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Zwei alte Apfelsorten, die in der Altmark wachsen, werden in Hamburg gezeigt Borsdorfer bei Europom dabei

Von Anke Pelczarski 28.09.2013, 03:06

Der Große Prinzessinnenapfel, von dem es deutschlandweit nur noch ein Vorkommen bei Diesdorf gibt, wird auf der Europom 2013 in Hamburg ausgestellt. Darauf wies Referentin Eva-Maria Heller während eines Vortrages im Freilichtmuseum Diesdorf hin.

Diesdorf l Hinter dem Namen "Europom" verbirgt sich ein europäisches Apfelfestival, das jährlich in einem anderen Land stattfindet. In diesem Jahr treffen sich die Kenner der wohlschmeckenden Frucht am 5. und 6. Oktober auf dem Gelände der Internationalen Gartenschau in Hamburg. Die Präsentation ist im Gewächshaus des botanischen Gartens zu finden. "Die Landesgruppe Sachsen-Anhalt des Pomologenverbandes hat nicht nur den Großen Prinzessinnenapfel für diese Schau ausgewählt, sondern auch den Borsdorfer, von dem es ebenfalls nur noch in der Altmark einige Exemplare gibt", berichtet die Referentin stolz.

Und sie weiß auch näheres über diese Sorten: So sei der Borsdorfer Apfel seit dem 12. Jahrhundert bekannt. Einst sei er von den Zister- ziensern im Kloster Pforta gezogen worden. Im Jahr 1810 sei er auf der Leipziger Herbstmesse erwähnt worden. Aus jener Zeit sei überliefert, dass Kaufleute aus St. Petersburg die Borsdorfer Äpfel aufgekauft hätten. "In ihrer Heimat haben sie diese als sächsische Orangen auf dem Weihnachtsmarkt verkauft", gibt sie eine Episode zum Besten.

Der Große Prinzessinnenapfel wachse nicht nur bei Diesdorf, sondern auch im Königlichen Garten in Kopenhagen, schildert Eva-Maria Heller. "Optisch gibt es keinen Unterschied zwischen der dänischen Frucht und der Frucht aus unserer Region", weiß sie.

Übrigens werde es in Kürze eine genetische Untersuchung der Laubblätter geben, welcher Borsdorfer Apfel wohl der älteste sei. "Ich bin schon ganz gespannt, was dabei herauskommt", schildert die Referentin aus Waddekath. Sie sei guter Hoffnung, dass das hiesige Exemplar gut abschneide. Denn im Jahr 1900, so sei überliefert, habe eine Salzwedeler Baumschule den Edelborsdorfer verkauft.

Eva-Maria Heller und ihr Mann Reinhard versuchen seit 1985, alte Apfelsorten ausfindig zu machen und diese vor dem Aussterben zu bewahren. So wachse ein Altmärker Brautapfel im Freilichtmuseum. "Dieses ist dadurch in die Straße der alten Obstsorten integriert", erzählt sie. Einst habe die Braut der Hochzeitsgesellschaft die reifen Früchte zugeworfen. "Schön finde ich, dass sich die Menschen wieder auf alte Sorten besinnen", fügt die Referentin hinzu. So sei ein Brautapfel-Baum für ein Silberpaar bestellt worden. Aber auch der Naturerbeverein Vissum oder die Bewahrer des Gustav-Nagel-Areals in Arendsee hätten es sich zur Aufgabe gemacht, fast vergessene Sorten weiterleben zu lassen.

Die Vortragsbesucher nehmen nicht nur neues Wissen rund um Apfel und Birne mit, sondern dürfen auch kosten. Denn die Fachfrau hat verschiedene Sorten wie Gravensteiner, Süßapfel, Gelber Richard, Volkmarser und Caraveilbirne mitgebracht. "Heute kommt es nicht mehr aufs Aroma, sondern nur noch aufs Geschäft an", bedauert Eva-Maria Heller.