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Baufällig Abrissbagger gerade noch gestoppt: Anwohner kämpfen um Torhaus in Klein Gartz

Rettung in letzter Minute: Anwohner verhindern, dass das Torhaus zum Pfarrhof in Klein Gartz im Altmarkkreis dem Abrissbagger zum Opfer fällt. Aufschub gibt es aber nur wenige Tage. Bis dahin muss es der Familie Seifert gelingen, eine tragfähige Alternative auf den Weg zu bringen.

Von Antje Mewes 22.07.2021, 18:21
Swantje Seifert stellte sich vor das Torhaus. Nachdem das Okay für den Abriss gekommen war und der Baggerfahrer beginnen wollte.
Swantje Seifert stellte sich vor das Torhaus. Nachdem das Okay für den Abriss gekommen war und der Baggerfahrer beginnen wollte. Foto: Antje Mewes

Klein Gartz - Dramatische Szenen im beschaulichen Klein Gartz: Donnerstagvormittag (22. Juli) rückten Mitarbeiter einer Baufirma mit schwerem Gerät an. Ihr Ziel war das Torhaus auf dem ehemaligen Pfarrgrundstück. Davon aufgeschreckt, erkundigten sich Thomas Kraus und seine Nachbarn Swantje und Thomas Seifert, was passieren soll und erfuhren, dass der Abriss des Gebäudes aus dem Jahr 1823 beginnt. „Darüber war niemand von den Anwohnern informiert worden“, sagte Thomas Kraus. Sie fragten beim zuständigen Pfarrer Joachim Thurn nach. Er bestätigte, dass der Auftrag für die Arbeiten erfolgt ist. Ursprünglich sollte Montag begonnen werden. Die Firma hatte aber schon eher freie Kapazitäten, so dass der Start für den Rückbau des Gebäudes vorgezogen wurde.

Zum großen Entsetzen von Thomas Seifert. Er hatte, unterstützt von seiner Frau Swantje, schon vor zwei Jahren dem Gemeindekirchenrat angeboten, eine Initiative ins Leben zu rufen, um das baufällige Haus zu sichern und nach und nach so zu stabilisieren, dass es für das Dorfbild erhalten bleibt. Dabei sei es geblieben. Er habe nichts wieder davon gehört, aber nach wie vor großes Interesse daran, sich zu engagieren, betonte er, während auf der anderen Straßenseite der Baggerfahrer sein Gerät in Stellung brachte.

Auch Thomas Kraus war verärgert über die Hau-Ruck-Aktion. Wenigstens bis Montag sollte der Abriss verschoben werden, bat Thomas Seifert inständig. Dann werde er versuchen, Leute zusammenzubekommen, die mit Material und Arbeitskraft helfen, das Haus zu retten. Pfarrer Joachim Thurn, der ebenfalls vor Ort gekommen war, schloss aus, dass der Abriss verschoben wird. Er fragte noch einmal im Kreiskirchenamt nach, ob mit dem vorgezogenen Termin alles seine Richtigkeit habe. Nachdem das bestätigt wurde, gab er den Bauleuten das Okay.

Swantje Seifert stellt sich vor das Gebäude

Für Swantje Seifert der Moment zu handeln. Sie stellte sich einfach vor das Haus und die Baumaschine. „Bitte geben Sie uns die Möglichkeit, noch einmal darüber zu sprechen“, bat Thomas Seifert. Er wolle mit den Gemeindekirchenräten reden, um Alternativen zu finden.

Es sei ein langer Entscheidungsprozess gewesen, erklärte der Pfarrer. „Uns fällt das auch nicht leicht“, sagte er. Aber die Kirchengemeinde sei in der Verkehrssicherungspflicht für das Gebäude, von dem bereits einige Dachziegel heruntergefallen sind. Es sei extrem baufällig. In seinem Pfarrbereich gebe es viele weitere sanierungsbedürftige Gemäuer. All das koste viel Geld.

Das Torhaus in Klein Gartz ist ist baufällig.
Das Torhaus in Klein Gartz ist ist baufällig.
Foto: Antje Mewes

Die Kirchengemeinde plane, das Pfarrgrundstück in Klein Gartz zu verkaufen. Deshalb sei der Beschluss gefallen, „das Haus zurückzubauen“. Dafür gebe es Fördergeld. Ohne wäre es für das Kirchspiel schwer geworden, den Abriss zu finanzieren. Ein Eigenanteil sei ebenfalls zu leisten. „Es ist gerade auch nicht so einfach, Handwerker zu finden“, begründete er, dass er nicht anders handeln könne.

In dieser verfahrenen Situation wurde Kirchenratsmitglied Matthias Loth herangerufen. Der zeigte Verständnis für das Anliegen der Familie Seifert. Er sei sehr für den Erhalt historischer Bausubstanz, aber im Fall des Torhauses sei es schwierig. Trotzdem rückten die Bauarbeiter unverrichteter Dinge wieder ab. Eine Entscheidung, die 600 Euro kostet. Die Firma erwartet für ausgefallenen Arbeitsund Maschinenstunden einen Ausgleich, für den Familie Seifert aufkommt. Dazu hatten sich die beiden bereit erklärt, wenn der Abbruch gestoppt wird. Eventuell steht noch ein Teilen der Summe mit der Kirchengemeinde im Raum.

Doch wie soll es nun weitergehen? Es bleibt nur Zeit bis Montag, 26. Juli. Die Seiferts haben ausgeschlossen, das gesamte 4000 Quadratmeter große ehemalige Pfarrgrundstück zu kaufen. Auch ein Teilen der Fläche, um nur das Haus zu erwerben, ist ebenfalls unmöglich, weil es Schwierigkeiten mit der Zufahrt geben würde.

Aktivitäten am Haus nur mit Vertrag

Das Angebot von Thomas Seifert, ehrenamtlich und unentgeltlich Sicherungsarbeiten zu organisieren und selbst Hand anzulegen, sei ebenfalls nicht möglich. „Sie sprechen nicht mit Privatleuten, sondern mit der Institution Kirche“, betonte Matthias Loth. Alles, was angepackt werden soll, müsse vertraglich untersetzt sein. Da es keinen Verein oder ähnliches gebe, sei das Ganze noch schwieriger, schätzte er ein.

Am Freitag, 23. Juli, soll es einen Termin im Kreiskirchenamt geben, bei dem noch einmal Unterlagen gesichtet werden. Loth riet den Seiferts, zügig ein Konzept zu erarbeiten und auf den Tisch zu legen. Auch ein Nutzungs- oder Pachtvertrag ausschließlich für das Torhaus war im Gespräch.

Besonders das Tor weist zahlreiche Details auf.
Besonders das Tor weist zahlreiche Details auf.
Foto: Antje Mewes