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Friedhöfe verlangen Respekt, manche Besucher verletzen die Regeln Ein Ort der Trauer im Wandel der Zeit

Von Philip Najdzion 24.11.2012, 01:11

Morgen ist Totensonntag. Protestanten gedenken an diesem Tag der Verstorbenen. Viele Salzwedeler pflegen vorher noch einmal die Gräber ihrer Angehörigen. Auf dem Friedhof passieren aber auch einige Dinge zum Kopfschütteln.

Salzwedel l Ein Friedhof ist ein Ort der Ruhe. Menschen gedenken ihrer Angehörigen. Sie trauern. Wer einen Friedhof betritt, spricht oft leiser aus Respekt und Rücksicht. Nur was sich manche Menschen auf dem Friedhof leisten, lässt Sebastian Hempel mit dem Kopf schütteln. Er ist Leiter des evangelischen Friedhofszweckverbandes in Salzwedel.

Manche werfen ihren Hausmüll in die aufgestellten Papierkörbe. "Wer macht sich denn die Mühe, den Müll hierher zu schleppen?", fragt Sebastian Hempel. Manche fahren mit dem Rad über das Friedhofsgelände. Andere quatschen am Handy über Belanglosigkeiten.

Freilaufende Hunde heben an den Gräbern ihr Beinchen. Wenn er die Besitzer darauf hinweist, dass freilaufende Hunde auf dem Friedhof nichts zu suchen haben, stoße er oft auf Unverständnis, sagt er. Eigentlich sind Hunde auf Friedhöfen verboten. Es gibt aber Ausnahmen, so der Zweckverbandsleiter, wenn es eine Beziehung zum Verstorbenen gibt. Der Hund von Herrn Meier dürfe dessen Grab mit besuchen, nennt Hempel als Beispiel. Er betont, dass es nur ein Minimum der Besucher ist, das die Regeln verletzt. Die große Mehrheit verhalte sich respektvoll und dem Ort angemessen.

Manche überschreiten aus seiner Sicht aber eindeutig eine Grenze. Ein Problem auf vielen Friedhöfen ist der Blumenklau. Vor allem im Frühjahr, wenn die Angehörigen beginnen, die Gräber neu zu bepflanzen, schlagen die dreisten Diebe zu. Der Sachschaden ist nur die eine Seite. Die Angehörigen seien emotional oft tief getroffen, dass jemand etwas vom Grab gestohlen hat. "Sie können es nicht verstehen", sagt Sebastian Hempel.

Blumenklau auf Friedhöfen ist aber kein neues Phänomen. "Meine Oma hat zu DDR-Zeit hier eine Grabstelle gepflegt", sagt Hempels Stellverteter Roland Wolter. Schöne Kunstblumen, die sie auf das Grab gestellt hatte, waren schnell weg. Sie waren damals knapp und ein begehrtes Gut.

Der Ewigkeitssonntag oder Totensonntag sei vielen Menschen in Salzwedel wichtig. "Sie kümmern sich dieser Tage noch einmal besonders liebevoll um die Pflege der Gräber ihrer Verwandten", sagt Hempel. Das Interesse an einem Ort zum Trauern und Erinnern ist da. Dies sei ungebrochen. Doch auch beim Trauern halte der Zeitgeist Einzug. Der Trend geht zum pflegearmen Grab. Für viele Familien ist es schwierig, ein Grab zu pflegen. "Die Kinder sind häufig weggezogen", sagt der Zweckverbandsleiter.

Bei der Art der Bestattung wählt die Mehrzahl heute die Urne, so Roland Wolter. "Früher ließen sich mehr Menschen in Särgen bestatten", sagt er.

Der Zweckverband hat reagiert und ein Urnengemeinschaftsgrab angelegt. Im Gegensatz zur anonymen Bestattung sind die Angehörigen bei der Bestattung dabei, sagt Sebastian Hempel. Der Name des Verstorbenen kommt auf eine Tafel. "Jeder Mensch hat vor Gott einen Namen", so Hempel. Ein zentrales Denkmal für die Tafel soll im kommenden Jahr aufgestellt werden.

Der Zweckverband verwaltet in der Stadt rund 4500 Grabstätten. Dazu gehören drei Friedhöfe: der Altstädter von St. Marien, der Neustädter von Katharinen und der Böddenstedter. Der Zweckverband ist evangelisch. Im Gegensatz zu kommunalen Friedhöfen sei es wichtig, dass der Glaube sichtbar wird. Beispielsweise mit Kreuzen als Symbol für die Auferstehung Jesu Christi. "Wir sind aber für jede Konfession offen", sagt Sebastian Hempel.

Zum morgigen Ewigkeitssonntag spielt der Posaunenchor St. Marien auf dem Altstädter Friedhof vor der Kapelle. Beginn ist um 14 Uhr. Ab 14.30 Uhr gibt es eine Andacht.