"Ach, wissen Sie, ich ziere mich nicht" Interview mit Buchhändlerin Helga Weyhe

Über den Dionysiusmarkt und ihre Beweggründe, sich für die althergebrachte Kurzform "Nysmarkt" einzusetzen, sprach Volksstimme-Redakteurin Christina Bendigs mit der Salzwedeler Buchhändlerin Helga Weyhe.

Volksstimme: Frau Weyhe, Sie haben dafür gesorgt, dass der Markt wieder als "Nysmarkt" Einzug in den Sprachgebrauch hält. Warum haben Sie sich dafür eingesetzt?

Helga Weye: Warum ich mich dafür eingesetzt habe? Weil das erstens historisch ist, denn den Dionysiusmarkt gibt es ja schon seit etwa 700 Jahren, und zweitens, weil er unter diesem Namen weit im Umland von Salzwedel bekannt ist. Oder gibt es noch einen in der Gegend?

"Meiner Mutter hat das nicht gefallen. Staubfänger!"

Volksstimme: Sie leben seit fast 90 Jahren in Salzwedel. Welche Erinnerungen haben Sie an den Markt?

Helga Weyhe: Als ich am Freitagnachmittag über den Markt gegangen bin, habe ich gedacht: Meine Güte, das ist ja wie früher, die vielen Karussells, die da waren, und das ist so schön. Ich habe die kleinen Kinder beobachtet. So waren wir früher, das war richtig schön. Autos gab es nicht, aber dafür Pferde. Und ich erinnere mich noch an eine Frau, die auf einer Decke lauter kleine Tierfiguren hatte. Ich habe ganz schön gespart, um mir eines der Tiere kaufen zu können. Meiner Mutter hat das nicht gefallen. Staubfänger! Was es heute allerdings nicht mehr gibt: türkischen Honig. Das war eine wunderbar-klebrige, süße Angelegenheit.

Volksstimme: Und wie verbringen Sie den diesjährigen Nysmarkt?

Helga Weye: Erst mal im Laden, weil ich ja auch was zu tun habe. Aber ich komme gar nicht dazu, weil immer wieder Leute kommen. Und ein- oder zweimal gehe ich auch über den Markt. Aber Riesenrad fahre ich jedenfalls nicht, das lässt man in meinem Alter.

Volksstimme: Sie haben auch den Schriftzug geschrieben, der auf allen Plakaten für den Nysmarkt wirbt. Wie ist es für Sie, das nun überall zu sehen?

Helga Weyhe: Ach, wissen Sie, ich ziere mich bei sowas nicht, ob nun fotografiert oder interviewt wird...

Volksstimme: Das ist schön. Und was sagen Sie zum Wetter?

Helga Weyhe: Es ist Nysmarktwetter, kenn\' ich auch noch von früher.

Volksstimme: Frau Weyhe, ich danke Ihnen für das Gespräch.