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Elke und Dieter Krause aus Jübar haben vor 50 Jahren Ja gesagt / Hochzeit innerhalb von fünf Tagen organisiert "Ich wurde nicht gefragt, die haben mich verheiratet"

Von Gudrun Schneegaß 05.04.2013, 01:11

Wenn Fräulein Krause Herrn Krause heiratet, dann muss sich keiner an einen neuen Familiennamen gewöhnen. So war es bei Elke und Dieter Krause heute vor 50 Jahren.

Jübar l Heute feiern Elke und Dieter Krause aus Jübar ihr goldenes Ehejubiläum. Vor 50 Jahren wurden die beiden - es war wie dieses Jahr auch ein Freitag - um 17 Uhr vom damaligen Bürgermeister Eberhard Kamieth standesamtlich im ehemaligen Sperrgebietsdorf getraut. "Ich wurde nicht lange gefragt, die haben mich einfach verheiratet", verrät Elke Krause, geborene Krause aus Wöpel, und strahlt ihren Dieter immer noch verliebt an. Ihre Eltern haben die Hochzeit auf Grund der damals eingetretenen Ereignisse sehr kurzfristig geplant und beschlossen. Was sich sehr mittelalterlich anhört, ist eine außergewöhnliche Geschichte, die sich an die Gegebenheiten der 60er Jahre und an alte Gebräuche anpasste.

Auf dem Bockbierfest in Wöpel zu Pfingsten 1962 haben sich Elke und Dieter das erste Mal gesehen. Eigentlich sollten die beiden zuvor schon auf der Hochzeit von Dieters Cousine und Elkes Cousin Tischnachbarn sein. Davon wollte Dieter aber nichts wissen und flog nach Bulgarien in den Urlaub. Elke bekam einen Ersatztischherrn. Beim zweiten zufälligen Treffen beim Tanz in Stöckheim hat es aber gleich gefunkt. Die Wöpelerin und der Jübarer haben sich ineinander verliebt. Das war im September 1962 und brachte so einige Schwierigkeiten mit sich, denn Jübar lag im Sperrgebiet. Für Besuche musste ein Passierschein beantragt werden. "Meistens sind wir über Bornsen gekommen, dort war der Schlagbaum oft nicht bewacht", beschreibt Dieter die abenteuerlichen Schwarzaufenthalte seiner Liebsten. Um aber allem aus dem Wege zu gehen, beschloss Mutter Martha, dass das Paar sich verloben sollte, wegen der offiziellen Einreise und um Ärger zu vermeiden. So wurde kurzerhand in der elterlichen Gastwirtschaft in Wöpel im Februar 1963 mit Familie und Nachbarn Verlobung gefeiert. Dann verstarb am 1. April 1963 Dieters Mutter, mit welcher er das Haus in Jübar allein bewohnte. "Du kannst als Verlobte nicht an das Grab treten",hieß es. Innerhalb von fünf Tagen hatten Elkes Eltern und Geschwister alles für eine Hochzeit organisiert. "Ich weiß bis heute nicht so recht, wie sie das alles hinbekommen haben. Aber es war alles da, was zu einer Hochzeit gehört. Es gab Schweinebraten, der lag in der Truhe", erinnert sich Elke. "Und Diesdorfer Kirschwein haben wir getrunken, der lag in Jübar im Keller", ergänzt Dieter.

Gerne erinnern sich die beiden an die kirchliche Trauung in der kleinen Feldsteinkirche in Wöpel. Wie damals vor 50 Jahren wird das Goldpaar morgen in diese Kirche zurückkehren, um ihr Eheversprechen zu erneuern. Pastor Hartmut Förster wird es ihnen abnehmen. "Ich wurde damals in Jübar gut aufgenommen", erinnert sich Elke Krause.

Seit 1964 sind sie und ihr Mann in der freiwilligen Feuerwehr und immer aktiv am dörflichen Leben beteiligt. In dem Jahr wird Tochter Heike geboren. Zwei Jahre später macht Tochter Birgit das Glück des Paares perfekt. In diesem Zusammenhang lüftet die Goldbraut auch das Geheimnis: "Jahre später hab ich erfahren, warum ich nicht als Verlobte an das Grab der Schwiegermutter treten durfte. Man sagte mir, dann hätte ich keine Kinder bekommen können."

1992 trug das Paar auch maßgeblich zur Wiederbelebung des örtlichen Schützenvereins bei.

Eheversprechen wird in der Wöpeler Kirche wiederholt

Heute genießen der gelernte Stellmacher und seine Frau, die fast immer in der Landwirtschaft gearbeitet hat, ihren Ruhestand. Aber die Familie stand und steht immer im Vordergrund. Für ihre drei Enkelkinder haben Oma und Opa Krause immer Zeit.

Wie es in der Altmark Brauch ist, wurde gestern Abend ein wenig gepoltert. Die Feuerwehrfrauen haben den Kranz gewickelt. Heute erwartet das Goldpaar die Gratulanten, und morgen wird nach der kirchlichen Trauung in der Gaststätte Wulkau in Jübar mit Familie, Freunden und Nachbarn gefeiert.