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Abschiedstournee Six-Appeal und Coverbeats

Die Band Six ist jedes Jahr Stammgast am Arendsee. Jetzt gehts im 25. Jahr auf Abschiedstournee.

Von Helga Räßler 05.08.2017, 03:00

Volksstimme: Stefan Krähe, wieso gibt es jetzt noch eine Abschiedstournee nach der Abschiedstournee 2016, jetzt im 25. Jahr eures Bestehens?

Stefan Krähe: Die Abschiedstournee begann im Dezember 2016, als die Entscheidung fiel, dass Six sich im November 2017 auflösen wird. Es war uns wichtig, dass auch die Freunde und Sympathisanten in den Regionen, in denen wir nur in unserer traditionellen Weihnachtstour spielen, wussten, dass wir zum letzten Mal bei ihnen spielen werden. Eine Weihnachtstour 2017 wird es nicht geben.

Und warum hört die Band nun tatsächlich auf?

Im Grunde ist es kein Ende, sondern ein Neubeginn!

"Gefallene Engel“ (2009), „Narben und Souvenirs“ (2011) und „Gebrannte Kinder“ (2014) waren die herausragenden Alben mit Songs, die man auch am Strand von Arendsee kennt und mitsingen kann. Gab es danach noch was Neues?

Wir hatten noch 2 Live-CDs "SIX goes ClasSIX“ und eine Live-DVD „SIX goes ClasSIX“ veröffentlicht. Es handelt sich um die Aufzeichnung eines Konzertes mit einem 66-köpfigen Sinfonieorchester mit ausschließlich eigenen Songs.

Und gibt es jetzt noch was Neues unter dem Namen Six?

Für die Abschiedstour haben wir eine Art Erinnerungs-CD erstellt, eine „Best of SIX“. Das ist gut, denn einige CDs von uns sind schon nicht mehr erhältlich.

Wer schrieb oder schreibt eigentlich eure Texte?

Das war unterschiedlich. Es gab Texte ausschließlich von mir, aber auch welche, die ich mit Freunden geschrieben hatte. Auch Robert hat zusammen mit Freunden für gutes Textmaterial gesorgt.

Wie soll es denn nach Six weitergehen? Geht ihr alle getrennte Wege? Wer macht was und wo?

Robert hat sein Projekt „Robert Gläser“, in dem er seine Songs singt. Außerdem geht er mit Apfeltraum auf Tour. Ein Projekt, in dem er Songs von seinem Vater Peter „Cäsar“ Gläser darbietet. Ich werde in der Band "KRÄHE" meine neuen Songs performen und natürlich auch das „Erbe“ von Six pflegen

Mal noch ein Rückblick: Wie und wann hat sich Six eigentlich gegründet?

1992 gab es das erste Six-Konzert in der damaligen Diskothek „SIX“ in Königs Wusterhausen.

Was war vor Six, also als Six noch Scout war?

Aus dieser Zeit ist niemand mehr in der Band außer mir. Wir haben eine besondere Beziehung zu Arendsee. Hier haben wir unsere ersten Fans gehabt und schon in den 80ern den Altmärker Hof viele Male pro Jahr bespielt, schon damals vor vollem Haus. Auch die Strandbühne war unser zweites Zuhause. Besonders hängen geblieben ist ein Konzert auf einem Acker in Schrampe. An diesem Tag war in Arendsee aus irgendeinem Grund kein Auftritt möglich. Also haben wir uns einfach auf einer Wiese bei Schrampe aufgestellt und ein Konzert gegeben. Unsere Bassboxen waren unsere Bühne. Mitten auf der Wiese saß jemand auf einem Stuhl und hat für uns den Eintritt kassiert. Nach dem Konzert war der Kassierer mit der Kasse verschwunden.

Und wann war das erste Gastspiel im Arendseer Strandbad?

Ich denke, das muss 1986 gewesen sein.

Wie viele Konzert habt ihr gespielt, wie viele davon am Arendsee?

Vor 5 Jahren hatten wir unser 2222. Konzert in der Stadthalle in Cottbus gefeiert. Wir sollten die 2700 deutlich überschritten haben. In Arendsee waren wir mit Six sicher um die 40-mal.

Fans von Scout haben mich gefragt, warum auf eurer Internetseite der eigentliche Bandgründer Jochen mit keinem Wort erwähnt wird. Ist das so und warum?

Das liegt daran, dass Jochen nicht der eigentliche Bandgründer war, sondern ein Gründungsmitglied wie alle, die damals in der Band waren. Ich habe Scout gegründet noch ohne Jochen. Ich holte Jochen in die Band. Später sah ich die Notwendigkeit den Bandnamen zu ändern, weil sich die Musik und auch das Image der Band geändert hat. Heute stehen wir vor einem ähnlichen Problem. Die Band hat 25 Jahre so gut als Coverband gearbeitet, dass der Name Six für die Ewigkeit mit Cover in Verbindung zu stehen scheint. Wir haben jede Menge Alben mit eigener Musik (12 Tonträger, 2 DVDs), wir geben drei Stunden lange Konzerte mit Sinfonieorchestern mit ausschließlich eigenen Songs, aber das scheint nichts zu ändern.

Jetzt habe ich das nächste Album fertig und nun wäre die logische Konsequenz, dass der Anteil an Covermusik bei den Konzerten weiter zurückgeht. Dann aber noch unter dem Namen Six aufzutreten, wäre fatal.

Leute, die die Band vor zehn Jahren gesehen haben, erkennen die Band heute nicht wieder. Leute, die die Band vor 25 Jahren gesehen haben, haben sie vor 10 Jahren nicht wiedererkannt. Was ich sagen will ist: Die Band hat sich immer weiter entwickelt. Das, was jetzt passiert, ist im Grunde nichts anderes als der nächste logische Schritt einer Weiterentwicklung. Wenn man so will, war Six so eine Art Scout 2.0 und Krähe wird so eine Art Scout 3.0. So wie die Musiker sich in den Jahren entwickelt haben, hat sich auch die Band verändert. Bisher war diese Evolution eine positive und das wird auch so bleiben. Das neue „KRÄHE“- Album erscheint Ende August. Unter www.kraehe-band.de kann man sich die ersten Videos zum Album ansehen.

Die Tatsache, dass ich meine Musik unter „KRÄHE“ veröffentlichen kann, gibt mir natürlich auch die Möglichkeit Texte zu schreiben, die viel intimer sind oder zum Teil auch politisch. Es gibt meiner Ansicht nach auch kaum Künstler, die für irgend etwas stehen, Farbe bekennen. Typen wie Udo Lindenberg oder Westernhagen in den 80ern sucht man mit der Lupe. Die Texte werden immer oberflächlicher. Niemand will mehr anecken. Alle wollen gefallen. Das ist nicht mein Weg.

Macht es dir immer noch Spaß, vor Publikum auf der Bühne zu stehen und dein Innerstes nach außen zu kehren, ich meine mit den Texten, mit der Hingabe an die Musik?

Wenn es mir keinen Spaß mehr machen würde, könnte ich das nicht machen. Ich liebe es und werde solange auf einer Bühne stehen, solange es jemanden gibt, der mich sehen will.