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Arendseer Uwe Schlage schlug Aktion nach Berliner Vorbild im Kulturausschuss vor Gedenkstolpersteine für jüdische Bürger

Von Helga Räßler 03.03.2012, 05:27

Drei Stolpersteine zum Gedenken an ehemalige jüdische Mitbürger sollen in Arendsee gesetzt werden. Die Familien waren 1938 von Nationalsozialisten vertrieben worden. Einige kamen im Konzentrationslager um.

Arendsee l "Ich habe in der Stadtchronik von Familie Rosenstein gelesen, die das Haus in der Friedensstraße 35 bewohnte und eine Kaufmannsfamilie war", erzählte Uwe Schlage am Donnerstagabend während der öffentlichen Sitzung des Arendseer Kulturausschusses. Ihr Schicksal haben ihn sehr bewegt. Ebenso das von zwei weiteren Arendseer Familien, die in der Reichskristallnacht 1938 wegen ihrer jüdischen Herkunft von den Nationalsozialisten verhaftet oder vertrieben worden waren. Die Rosensteins seien im Konzentrationslager Theresienstadt umgekommen. Daran erinnert eine kleine Tafel in der heutigen Revierstation der Polizei.

"Das Schicksal der anderen Juden will ich zusammen mit dem Heimatforscher Eckehard Schwarz erkunden", erklärte Schlage. Auf jeden Fall soll der damalige Bürgermeister Arendsees an seine Vorgesetzten gemeldet haben, Arendsee sei nun judenfrei, wusste Schlage.

Seine Idee: "An drei Stellen in Arendsee möchte ich mit sogenannten Stolpersteinen an die jüdischen Mitbürger erinnern", schlug er den Ausschussmitgliedern vor. "Ich möchte damit ein Zeichen setzen." In einer Zeit, in der der Rassismus und Fremdenfeindlichkeit grassieren, sei es gut, "Meilensteine" dagegen zu setzen.

Der erste Gedenkstolperstein soll ins Pflaster vor dem Haus in der Friedensstraße Nummer 35 eingelassen werden. Dort haben Rosensteins bis zu ihrer Deportation gelebt. "Das Einverständnis der Hausbesitzer liegt auch schon vor", so Uwe Schlage. Für die Aktionen am Horning und dem ehemaligen Gemüseladen in der Friedensstraße müsse noch die Zustimmung der Inhaber eingeholt werden.

Die Stolpersteine, die er bei seinen vielen Berlinbesuchen gesehen habe, seien für ihn Anregung gewesen, Gleiches auch in Arendsee in die Wege zu leiten. Er lebe seit 1980 in Arendsee, habe bis 2010 gearbeitet und wolle nun als Rentner etwas für die Stadt bewegen. Kontakt zu dem Künstler, der die Steine gestalte, habe er bereits. Ein Arendseer Handwerker könnte die kostenlose Verlegung vornehmen. "Und für Spenden könnte ein Konto bei der Volksbank eingerichtet werden", schlug Schlage weiter vor.

Die Mitglieder des Kulturausschusses befürworteten die Idee und wollen sie dem Stadtrat empfehlen. Ratsherr Karsten Kabel (CDU) gab zu bedenken, vorher zu prüfen, ob die Juden damals tatsächlich von den Nazis vertrieben wurden oder schon vorher aus anderen Gründen Arendsee verließen.