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"Vollmar" GmbH fertigt Kerzen für Einrichtungshäuser und Drogerieketten / Trend Gewürzdüfte und "Maxi-Lichter" Nicht nur zur Weihnachtszeit: Jeden Tag zwei Millionen "Lichter" aus Salzwedel

06.12.2011, 04:26

In der Weihnachtszeit sorgen Kerzen traditionell für ein stimmungsvolles Ambiente. Viele Wachsleuchter, die im Handel angeboten werden, kommen aus Sachsen-Anhalt - aus der Kerzenfabrik in Salzwedel.

Von Oliver Schlicht

Salzwedel l Sie liegen in Drogerien, Einrichtungshäusern und Supermärkten. Kastanienbraun oder ziegelrot. Lang und schlank, dick oder geriffelt. Und obwohl sie vielfach mit unterschiedlichen Produktnamen versehen sind, kommen sie doch häufig aus der gleichen Manufaktur. "Unser Unternehmen ,Vollmar\' ist gemeinsam mit dem Stammsitz in Rheinbach bei Bonn einer der führenden Kerzenproduzenten in Europa", erzählt der Prokurist der Salzwedler Fertigung Dietrich Jahn. Am südlichen Ortsrand von Salzwedel sind in einer Werkhalle 70 Mitarbeiter mit der Fertigung von Kerzen beschäftigt. 15 verschiedene Produktionsstrecken gibt es in der Halle, die jeweils abhängig vom Sortiment der Tagesproduktion in Betrieb genommen werden.

Die Produktionsmenge ist gewaltig. Jahn: "Im Durchschnitt werden etwa zwei Millionen Kerzen täglich hergestellt. Wenn wir vorrangig Teelichter produzieren, können es auch schon mal drei Millionen werden." Etwa 200 Millionen Kerzen und "Lichter" - so der Fachjargon für die Teelichter - werden in Salzwedel pro Jahr produziert. Keine hochwertigen Edelleuchter mit aufwendigen Gravuren und Färbungen, sondern Gebrauchskerzen unterschiedlicher Art, die im Handel in der Regel für unter zehn Euro pro Packung angeboten werden. Verkauft werden die Salzwedler Kerzen überwiegend in Deutschland und in angrenzenden Ländern Europas. Zur Umsatzentwicklung im zu Ende gehenden Geschäftsjahr 2011 möchte der Prokurist keine Angaben machen.

Die "Stumpen" (dicke, selbst stehende Kerzen) und "Leuchter" (schlanke Steckkerzen) laufen in Salzwedel in mehreren Fertigungsstraßen vom Band. Sie werden gezogen, gegossen, aus einem Pulver gepresst und gefärbt. Roboter greifen die sauber aufgereihten Wachskörper am Ende des Bandes und verpacken sie blitzschnell in Schachteln.

Der Laie spricht zwar gern von Kerzen-"Wachs". Aber mit dem "Wachs" ist das so eine Sache. Früher waren die Kerzen überwiegend aus Paraffin, zu dessen Herstellung wiederum teures Erdöl benötigt wird. "Heute ist man bemüht, auch Fette und Stearin mit einzusetzen, um die Kerzen kostengünstiger herstellen zu können", erklärt der Prokurist. Auf Kosten des Brennverhaltens gehe dies aber nicht, versichert Jahn. "Die Brenndauer einer Kerze wird genau kontrolliert und auch auf der Verpackung mit angegeben."

Die Kerzentrends für das Jahr 2011 zu beschreiben, fällt dem Salzwedler Manager nicht einfach. "Im Jahreswechsel ändert sich da nicht viel. Es gibt aber einige generelle Trends bei Düften und Farben, denen auch die Kerzenproduktion Rechnung trägt." Die Kerzen sind nicht einfach nur rot, sondern bordeauxrot oder ziegelrot. Teelichter schnuppern nach Ananas, Erdbeeren - und in der Adventszeit natürlich nach Zimt und Lebkuchen. Es werden auch Kerzen mit Gewürzdüften wie Dill und Fenchel hergestellt. "Anti-Tabak-Kerzen" mit dem süß-samtigen Duft von Sandelholz sollen den Nikotingestank vertreiben helfen. "Teelichter sind im Laufe der Jahre ein Massenartikel geworden, der sich von seiner ursprünglichen Funktion als Kannenwärmer weit entfernt hat", erzählt Dietrich Jahn. Heute gebe es auch besonders große "Maxi-Lichter" und sogar quadratische Lichter.

Er persönlich sei keinesfalls "kerzengesättigt", wenn er von der Arbeit nach Hause gehe, versichert der Prokurist. In der Adventszeit stehe auch im Hause von Familie Jahn häufig ein Kerzenlicht auf dem Kaffeetisch. "Dafür sorgt meine Frau schon." Allerdings blickt der Fachmann vielleicht etwas weniger romantisch-verträumt auf den brennenden Docht. "Ich habe immer auch die Brenndauer und Lichtstärke mit im Blick", verrät er augenzwinkernd.