Pro Jahr kommen die zwei Rentner auf 1000 bis 1400 Kilometer. „Wir haben auch gern die geführten Touren mit Susanne Bohlander mitgenommen, haben die Uckermark, Berlin, Potsdam und Mecklenburg abgeradelt“, so die Osterburgerin.

Von 2002 bis 2008 ging sie täglich walken und notierte sich praktisch jeden Schritt in einer Übersicht in der Küche. „Mir hat auch immer der Silvesterlauf Spaß gemacht, und beim Rundlauf um den Arendsee habe ich mit 66 mal gewonnen“, plaudert die Rentnerin aus dem Nähkästchen.

Damit nicht genug. Sie nahm außerdem am 18. Mai 2008 am Deutschen Walking Tag teil und machte 2015 ebenso beim Ausflug der Gymnastikgruppe zum Kegeln eine gute Figur. „Am meisten habe ich mich aber über das Treffen mit Täve Schur beim Bernburger Wandertag am 16. Juni 2012 gefreut.“

Davon zeugen zahlreiche Urkunden und Teilnahmebescheinigungen. „Ich weiß auch nicht, warum ich das alles aufgehoben habe. Manches wüsste ich gar nicht mehr, wenn ich es nicht gesammelt hätte“, bemerkt Erika Bukowski schmunzelnd. „Na ja, wenn ich nicht mehr bin, schmeißen die Kinder eh alles weg. Und heute freue ich mich noch über unsere Erinnerungsstücke.“ Von den meisten Dokumenten hat sie nämlich zwei, weil ihr Mann an denselben sportlichen Aktionen teilnahm. Er soll sich natürlich auch fit halten. Und darum muss er mit. Schließlich macht Sport in Gemeinschaft viel mehr Spaß.

Dass durch die geschlossenen Fitness-Studios und Schwimmhallen die sozialen Kontakte eingeschränkt sind, gefällt der lebenslustigen Osterburgerin zwar nicht so, aber sie schaut positiv in die Zukunft und sagt abschließend: „Wir wünschen unseren Sportfreunden alles Gute. Bleibt gesund, bis wir uns wiedersehen!“