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Arbeitskreis "Sucht" stellt Statistik vor Drogen: Kein Unterschied von Stadt und Land

Von Antje Mewes 24.10.2013, 03:11

Die offiziellen Zahlen der Menschen im Altmarkkreis mit Alkohol- und Drogenproblemen sind leicht angestiegen. Das Einstiegsalter der Konsumenten wird zudem immer geringer.

Salzwedel l "Von sinkenden Einwohnerzahlen und Abwanderung merken wir nichts. Die psychisch Kranken und Abhängigen verlassen den Kreis eher nicht", sagte am Dienstagabend Kathrin Kettler im Kreis-Sozialausschuss. Die Sprecherin des Arbeitskreises "Sucht" und Leiterin der Suchtberatungsstelle der Arbeiterwohlfahrt stellte die Jahresstatistik für 2012 vor. Das Hauptklientel im ambulanten Bereich sind Menschen mit Alkoholproblemen, erklärte sie. So seien im zurückliegenden Jahr 441 Personen mit Alkohol- und 99 mit Drogenproblemen in den Beratungsstellen betreut worden.

Im Bereich Alkoholmissbrauch ist das Hauptklientel zwischen 45 und 54 Jahre alt, männlich, ledig und alleinlebend. 51 Prozent leben von der öffentlichen Hand, heißt es in dem Bericht.

"Bei der illegalen Drogenproblematik ist im Vergleich zum Vorjahr die Anzahl der Ratsuchenden in den ambulanten Beratungsstellen leicht gesunken", erklärte Kettler. An erster Stelle stehe das Rauchen von Cannabisprodukten. Es gebe aber zunehmenden einen Mischkonsum mit synthetischen Drogen, wie LSD, Speed, Ecstasy, Kokain, Heroin, Pilzen und Neuartigem. So ist auch die als äußert gefährlich eingestufte Droge Crystal Meth im Altmarkkreis ein Thema. Bisher haben drei Konsumenten Rat gesucht. Die Dunkelziffer liege aber vermutlich höher. Alle genannten Drogen seien auf dem altmärkischen Markt zu bekommen. Einen Unterschied zwischen Stadt und Land hat der Arbeitskreis dabei nicht festgestellt. Erschreckend sei, dass Kinder und Jugendliche das Risiko ignorieren und verschiedenste Drogen testen und konsumieren, obwohl sie sich über die negativen Auswirkungen durchaus im Klaren sind.

Der Arbeitskreis fordert daher eine "verstärkte Präventionsarbeit und spezifische fachliche Angebote für Drogenkonsumenten und deren Familien". Mit der derzeitigen Personalsituation könne allerdings nicht mehr geleistet werden, schätzte Kettler ein.

Als negativ wurde bewertet, dass es im Altmarkkreis keine Möglichkeit zu einer ambulanten Substitution (Entwöhnung) über einen Facharzt gebe. Stationär bietet die SALUS GmbH Uchtspringe eine Entgiftungsmöglichkeit für drogenabhängige Jugendliche an. Weiterhin seien in Uelzen und Magdeburg Fachärzte zu finden. Stationäre oder teilstationäre Betreuung von Suchtkranken erfolgt bei ADROME Caritativer Suchthilfeverein, im Christlichen Jugenddorf Salzwedel, bei der Lebenshilfe "Altmark West", im Psychiatrischen Heim der Medina in Klötze und im Zentrum für Soziale Psychiatrie in Salzwedel.

In den zurückliegenden drei Jahren haben drei Selbsthilfegruppen in Diesdorf, Klötze und Salzwedel ihre Tätigkeit eingestellt, vermutlich aus Mangel an Resonanz, erklärte Kettler ein (siehe auch Info-Kasten). Als Fazit schätzt der Arbeitskreis ein, dass es wünschenswert wäre, wieder eine Mitarbeiterin im Gesundheitsamt für die Prävention zu installieren. Dort ist eine entsprechende Stelle weggefallen. Dies sei auch vor dem Hintergrund wichtig, dass immer jüngere Kinder erste Erfahrungen mit Alkohol machen und dies von den Eltern oft heruntergespielt werde.