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Ausstellung Altmark: Vom Faustkeil bis zur Diktatur

Eine neue Ausstellung im Salzwedeler Danneilmuseum erzählt die Geschichte der Menschen in der Altmark seit rund 200.000 Jahren.

Von Antje Mewes 18.10.2020, 01:01

Salzwedel l Ein Faustkeil, ein Geschenk ans Museum aus Mahlpfuhl, beweist es: Schon vor rund 200.000 Jahren war die Altmark besiedelt. Das haben Experten festgestellt. Sie datierten das Stück auf ein Alter zwischen 140.000 und 300.000 Jahren, erzählte am Freitag, 16. Oktober, Museumsmitarbeiter Lothar Mittag. Er und seine Kollegen um den Museumsleiter Ulrich Kalmbach haben eine neue Sonderausstellung erarbeitet. Mit zum Teil sensationellen Exponaten aus der ganz frühen Menscheitsgeschichte bis hin ins 21. Jahrhundert. So liegt in einer Vitrine eine Werbebrille für die Kampagne „Altmark – Grüne Wiese mit Zukunft“. Neben einem „Nischel“, wie die ehemaligen Karl-Marx-Städter das Monument des Namensgebers ihrer Stadt nennen. Der Salzwedeler „Nischel“ ist freilich weniger monumental, er stammt aus der Ausstellung des einstigen Marx-Museums, der heutigen Musikschule.

Die Ausstellung bietet einen Querschnitt durch die einzelnen Epochen. Die Objekte sollen ihren Betrachtern Geschichten erzählen. Wie von den Erschaffern einer Geweihaxt, die auf ein Alter von 7.600 Jahren datiert wurde. Auf ihr sind Ritzungen zu erkennen. „War das erste Kunst?“ In der musealen Welt hat das Stück zumindest Aufsehen erregt. Genau wie eine große Kugelamphore aus der Jungsteinzeit, die kunstvoll mit Schnüren verziert wurde.

Eine Rarität ist auch der einzige altmärkische Goldfund aus dem bronzezeitlichen Grab eines Kriegers, das Jugendliche einer Arbeitsgemeinschaft des Danneilmuseums 1970 bei Jeebel fanden.

Von der Ur- und Frühgeschichte geht es weiter über das Mittelalter bis in die heutige Zeit. Ein Hingucker auf diesem Weg ist beispielsweise ein riesiges Zeremonien-Trinkhorn aus dem 19. Jahrhundert. Beide Weltkriege spiegeln sich ebenso wider, wie die Erfahrungen der Altmärker in zwei Diktaturen des 20. Jahrhunderts.

Die Ausstellung ist ein Vorgriff auf die Neugestaltung des Museums nach dem geplanten Umbau. Er soll für mehr Barrierefreiheit, Brandschutz und Sicherheit in dem historisch und architektonisch wertvollen Gebäude sorgen. Unter anderem sind der Anbau eines Fahrstuhls und eine Neuaufteilung der Räume vorgesehen. „Der Bauantrag ist gestellt“, informierte Landrat Michael Ziche während der Eröffnung.

Der sehr sehenswerte Blick auf 200.000 Jahre Menschheit in der Region ist zu den Öffnungszeiten des Museums, Dienstag bis Sonntag zwischen 13 und 17 Uhr, möglich.