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Bildung Fehlende Lehrer: Wie eine Arendseer Schule erfolgreich reagiert

Nur etwa 80 Prozent des Unterrichts der Ganztags- und Gemeinschaftsschule Theodor Fontane kann regulär abgedeckt werden. Direktor Thomas Schlicke erklärte, wie sich eine Lösung finden lässt.

Von Christian Ziems Aktualisiert: 30.03.2022, 12:22
Thomas Schlicke, Leiter der Ganztags- und Gemeinschaftsschule Theodor Fontane, im neuen Raum für selbst organisiertes Lernen.
Thomas Schlicke, Leiter der Ganztags- und Gemeinschaftsschule Theodor Fontane, im neuen Raum für selbst organisiertes Lernen. Foto: Christian Ziems

Arendsee - Fehlender Kunstunterricht und ebenfalls großer Mangel in den Fächern Biologie, Chemie, Mathematik und Physik: Die Situation an der Fontane-Bildungsstätte ist derzeit alles andere als rosig. Mit dem Thema Lehrermangel steht die Einrichtung nicht alleine da. Aber nun gibt es Hoffnung, die Situation in Arendsee zu entschärfen.

Fünf neue Lehrer werden ab Beginn des kommenden Schuljahres in Arendsee ihre Arbeit aufnehmen. Dies verkündete Thomas Schlicke, und diese positive Entwicklung ist zu fast 100 Prozent sicher. Seit Jahren wird versucht, den Unterricht besser abzudecken. Dabei kommen verschiedene Modelle zum Tragen.

So unterstützt zum Beispiel Norbert Hundt, früher Chef der Salzwedeler Comenius-Bildungsstätte, trotz Ruhestand regelmäßig im Luftkurort. Lehrer Paulius Kurlavicius unterrichtete einst in Litauen, sah aber für seine Familie in der Altmark bessere Zukunftschancen und hat in der Arendseer Einrichtung eine neue berufliche Heimat gefunden.

Persönliche Gespräche mit den Fachkräften

Dem Team der Fontane-Schule gelang es, weitere fünf Fachkräfte zu gewinnen. Und zwar auf vielfältige Weise. Thomas Schlicke hob die intensive Zusammenarbeit mit dem Landesschulamt hervor. „Vieles läuft zudem über persönliche Gespräche“, unterstreicht der Leiter. Offen mit dem Thema umgehen und für neue Lehrkräfte intensiv werben, bringe durchaus Erfolg für den Standort. So können auch Pädagogen von der Fontane-Bildungsstätte überzeugt werden, die sich eigentlich bereits für eine andere Schule im Altmarkkreis entschieden hatten. Dem Direktor war anzumerken, dass ihm ein großer Stein vom Herzen gefallen ist. Denn 2023 werden vier erfahrende Pädagogen in den Ruhestand verabschiedet.

Die Neuen im Team haben bis dahin noch Zeit, sich richtig einzuarbeiten. Mit Blick auf diese Veränderungen geht das Werben um weitere Lehrkräfte aber auch in Zukunft weiter. Zudem ist für das Schuljahr 2022/2023 noch eine Stelle im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes frei.

Schüler sollen eigenständiger lernen

Offen informierte Thomas Schlicke zudem über weitere Entwicklungen, die im Alltag der Schule eine immer größere Rolle einnehmen. Dazu gehört das Projekt selbst organisiertes Lernen. Dies funktioniert in der Praxis folgendermaßen: Schüler können sich ein Thema auswählen und arbeiten daran mehrere Wochen. Es entstehen Vorträge, die dann vor Lehrern gehalten werden. „Dabei geht es neben den fachlichen Ausarbeitungen auch darum, sich selbst zu strukturieren und festgelegte Redezeiten einzuhalten“, erläuterte der Schulleiter. Für diese Form des Unterrichts wird derzeit ein Raum geschaffen. Dort wurde früher Physik unterrichtet. Doch im Zuge der aktuell laufenden Sanierungsarbeiten musste dort eine neue Wand eingezogen werden. Damit entsteht im oberen Geschoss des Gebäudes ein durchgehender Fluchtweg.

Der alte Physikraum ist aber nun zu klein. Dieses Fach wird künftig im Flachbau unterrichtet. Im einstigen Physikraum ist Platz für selbst organisiertes Lernen. Dort wird es mehrere Arbeitsplätze geben, die mit seitlichen kleinen Holzwänden je nach Bedarf auch abgegrenzt werden können. Zudem gibt es eine digitale Tafel und Anschlussmöglichkeiten für Schultablets. Wissen kann aber auch über die traditionelle Art mit gedruckten Büchern erlangt werden. Ein entsprechender Schrank steht bereits.

Um Entwicklungsprozesse der Bildungsstätte am Laufen zu halten, gibt es auch Blicke über den Rand der Schule. So wird sich das Team eine Einrichtung in Wolmirstedt anschauen. Die Ganztagsschule Gutenberg erhielt den Deutschen Schulpreis für ihr Konzept. Die Arendseer wollen sich mit Konzeptdetails näher auseinandersetzen. Zudem ist der Weg zum Projekt Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage geebnet. Dies bedeutet: Kinder und Jugendliche werden sich mit dem Thema noch intensiver beschäftigen.