Zwölftes Treffen Fans von Oldtimern tauschen sich bei Jübar aus
Die Liebe zu historischen Fahrzeugen, an denen selbst geschraubt werden kann, verbindet. Da gibt es zu manchem Oldtimer eine Geschichte zu erzählen, auch in Bornsen

Bornsen - Er sieht schon gewaltig aus, der Krass 257, Baujahr 1967. Hartmut Krüger aus Saalfeld parkt ihn gekonnt auf dem Areal am Gasthaus Lüthe in Bornsen ein. „Der fuhr für Erdöl-Erdgas. Dann wurde er an die damalige LPG (Anm. der Red.: Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft) Altensalzwedel übergeben“, erzählt er nach dem Aussteigen. Der Saalfelder hat damit zwölf Jahre lang die Rückstände der Gelatineproduktion aus Calbe/Saale als Schweinefutter in die Altmark geholt. „Das sah aus wie Kopfsülze und hatte seine Tücken“, berichtet er.
Schweinefutter droht, fest zu werden
Er habe im Winter nicht zu langsam fahren dürfen, sonst sei die Masse kalt und fest geworden. Da musste am Lokschuppen mit Wärme agiert werden, um sie zu lösen. Bei Hitze hieß es, zügig zu fahren. „Sonst schlug der Futterstoff um, wie bei einer Suppe, die schlecht wird. Und das hat alles andere als gut gerochen“, fügt Hartmut Krüger hinzu. Nach ihm sei keiner mehr mit dem Krass gefahren. Das Fahrzeug habe in der Ecke gestanden. „Ich durfte es 1991 mitnehmen. Nun ist es ein Oldtimer“, fügt er lachend hinzu. Weil ein V8-Motor eingebaut sei, sei der Spritverbrauch auch nicht so schlimm, beantwortet er die Frage eines Besuchers: Der Krass nehme 40 Liter auf 100 Kilometer. Aber so oft sei er damit nicht unterwegs. Nur zu solchen Treffen.
Dann geht es zur Anmeldung. Auf dem Weg dorthin hier ein kurzes Wort, dort ein Gruß. Man kennt sich.

„Das ist unser 12. Trecker- und Oldtimertreffen“, berichtet David Müller, der in die Organisation „reingerutscht“ sei. Sein Schwiegervater André Prang habe die Veranstaltung einst angeschoben. Nach drei Jahren Corona-Pause nun endlich wieder das erste Zusammensein. Das führe auch die Gemeinde Jübar zusammen. Aus fast jedem Ortsteil seien Teilnehmer dabei. „Wir sind alles Oldtimer-Liebhaber, fahren selbst zu Treffen. Da ist es gut, auch mal Gastgeber zu sein“, berichtet er und verweist auf die Freundschaft, die sich mit den Oldtimerfreunden aus Bergen/Dumme entwickelt hat. „Sie kommen immer einen Tag vorher her, da haben wir Zeit zum Erzählen“, sagt David Müller.
Mit dem Berliner Roller einst zur Arbeit
André Prang rollt derweil mit einem Berliner Roller, Baujahr 1960, auf das Veranstaltungsgelände. Hergestellt wurde er im VEB Industriewerke Ludwigsfelde. „Ilse Kuttelwascher ist damit immer zum Konsum gefahren, wo sie gearbeitet hat“, verrät der Bornsener. Vor vier Jahren habe er den Roller geschenkt bekommen – mit der Maßgabe, ihn beim Oldtimertreffen auszustellen. „Er hat 20 Jahre oder mehr nur gestanden. Ich habe eine neue Batterie reingemacht. Dann ist er gleich angesprungen“, verweist André Prang auf die Vorteile der historischen Technik. Es sei alles mechanisch, da könne man noch selbst schrauben, beschreibt er.

Nicht zu übersehen sind die Simsonfreunde Lüdelsen. Im Jahr 2016 von sieben Leuten gegründet, gibt es heute 25 Mitglieder. Den Besuch in Bornsen hätten sie gleich mit einer kleinen Ausfahrt verbunden, berichten sie. Vanessa Haase ist momentan die einzige Frau in der Truppe. Sie sei quasi reingewachsen, merkt sie verschmitzt an. Denn ihr Vater Silvio Haase gehöre ebenfalls zum Simson-Club. „Das ist alte DDR-Technik, an der man noch selber dran schrauben kann“, nennt dieser das, was ihn besonders fasziniert. Einmal mit 15 Jahren aufgestiegen, lasse das Zweirad einen nicht so schnell wieder los, meint ein anderer. Gemeinsame Stunden verbringen, das sei ebenfalls wichtig, heißt es übereinstimmend. Nicht nur beim Fachsimpeln in Bornsen, sondern auch bei Ausfahrten auf längeren Strecken. „Mit 18 Mopeds waren wir für drei Tage in Boltenhagen an der Ostsee. Wir sind alle heil an- und auch wieder zurückgekommen“, nennt Mario Peters ein Beispiel.