Interview Die Infrastruktur ist wichtig
DEBA kauft die ehemalige Kerzenfabrik in Salzwedel. Ein Gespräch mit Chef Dietrich von Gruben über Gründe und Zukunftspläne.
Salzwedel l Der Badsysteme-Hersteller DEBA kauft die ehemalige Salzwedeler Kerzenfabrik. Bereits Mitte 2020 will das Unternehmen an den neuen Standort umziehen. Geschäftsführer Dietrich von Gruben äußert sich im Gespräch unter anderem über den Standort Altmark:
Herr von Gruben, zum Oktober kauft die DEBA die alte Kerzenfabrik in Salzwedel. Ein von langer Hand geplanter Schritt?
Dietrich von Gruben: Jein, es war immer klar, dass wir größer investieren müssen, um die Produktion auf einen modernen Stand zu bringen. Dass nun die Kerzenfabrik frei geworden ist, ermöglicht uns, den Schritt schon jetzt zu gehen. Aber auch danach wird es natürlich Weiterentwicklungen geben.
Sie planen an dem Standort eine dritte Produktionslinie. Heißt dass, das die Auftragsbücher voll sind und auch mehr Mitarbeiter benötigt werden?
Die modulare Bauweise ist ein langfristiger Trend, und daher ist die Nachfrage hoch. Und wir denken, dass dies auch in den nächsten Jahren so bleiben wird. Im Projektgeschäft gibt es grundsätzlich starke Schwankungen zwischen Unterauslastung und Arbeiten an der Kapazitätsgrenze. Mit dem Kauf der neuen Produktionsstätte können wir die Kapazitäten ausweiten, um dadurch mehr Aufträge anzunehmen und flexibler auf die Baustellenplanung zu reagieren.
Sie sagten kürzlich, dass Sie von den technischen Vorteilen begeistert sind. Welche sind das und warum Ihre Begeisterung?
Naja, wenn man so alte Produktionsräume hat und immer wieder neu angebaut wird, dann fehlt automatisch die Möglichkeit, einen optimalen Produktionsablauf zu schaffen. Die neuen Räume sind sehr groß und freitragend. Es gibt also kaum Wände und Tore etc. Der Boden ist ein Industriefußboden. Dieses ist für die Produktion von Fertigbädern äußerst wichtig. Die geringe Deckenhöhe ist optimal. Die Stromzuführung ist sehr gut. Es gibt auch separate Altbauhallen, in denen wir Arbeiten vornehmen, die von der übrigen Produktion abgeteilt sein sollen.
Die DEBA setzt auf eine positive Entwicklung der Infrastruktur im ländlichen Raum. Wie kann diese aus Ihrer Sicht ausschauen?
Wir hoffen, dass die geplanten überregionalen Straßenbaumaßnahmen (Autobahnen zuzüglich Spange) wirklich umgesetzt werden. Wir sind abhängig von einer guten Bahnanbindung, welche in den Vorjahren sehr viel schlechter geworden ist. Im Rahmen der Schaffung gleichwertiger Lebensverhältnisse hoffen wir, dass Schulen, Ärzte und Krankenhäuser wieder besser ausgestattet werden. Dass die Kommunen auch wieder freiwillige Leistungen übernehmen und nicht immer nahe dem finanziellen Kollaps sind, obwohl die Steuereinnahmen immer weiter steigen. Insbesondere geht es uns um attraktive Freizeitgestaltung, Sport, Kunst und Musik. Um attraktiv für Mitarbeiter zu sein, muss die ländliche Region lebenswert bleiben und attraktiver werden. Natürlich müssen wir dazu auch die Natur wieder erlebbar und attraktiv machen.
Was erwarten Sie als Unterstützung von der Kommune, dem Kreis, der Landes- und Bundesregierung?
Hilfe bei der Umsetzung immer neuer Anforderungen wie z.B. dem Datenschutz, finanzielle Unterstützung bei Investitionen und Forschung und Entwicklung. Sinnvolle Vernetzung lokaler Player. Aufklärung über lokale Entwicklungen. Unterstützung in Krisensituationen. Gewährleistung von Sicherheit. Besonders wichtig ist die bereits genannte Infrastruktur.
Welche Nachteile gibt es für Ihr Unternehmen, in der strukturschwachen Region Altmark zu produzieren?
Erhöhter Logistikaufwand. Schwache öffentliche Verkehrsinfrastruktur. Begrenzte Gesundheitsversorgung. Mangelnde Attraktivität für den Zuzug und Rück- zug qualifizierter Mitarbeiter. Wenig Freizeitangebot für Jugendliche und junge Erwachsene.
Hat in Ihren Gedanken ein Standortwechsel - weg von Salzwedel – eine Rolle gespielt? Falls ja, warum und wohin?
Nicht wirklich. Wir fühlen uns unseren Mitarbeitern verpflichtet.
Abschließend: Was wird aus dem jetzigen Standort, wenn Sie keinen Mieter oder Käufer finden?
Unser Hauptaugenmerk liegt im Moment ganz klar auf der Entwicklung des neuen Standorts. Mit dem alten Standort befassen wir uns danach. Ich bin sicher, dass es Interessenten gibt, die Produktions- oder Lagerfläche benötigen. Viele Betriebe, besonders Internetunternehmen, können nicht so gut planen, weil die Veränderungen rasend schnell gehen. Diese Unternehmen sind froh, wenn Sie keine großen Kredite aufnehmen müssen, sondern mieten können. Wir sind da recht flexibel. Ich kann mir gut vorstellen, dass sich auch viele kleinere Unternehmen hier ansiedeln. Ansonsten liegt das Grundstück ja auch sehr schön an der Jeetze.