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Bilanz Vom Regen in die Dürre

Dürrefolgen, Naturschutzregelungen, Breitband im ländlichen Raum und die Fachkräftesicherung waren Themen beim Kreisbauerntag in Winterfeld.

Von Uta Elste 01.03.2019, 05:00

Winterfeld l Die Trockenheit ist noch nicht vorbei. „Der Boden-Wasser-Haushalt ist alles andere als ausgeglichen“, stellte Raimund Punke, Vorstandsvorsitzender des Kreisbauernverbandes Altmakkreis Salzwedel, am Donnerstag während der Mitgliederversammlung in Winterfeld fest. Nachdem 2017 durch viel Regen geprägt war, fiel im vergangenen Jahr nur knapp die Hälfte des üblichen Jahresdurchschnitts. Punkes Fazit: „Wir sind vom Regen in die Dürre gekommen.“

Die Situation habe sich bis heute nicht entspannt. Dabei sei gerade jetzt ein zeitiger und kräftiger erster Grünlandaufwuchs zwingend erforderlich, um die Rinderfütterung zu gewährleisten. Der Kreisbauernverband habe auf die Folgen der Trockenheit hingewiesen. Den Argumenten sei gefolgt worden, jedoch verwehrten bürokratische Hürden auch Betrieben den Zugang zum Hilfsprogramm.

Dürreschäden seien in Deutschland nicht versicherbar, so der Vorsitzende. Punke forderte Rahmenbedingungen in Deutschland, die es den Landwirten ermöglichen, sich als Unternehmer selbst um die Risikovorsorge kümmern zu können.

Eine weitere Folge der Trockenheit waren die Feldbrände. Raimund Punke lobte die Aktiven der Feuerwehren, die durch schnelle Einsätze die angespannte Lage im Zaum hielten. „Ich denke, das ist für jeden Betrieb ein Anlass, die Zusammenarbeit mit den örtlichen Feuerwehren zu schätzen und zu intensivieren“, legte Punke seinen Kollegen ans Herz.

Mit Blick auf die Zukunft der Agrarpolitik forderte der Vorstandsvorsitzende, dass neben allen Wünschen zum Schutz von Flora und Fauna eine ökonomische landwirtschaftliche Produktion möglich sein müsse. Die landwirtschaftlichen Betriebe müssten als wichtiger Arbeitgeber im ländlichen Raum Bestand haben.

Dazu benötigen diese auch ein leistungsfähiges und flächendeckendes Breitbandnetz und einen zuverlässigen Mobilfunkstandard. Vernetztes Arbeiten sowie Daten- und Informationsaustausch werde in der Landwirtschaft gefordert. Aber: „Manchmal erscheint mir der Mix aus Landesförderung, ELER-Mitteln, Bundesförderung aus verschiedenen Initiativen und Ministerien als wenig kompatibel, um ans Ziel zu kommen“, schätzte Punke ein.

In der Schweinehaltung sorgen Kastration, Kastenstand und Kupier-Verbot für einen Strukturwandel, der dazu führe, dass Betriebe die Produktion aufgeben. „Das kann langfristig gesehen keine gesunde Entwicklung sein“, betonte der Landwirt.

Vor dem Hintergrund der jetzt geltenden Natura 2000-Verordnung, der Ausweisung des Grünen Bandes als Naturmonument und des Biosphärenreservates Drömling plädierte Punke für intelligente Lösungen, um „wirklich wertvolle Teile der Natur zu schützen und Landwirtschaft zu betreiben“.

Um die Zukunft der Branche zu sichern, müsse sich die Landwirtschaft in der Region als attraktiver Arbeitgeber aufstellen. Punke verwies auf den Erfolg des Projektes „Bauernhof als Klassenzimmer“, an dem sich im vergangenen Jahr 62 Klassen aus 27 Schulen mit 1200 Schülern beteiligt haben. Für dieses Jahr haben sich bereits 70 Klassen angemeldet, um sich mit landwirtschaftlichen Themen zu beschäftigen.Teil des Projektes seien Fahrten nach Iden ins Zentrum für Tierhaltung, entsprechend gestaltete Unterrichtsstunden, Gesprächsrunden und Betriebsbesichtigungen.

„Unser gemeinsamer Auftrag lautet, landwirtschaftliche Themen mit mehr Ausgewogenheit zu platzieren und interessierten Bürgern die Chance zu geben, sich selbst vor Ort ein Bild zu machen“, so Punke und kündigte für den 15. Juni die landesweite Eröffnung des „Tages des offenen Hofes“ in der Produktivgenossenschaft Neuferchau an.