Salzwedel l Der Frühling naht. Froh ist, wer jetzt einen Balkon hat, auf dem er die ersten Sonnenstrahlen genießen kann. Das eigene, kleine Reich an der frischen Luft ist gerade in Corona-Zeiten ein großes Glück. Christian Märtens von der Wohnungsbaugesellschaft (Wobau) der Stadt Salzwedel bestätigt: „Wohnungen mit Balkon sind sehr gefragt, zum Glück haben wir auch viele davon bei uns im Bestand.“
Schwierig wird es allerdings, wenn zum Balkon auch noch viel Raum gehören soll. Zwar sei die Nachfrage in Salzwedel insgesamt nicht auf eine bestimmte Wohnungsgröße ausgerichtet. Es gebe aber durchaus Wünsche, die hier nur sehr schwer befriedigt werden können, informiert der Geschäftsführer der Wobau und konkretisiert: „Es gibt kaum große, qualitativ hochwertige Fünf- oder Sechsraumwohnungen.“
Besonders gefragte Lagen sind der innerstädtische Bereich innerhalb der Stadtmauern sowie der Kronsberg und der Friedensring. Ein Thema, das in den Vorjahren eine zunehmend größere Rolle spielt ist auch die Barrierefreiheit. Hier spielt die Entwicklung der Altersstruktur eine Rolle.
Mit den Mietpreisen in der Hansestadt dürfen die Einwohner zufrieden sein, wenn man einen Blick auf die deutschlandweite Entwicklung wirft. Beispielsweise stieg von 2011 bis 2020 deutschlandweit der Quadratmeterpreis für eine 30-Quadratmeter-Wohnung von 7,63 Euro auf 11,41, also um 3,78 Euro. In Salzwedel zahlt man jetzt mit 6,17 Euro nur 54 Cent mehr pro Quadratmeter als 2011 (5,36 Euro).
Doch warum steigen die Preise überhaupt konstant? Das hat unterschiedliche Gründe, wie Märtens erklärt: „Einerseits steigt die Miete bei komplexer Modernisierung auch für den Bestandsmieter. Im Rahmen der Neuvermietungen sind dann die Baukosten ausschlaggebend. Verallgemeinert kann man sagen, durch die Qualitätssteigerung der vergangenen zehn Jahre in den Wohnungen steigt auch der Mietpreis. Speziell in Salzwedel hinken wir mit der Mietpreisentwicklung aber sogar hinterher.“
Insgesamt ist gerade der Quadratmeterpreis für die großen Wohnungen mit durchschnittlich 4,74 Euro in Salzwedel sehr gering. Das liegt nicht nur an den auf den Quadratmeter gerechnet geringeren Baukosten. Ein Bad gleicher Größe kostet in einer Einraumwohnung genauso viel wie in einer Vierraumwohnung. „Es liegt aber in erster Linie an der Zahlungsbereitschaft und -fähigkeit der Mieter. Die Gesamtbelastung steigt ja mit zunehmender Wohnungsgröße – auch durch die Nebenkosten“, erklärt Märtens, warum die Preise nicht zu hoch sein dürfen. Natürlich gibt es auch in Salzwedel große Wohnungen mit höheren Quadratmeterpreisen. „Der Markt für große Wohnungen ist eng, es ist wenig im Angebot. Bei einer 100-Quadratmeter-Wohnung im Neubau sind es 8,50 bis 9 Euro“, schätzt der Fachmann ein.
Ursächlich für den dagegen sehr geringen Durchschnittspreis in der Statistik sei der große Wohnungsbedarf von Großfamilien. Dort werden die Kosten häufig durch Hartz IV oder die Grundsicherung gedeckt und dafür gebe es Einschränkungen durch das zuständige Amt. „Da kommen dann nur Wohnungen in Frage, die mit der Ausstattung im unteren Drittel angesiedelt sind. Und von diesen Wohnungen gibt es viel mehr als von hochwertig ausgestatteten“, so der Geschäftsführer, der mit der Wobau rund 2400 Wohnungen vermietet.
