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Bürgerpreis Der Mann, der selten Nein gesagt hat

Einen Amtseid gelebt: Dr. Helmut Bender (Kalbe) ist für den Bürgerpreis in der Kategorie Lebenswerk vorgeschlagen.

Von Conny Kaiser 17.04.2018, 12:00

Kalbe l Seine Ehefrau Gerlinde hat ihm schon häufiger bescheinigt, einen Sprachfehler zu haben. „Er kann nicht Nein sagen“, erklärt sie. Wenn ihr Mann, Dr. Helmut Bender, etwas anpackt, dann ganz oder gar nicht. So war und ist es in der Kommunalpolitik, so war es in seinem Beruf als Hygieniker, später auch als Gesundheitsdezernent des Kreises Gardelegen und von 1993 an dann als praktischer Arzt.

Erst 2015, im Alter von 77 Jahren, hat er das Stethoskop an den Nagel gehängt. Schließlich hatte er schon frühzeitig versprochen, wegen der angespannten Hausarztsituation in der Region mit der Berufsaufgabe zu warten, bis ein junger Kollege in Kalbe seine eigene Praxis eröffnet. Und Bender hat Wort gehalten. Wie immer. Dafür wird der Mann, der von denen, die ihn gut kennen, als „grundehrliche Haut“ beschrieben wird, geschätzt.

Der zweifache Vater und vierfache Großvater, der gerade mit Familie und Weggefährten seinen 80. Geburtstag gefeiert hat, fühlt sich durch und durch als Kalbenser. Dabei hatte er einst in Thüringen das Licht der Welt erblickt. Doch die eigene berufliche Entwicklung und die seiner Frau, die lange Zeit eine eigene gynäkologische Praxis betrieben hat, verschlug ihn schon frühzeitig in die Milde-Stadt. Und schnell begann der Mann, der von 1963 bis 1990 als Kreishygienearzt tätig war, sich für seine Heimatstadt zu engagieren. Erst recht, als dann nach der Wende Menschen mit Mut zur Mitgestaltung gebraucht wurden.

Der überzeugte Christdemokrat wurde 1990 der erste demokratisch gewählte Bürgermeister von Kalbe. Und er sollte danach 23 Jahre lang an der Spitze bleiben, erst als Stadtoberhaupt, dann als Ortsbürgermeister. Ein Vorfall im Jahr 2013 zeigte allerdings, wie konsequent Bender sein kann. Weil er sich durch eine unüberlegte Aussage von Außenstehenden, die allerdings nicht mit seiner politischen Tätigkeit zusammenhing, verletzt fühlte, trat er zurück. Bei der offiziellen Verabschiedung würdigte ihn Einheitsgemeinde-Bürgermeister Karsten Ruth dann als jemanden, „der seinen Amtseid wirklich gelebt hat“. Benders Arbeit für die Stadt sei stets von Pragmatismus, zuweilen gar „von einer sanften Form des Fanatismus“, geprägt gewesem. Und als Stadtratsmitglied führt er sie weiterhin fort.

Außerdem engagiert sich der Kalbenser nach wie vor im örtlichen Tourismusverein, zu dessen Gründungsmitgliedern er gehört, sowie im Schützenverein. Seine Freizeit verbringt er aber am liebsten im Garten. Dort hatte er sich vor einiger Zeit jedoch eine Verletzung an der Hand zugezogen, sodass er seinem anderen Hobby, der Musik, zurzeit nicht wirklich nachgehen kann. Nun macht er sie eben nicht selbst, sondern hört sie. Zuhören gehört nämlich auch zu Helmut Benders Stärken.

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