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Chefarzt verlässt Altmark-Klinikum Gardelegen: Chirurgie bleibt "wunder Punkt"

Von Antje Mewes und Philip Najdzion 28.09.2013, 01:07

Ein weiterer Chefarzt hat das Chirurgische Zentrum am Altmark-Klinikum in Gardelegen verlassen. Er ist einer von sechs Ärzten, die der Hansestadt seit April den Rücken kehrten.

Gardelegen l Sechs von 16 Ärzten sind seit April von der Chirurgie des Gardelegener Altmark-Klinikums weggegangen. Für den Geschäftsführer des Unternehmens, Matthias Lauterbach, "normale Fluktuationsbewegungen". Zwei Ärzte seien ans Klinikum Salzwedel gewechselt, der Rest habe die Klinik auf eigenen Wunsch aus unterschiedlichen Gründen verlassen, zudem werde ein Arzt in Ruhestand gehen.

Der neueste Fall ist Dr. Thomas Buthut, Chefarzt der allgemeinen Chirurgie. Hierbei verhandeln die Anwälte, so Lauterbach. Der Chefarzt habe um eine Auflösung seines Vertrages gebeten, teilte Lauterbach mit. Buthut ist derzeit krankgeschrieben und war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Lauterbach: "Ich gehe fest davon aus, dass es zu keinem Rechtsstreit kommen wird."

Auch Landrat Michael Ziche als Aufsichtsratsvorsitzender des Altmark-Klinikums sieht das Ganze eher unaufgeregt. Er sei zuversichtlich, dass eine einvernehmliche Lösung gefunden werde. Der Weggang der Mediziner habe nichts mit der Unterzeichnung jenes Papiers zu tun, in dem schon frühzeitig auf die Geschehnisse im Wirbelsäulenzentrum hingewiesen wurde. "Die Unterzeichner sind bis auf einen alle noch da", betonte der Aufsichtsratsvorsitzende.

Hintergrund für die vielen personellen Wechsel seien unter anderem falsche Kalkulationen, sagte Lauterbach. Sein Vorgänger - Matthias Hahn - habe mit mehr Operationen gerechnet und mehr Ärzte eingestellt, sagte Lauterbach. Zum April hatte die Gardelegener Chirurgie ihr ärztliches Personal von 10 auf 16 Stellen aufgestockt. Die Leistung und das Klima in der Abteilung sollten sich verbessern, sagte der ärztliche Direktor Michael Schoof. "Das ist offensichtlich nicht passiert", fügte er bezogen auf den Fall Dr. Thomas Buthut hinzu.

"Es kann punktuell zu einer etwas höheren Diensttaktung kommen."

Zu der Stimmung in der Chirurgie möchte sich Lauterbach nicht äußern. Unterschiedliche Ärzte hätten allerdings unterschiedliche Auffassungen, wie eine Abteilung zu führen ist.

Weniger Ärzte heißt aber auch mehr Arbeit für die verbleibenden. "Es kann punktuell zu einer etwas höheren Diensttaktung kommen", so Lauterbach. Für die Patienten ändere sich aber nichts. "Es gibt keine Leistungseinschränkung", sagte der Geschäftsführer.

Lauterbach betonte, dass das Unternehmen eine positive Entwicklung gemacht habe. Doch eines stellte er auch fest: "Ein wunder Punkt ist die Entwicklung der Chirurgie in Gardelegen."

Buthut gehörte mit Olaf-Lutz Nosseir und Ralf Dörre zu drei neuen Chefärzten, die nach dem OP-Skandal eingestellt worden waren. Für ihre Verträge war noch Lauterbachs Vorgänger Hahn verantwortlich. Nosseir hatte das Klinikum bereits Ende Mai verlassen. Nach dem OP-Skandal im Vorjahr will so richtig keine Ruhe einkehren. "Wir müssen einen Neuanfang starten", sagte Michael Schoof.

Die Verstärkung des Teams der Chirurgie sollte der Aufarbeitung des Skandals dienen, indem den betroffenen Patienten eine erneute Begutachtung ihrer Behandlungen angeboten wurde, betonte Ziche. Etwa zehn Mediziner entsprächen dem normalen Bedarf in der Gardeleger chirurgischen Abteilung. Da nach dem Ausscheiden von Dr. Buthut nun Dr. Christoph Luck vom Salzwedeler Krankenhaus kommissarisch die Chirurgie in Gardelegen leite, müsse ein neuer Chefarzt akquiriert werden.

Die derzeitigen zehn Stellen im ärztlichen Dienst sollen die Talsohle sein. Lauterbach rechnet mit einem Anstieg der Operationen. Das Personal soll wieder aufgestockt werden. 13 oder 14 Ärzte sollen im Chirurgischen Zentrum arbeiten.

Hintergrund sei unter anderem die Zusammenarbeit mit dem Nierenzentrum Stendal. Derzeit sucht das Klinikum neben einem Nachfolger für Buthut noch zwei Fachärzte und einen Assistenzarzt.