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Gastronomie Salzwedel: Schaschlik statt Baumkuchen

Eine Salzwedelerin will noch im November das ehemalige Hotel und Restaurant „Zur Post“ öffnen. Das Ganze mit georgischen Spezialitäten.

Von Alexander Rekow 12.11.2020, 00:01

Salzwedel l Kleine Holzfässer an den Decken als Lampenschirme, den Giebel ziert ein Blick in einen historischen Gewölbekeller, die Tische neu, die Bestuhlung ebenso. Das ehemalige Hotel und Restaurant „Zur Post“ auf der Ecke Breite Straße und Hohe Brücke in Salzwedel erstrahlt in neuem Glanz. Kaum etwas ist von der alten Optik im Inneren geblieben. Grund dafür sind umfangreiche Renovierungsarbeiten, denn in dem historischen Gasthaus sollen bald wieder Gäste bewirtet werden.

Janna Mezler hat sich eine denkbar schwierige Zeit für ihre Neueröffnung gewählt. Salzwedel und die Gastronomie steckt, wie der Rest der Republik, im zweiten Lockdown. Trotzdem hält die Salzwedelerin an ihrem Plan fest. „Wir haben seit September alles renoviert“, beginnt sie zu erzählen. Gemeinsam mit ihrem Mann und weiteren Familienmitgliedern habe sie unzählige Arbeitsstunden in das alte Gasthaus gesteckt. Zudem etwa 30.000 Euro investiert. Daher soll trotz Corona-Pandemie noch in diesem Monat geöffnet werden. „Dann beginnen wir eben mit einem Lieferdienst“, blickt sie voraus. Voraussetzung dafür sei die Abnahme durch das Gesundheitsamt am 25. November.

Janna Mezler und ihre Familie sind 2002 aus der Umgebung des Urals in Russland nach Salzwedel gezogen, sagt sie. „Mein Mann hatte den Traum, etwas Eigenes zu machen.“ Anfangs sei sie wenig überzeugt gewesen. Doch aufgrund dessen, dass sie für ihren Beruf in Niedersachsen täglich 100 Kilometer pendeln musste, sei die Entscheidung schließlich für einen Neuanfang gefallen. Doch was soll sie anbieten? Das fragte sie sich. Im Internet habe sie gelesen, dass es in Deutschland nur elf georgische Restaurants gibt. „Die Küche schmeckt sehr gut und ähnelt der russischen.“ Aufgrund der Vergangenheit in der Sowjetunion würden viele Salzwedeler einige der osteuropäischen Gerichte wie Soljanka oder Schaschlik wiedererkennen. Außerdem würden häufig Nüsse, Granatäpfel und kräftige Gewürze zum Einsatz kommen. Selbst die Getränke, vom Bier über Wein bis Limonaden und Wasser, kommen aus Georgien.

Da das Auge bekanntlich mitisst, habe sie auch das Geschirr aus Osteuropa. „Ich habe mir die Teller, Tassen und Kannen aus der Ukraine geholt – gefertigt aus rotem Ton“, so Mezler. Nichts soll dem Zufall überlassen werden. Auch nicht der Name. Denn „Zur Post“ hat ausgedient. Der neue Name: „Aragwi“. Ein Fluss im Nordosten Georgiens.

Auch der Hotel- und Pensionsbetrieb soll wieder aufgenommen werden. Nur vom Hansehof will sie die Finger lassen. „Das ist zu viel für uns, erstmal muss alles anlaufen“, erklärt sie. Außerdem würde noch Personal benötigt. Zwei Köche aus Georgien seien bereits eingeplant. Dazu würden Kellner gebraucht, wenn die Restaurants in Salzwedel wieder öffnen dürfen. Nach aktuellem Stand im Dezember. Unterm Strich sollen dann sieben Kräfte die Wirtschaft betreiben.

Mit dem Neuanfang von Janna Mezler zieht nun eine neue Küche in Salzwedel ein. Dafür ist die traditionsreiche Gaststube „Zur Post“ gewichen. „Das Postamt, welches sich bis 1. Oktober 1887 in der Neuperverstraße 8 befindet, zieht in die Breite Straße. Am 12. September 1893 übernimmt der ‚Bannersche Gasthof‘ die Betreuung der Postkutschenbenutzer“, schreibt die Volksstimme 1991 in einer Serie, die die Stammtische der Ur- und Großväter beleuchtet. Darin steht weiter, dass vom Gasthaus aus in die Postkutschen gestiegen wurde, um über Arendsee und Gardelegen nach Berlin, Hamburg und Magdeburg zu gelangen. Die Zimmer oben im Wirtshaus hätten damals als Fremdenzimmer gedient, wenn die Anschlusskutsche verpasst worden war. Unten hingegen konnten sich die Reisenden mit Speis und Trank stärken.

Das ist bald wieder möglich – dann aber auf georgisch.