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Unternehmen schließt Die "Kerze" ist bald abgebrannt

Die Salzwedeler Kerzenfabrik wird ihre Tore schließen. Ein genauer Termin steht aber noch nicht fest.

Von Arno Zähringer 06.10.2017, 03:00

Salzwedel l Betroffen von dem Aus sind 38 Mitarbeiter, berichtet Natalia Margert von der Vollmar Produktions GmbH mit Sitz in Rheinbach im Rhein-Sieg-Kreis in Nordrhein-West- falen auf Anfrage der Volksstimme. Als Grund für die Schließung, die noch nicht terminiert ist, nennt sie „Auftragsverluste großer Handelskonzerne und negative Ergebnisse“. Wegen eines Sozialplanes für die Beschäftigten würde „mit dem Betriebsrat verhandelt, ob eine Möglichkeit besteht“. Entgegen anders lautender Gerüchte soll die Produktion nicht ins Ausland verlagert werden.

Die Salzwedeler Fabrik verarbeitete in den 1960er und 1970er Jahren Tierknochen zu Leim und produzierte Dünger. Doch dann verschwanden die Knochen. Die Verantwortlichen suchten nach einem neuen Profil und kamen auf Kerzen – ein Beitrag zur Versorgung der DDR-Bevölkerung mit dringend benötigten Konsumgütern. Seit 1980 produzierte die Firma mit seinerzeit 200 Beschäftigten unter dem Dach des Verbundes „Wittol“ auch für den Export.

Neue Hallen wurden gebaut. Schritt für Schritt wuchs das Werk. In Salzwedel entstand die größte Kerzenfabrik der DDR. 5000 Tonnen Kerzen verließen das Werk im Jahr. Die Maschinen dafür kamen aus der Bundesrepublik. Etwa die Hälfte der Kerzen ging in den Export.

Dann kam die politische Wende. Auch für das Salzwedeler Unternehmen an der Fuchsberger Straße 1 war dies eine schwierige Zeit, denn unangenehme Entscheidungen mussten getroffen werden. 230 Menschen arbeiteten Ende 1989 in der Fabrik. Viele mussten gehen, nur etwa 70 Beschäftigte konnten bleiben.

Schließlich wurde die Kerzenfabrik, in deren Anlagen seit 1991 rund 30 Millionen Euro investiert wurden, eine eigenständige Tochter der Firma Vollmar. 2009 wurde die Fabrik komplett an die Firma angegliedert. Noch bis 2013 arbeiteten im Schnitt 70 bis 75 Mitarbeiter in der Fuchsberger Straße. Hinzu kamen noch 20 bis 30 Leiharbeiter in der Hauptproduktionszeit im zweiten Halbjahr. Hauptabnehmer der Ware waren Drogeriemärkte und Supermarktketten.

Bereits im September vergangenen Jahres schloss der Kerzenhersteller Vollmar seine Produktionsstätte in Rheinbach. Wie die Firma damals mitteilte, habe die Geschäftsleitung der Vollmar Produktions GmbH den Betriebsrat in Rheinbach und die Mitarbeiter informiert. Von der Schließung waren 42 Beschäftigte in der Produktion betroffen. Die 19 Arbeitsplätze in der Verwaltung und im Vertrieb der Vollmar GmbH blieben erhalten. Auch der Sitz des Unternehmens blieb weiterhin in Rheinbach.

Die Vollmar GmbH ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der KU Kerzenunion GmbH. Gegründet wurde die Kerzenfabrik 1910 durch den Namensgeber Wilhelm Vollmar. Inzwischen wurde auch der Online-Shop des Unternehmens vorübergehend offline gestellt.