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Bonpflicht Mehr Bürokratie, Papier und Kosten

Auf ein geteiltes Echo stößt bei den Salzwedeler Geschäftsleuten die seit Januar gesetzlich festgelegte Ausgabe des Kassenbons.

Von Henning Lehmann 23.02.2020, 03:00

Salzwedel l Nur etwa jeder 40. Kunde möchte einen Kassenbon nach dem Einkauf haben. Das sagte Ines Wegner. Sie ist Verkäuferin in einem Salzwedeler Bäckerei-Innenstadtgeschäft. Ines Wegner sammelt täglich die unzähligen Kassenbons ihrer Kunden in einer Plastikkiste und liefert sie am Abend ab. In der Regel kommen am Tag mehrere hundert Exemplare zusammen.

Wegners Chefin, Rosemarie Lehmann, Geschäftsführerin der Salzwedeler Baumkuchenbäckerei, findet die Einführung der gesetzlich geregelten Kassenbonpflicht überflüssig. „Andere Länder schaffen den Kassenbon ab und Deutschland führt ihn gesetzlich ein“, meinte die Geschäftsführerin. "Aber wir halten uns an die gesetzlichen Vorschriften und machen das wie gefordert", ergänzte Rosemarie Lehmann.

„Die meisten Kunden, die täglich zu uns in den Geschäften einkaufen kommen, nehmen in der Regel nur Kleinigkeiten mit und benötigen dafür auch keinen Kassenbon“, sagte sie. Für die Geschäftsführerin ist die Ausstellung eines Pfandbons an ihre Kunden in der Lebensmittelbranche unnötig, weil es für die Produkte keine Garantie gibt.

Allerdings lässt Lehmann nicht unerwähnt, dass die Firma durch die Einführung der Kassen-Bonpflicht auch mehr Bürokratie und Kosten hat. Denn alle Belege, die zurückbleiben, müssen auch umweltfreundlich in einer Spezialtonne entsorgt werden. Denn die Druckerschwärze auf dem jeweiligen Papier ist ein Thermodruck und damit auch giftig.

Mehr Bürokratie und Kosten verzeichnet auch Simone Röhl in ihrem Pretzierer Blumenhaus, das sie mit ihrem Mann Peter betreibt. „Wir müssen ständig eine Kassenbonrolle vorhalten und haben dadurch auch automatisch mehr Papier und Müll in unserem Laden“, betonte die Geschäftsfrau. Ihre Kunden wollen auch nur sehr selten einen Kassenbon mit nach Hause nehmen. Das hat seit der Einführung des Kassenbons im Januar gegenüber den Vorjahren nicht zugenommen. Die Belege entsorgen Simone und Peter Röhl dann auch vorschriftsmäßig.

Für Claudia Weyl hat sich durch die Einführung des Kassenbons in ihrem Geschäft nichts verändert. „Wir legen nach der Bezahlung der Kunden den Beleg automatisch in die Tüte. Nur wenn ein Kunde keinen Bon möchte, nehmen wir ihn wieder aus dem Beutel und entsorgen ihn“, sagte Claudia Weyl, die gemeinsam in der Salzwedeler Innenstadt mit ihrem Mann Thomas ein Fleischereigeschäft besitzt. Wie Weyl ergänzt, wollen in der Regel nur fünf bis zehn Kunden am Tag keinen Kassenbon haben.

Anders sieht es da in der Textil- und Sportartikelbranche aus. Silke Kräuter ist in der Jeetzestadt Inhaberin von zwei Sportgeschäften. Dort werden die Kassenbons nach dem Kauf der jeweiligen Artikel gleich in die Tüte reingelegt. „Das machen wir schon immer so. Wenn ein Kunde seinen Bon nicht möchte, kann er ihn selbst entsorgen. Dafür haben wir einen Papierkorb am Verkaufstresen aufgestellt“, informierte Silke Kräuter. Wie die Geschäftsfrau weiter sagte, ist der Bon nur wichtig, wenn die Kunden ihre Textilien oder Artikel umtauschen wollen. Der Umtausch geht dann nur mit einem Beleg, betonte Silke Kräuter. In ihren beiden Geschäften nehmen zu 90 Prozent der Kunden ihren Kassenbon mit.

Während das teilweise Unverständnis über die neue Kassenbon-Pflicht in Salzwedel vorhanden ist, haben unsere Nachbarn in Frankreich bereits auf das Problem reagiert. Dort wurde die Bonpflicht bei kleinen Beiträgen wieder abgeschafft. Belege über Beiträge bis 30 Euro müssen ab 2022 nicht mehr in den Geschäften automatisch ausgedruckt werden. Es sei denn, der Kunde wünscht einen Kassenbon ausdrücklich. Schon ab September dieses Jahres werden Bons für Beträge bis zehn Euro in französischen Geschäften für die Kunden überhaupt nicht mehr ausgedruckt.