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Enkeltrick Vorsicht: Bei Anruf Geld weg

Es wird regelmäßig gewarnt, doch passiert es immer wieder: Betrugsmaschen von Gaunern sind vielfältig, auch im Altmarkkreis Salzwedel.

Von Alexander Rekow 07.05.2020, 13:57

Salzwedel/Gardelegen l Mit einer Salzwedeler Vorwahl meldete sich am 28. April ein falscher Polizist bei Hannelore M. (Name geändert). Der Anrufer gab sich als Kriminalbeamter aus, der in einem Fall von Falschgeld ermittle. Er forderte die 82-Jährige auf, ihr Geld für eine Überprüfung von der Bank zu holen. Die Salzwedelerin glaubte dem Mann am Telefon, holte einen fünfstelligen Betrag vom Sparbuch und deponierte das Geld an einem vorgegebenen Ablageort. Erst später merkte die betagte Frau, dass sie Opfer eines Betruges wurde und rief die Polizei. Das Geld aber war weg.

Es sind Betrugsmaschen wie diese, die Senioren um das Ersparte bringen. Weitere Beispiele: Am 4. April versuchten Betrüger, die sich als Handwerker ausgaben, an das Geld von Rentnern in Salzwedel zu kommen. Am 15. April gab sich in Gardelegen ein Anrufer, wie schon bei Hannelore M., als Polizist aus. Ebenfalls dreist: Im November 2019 stellten sich Langfinger als Mitarbeiter des Finanzamtes vor und forderten Bargeld als Steuernachzahlung ...

„Leider nutzen Betrüger derzeit auch die Corona-Angst aus“, sagt Gabriela Arnold von der Sparkasse Altmark West. Der Sparkasse komme aber entgegen, dass sie viele ihrer Kunden meist schon sehr lange kenne. „Dies ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, einen Enkeltrick und ähnliche Betrugsmaschen erfolgreich zu verhindern.“ Mitarbeiter würden am Schalter nachfragen, wenn Kunden nervös wirken oder der Betrag über dem liege, der sonst abgeholt werde.

„Bei Auffälligkeiten sprechen wir mit den Kunden unter Wahrung der Diskretion, unter anderem über den Verwendungszweck.“ Auch werde gefragt, ob der Enkeltrick bekannt sei. „Wir machen darauf aufmerksam, dass Bargeldzahlungen ein Hinweis auf Betrug sein kann.“ Stattdessen werde eine sichere Zahlungsform wie Überweisung empfohlen und den Senioren geraten, sich am Telefon nicht bedrängen zu lassen und mit den Angehörigen Kontakt aufzunehmen. Durch diese Vorgehensweise seien schon einige Fälle vereitelt worden – auch vor Kurzem. Zu diesem Zweck würden die Mitarbeiter laut Arnold regelmäßig geschult.

Den Senioren rät die Sparkasse Altmark West: „Bleiben Sie zu Hause. Heben Sie nur so viel Bargeld ab, wie Sie wirklich brauchen. Nutzen Sie die bargeldlose Zahlung in den Geschäften und lagern Sie keine hohen Beträge zu Hause.“

„Das begleitet uns schon über Jahre“, sagt auch Uli Jelinski, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenbank Kalbe-Bismark. Dies sei ein sehr sensibles Thema, welches feinfühlig behandelt werde. „Nicht jeder will gefragt werden“, sagt er.

Die Mitarbeiter der Raiffeisenbank seien dennoch angehalten nachzufragen. Mittels Rundschreiben würde das Personal über die neuen Betrugsmaschen informiert. „Wir werden auch durch die Polizei auf die Praktiken hingewiesen“, erklärt Jelinski. Diese Informationen würden an die Mitarbeiter weitergegeben, gerade auch, wenn größere Geldbeträge abgefordert würden.

Auch bei der Raiffeisenbank könnte es schon zu Betrugsmaschen gekommen sein. „Das ist nicht auszuschließen.“ Denn Uli Jelinski glaubt, dass Kunden dies aus Scham auch nicht immer sagen würden. Seine Kollegen seien aber weiterhin dazu angehalten, wachsam zu sein.

Auch in der Volksbank Gardelegen haben die Mitarbeiter das Thema Betrug stets im Hinterkopf, wenn insbesondere ältere Kunden größere Summen abheben wollen. „Vor allem am Schalter sind die Kollegen sensibilisiert“, versichert Vorstandschef Joachim Porsiel. Die Bank habe zudem einen Betrugsbeauftragten, der als Ansprechpartner für das Team da sei, in Verbindung mit der Polizei bleibe und seine Kollegen über die neuesten Maschen der Betrüger auf dem Laufenden halte.

„Wir sind da wirklich sehr sensibel, wenn es um unüblich hohe Beträge geht, wo sonst nur kleine abgehoben werden, oder wenn ein Fremder dabei ist“, versichert auch Geschäftsstellenleiterin Ramona Heindorf. Meist komme auf eine nette Nachfrage – mit dem Hinweis auf mögliche Betrugsmaschen – dann aber eine plausible und ebenso nette Antwort. Wolle ein Kunde nicht darüber reden, werde das selbstverständlich akzeptiert. Bei hohen Summen könne es aber ohnehin passieren, dass das Geld nicht am selben Tag ausgezahlt werden könne, erinnert Heindorf. „Das muss vorher angemeldet werden.“ Das könne für den Betroffenen eine Chance sein, noch einmal in sich zu gehen, und für die Bankmitarbeiter ergebe sich so die Möglichkeit, ihre Vorgesetzten über den Verdacht zu informieren und am nächsten Tag mit an den Schalter zu bitten.

„In jüngster Vergangenheit gab es solche Verdachtsfälle in der Volksbank zwar nicht“, versichert Heindorf. „Aber vor ein paar Jahren konnten wir in zwei Fällen Kunden vor solch einem Betrug bewahren.“ Beide, so die Geschäftsstellenleiterin, seien wirklich sehr froh gewesen, „und haben sich hinterher bei uns herzlich dafür bedankt, dass wir aufgepasst haben.“

Doch wie kommt es überhaupt zu den Betrugsmaschen und wie gehen die Täter vor? Hierzu erklärt Franziska Hotopp vom Polizeirevier Altmarkkreis Salzwedel: „Die Täter geben sich am Telefon als Enkel oder Polizeibeamte aus und versuchen unter einem Vorwand, an das Ersparte der Senioren zu kommen.“ Anderen würden Gewinnversprechungen am Telefon gemacht.„Um das Geld zu bekommen, müssten sie zuvor allerdings eine Gebühr von zum Beispiel 500 Euro anzahlen.“ Genau das würde bei einem realen Gewinn nicht passieren.

Den Senioren rät die Polizistin, misstrauisch zu sein und sich außerdem die Rufnummer stets aufzuschreiben, wenn sich jemand als Verwandter oder Polizist ausgibt und finanzielle Forderungen stellt. Oft reiche ein Anruf danach bei der Polizei oder den Kindern und Enkelkindern. „Übergeben Sie niemals Geld an unbekannte Personen und lassen Sie sich auch nicht durch die Anrufer mit der Nummer 110 verbinden.“ Am besten, so Hotopp, sollten Betroffene in solchen Fällen einfach auflegen.