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Hans Werner Olm\'s Programm erstreckte sich von unterhaltsam bis in die Ekelnische Kabarettist bediente aus allen Schubladen

Von Oliver Becker 28.01.2013, 01:33

Salzwedel l "Mir nach, ich folge", heißt das neue Programm des Berliner Kabarettisten und Komiker Hans Werner Olm. Und zu folgen war das Salzwedeler Publikum am Freitag im Kulturhaus bereit, auch wenn es ihm im Laufe des Abends immer schwerer fiel.

Wer Olm aus dem Fernsehen kennt, weiß, dass der gebürtige Ruhrpotter und jetzige Wahlberliner mit seinem Mundwerkzeug umzugehen versteht und es unbarmherzig einsetzt. Doch was den rund 200 Gästen am Freitag geboten wurde, war absolut nicht jugendfrei. Die Treffer landeten meist unterhalb der sprichwörtlichen Gürtellinie. Dabei wurden besonders die Schmuddel- und Ekelsparten bedient.

Das Volk wird schon im Kindesalter verblödet

Nach anfänglichen Tonproblemen, begrüßte Olm sein elitäres Publikum im Saal. Ja, denn sämtliche Gäste im Kulturhaus zählten zu der Gewinnerkaste. Sie alle hatten sich im mütterlichen Leib gegen Millionen von Kontrahenten durchgesetzt und sich konsequent in ihr Endziel, die Eizelle, gebohrt. "Und aus diesem Grund können Sie heute hier sein." Aber lohnte sich dieser Kraftakt im Mutterleib?

Olm stellte sich die Frage: Was ist aus der Welt und dem Land geworden? Das Kürzel BRD stand einmal für die Bundesrepublik Deutschland. Heute dagegen für die Blödenrepublik Deutschland, erklärte der zweifache Comedy-Preisträger. Ein Volk, das absichtlich verblödet wird. Schon im frühesten Kindesalter würde der Uterusflüchter mit Begriffen wie Lulu, Kacka, Happa, muttu, wittu konfrontiert. Also Worte, die in keinem Duden zu finden sind, wetterte der selbsternannte Sprachwächter von der Bühne. Wie also soll die kleine quiekende Biowaffe jemals vernünftig sprechen lernen, wenn es die leiblichen Eltern ihm so schwer machen?

Und auch die meisten Fernsehprogrammgestalter täten ihr Bestes, damit der Zuschauer den Kopf dazu benutzt, wozu er einst einmal bestimmt war, zu der Aufnahme von Chips, Cola und Bier. Die Glotze wird ihrem Namen gerecht. Glotzen ist angesagt und nicht das Denken, denn dieses würde ja nur den Stopfvorgang unterbrechen. Auch der Büchermarkt gäbe momentan nicht viel her. Denn ein Jeder müsse zurzeit Bücher schreiben. Ob Ralf Schmitz, Daniela Katzenberger oder Justin Bieber. "Stellen Sie sich vor, der Bieber hat wirklich mit 16 Jahren sein ganzes Leben aufgeschrieben. Ist das nicht unglaublich? Wahrscheinlich handelt es von seinem langen Weg durch den Geburtskanal."

Bei dem Thema Frauen läuft Olm noch einmal zur Höchstform auf. Es sei eine Welt der Frauen geworden, empfindet er. Wohin man blickt, überall Frauen. In der Chefetage, dann die Postbotinnen, Politessen, Kommissarinnen, Politikerinnen oder Professorinnen. Und dann sind da auch noch die Urologinnen, die den Männern genüsslich den Samenleiter durchtrennen. Und selbst bei der Armee, sind sie zu finden. Aber statt an der Front, kämpfen diese dort um einen Frauenparkplatz vor dem Offizierscasino. Der Mann, sowieso bekannt als Verbalökonom, komme nun gar nicht mehr zu Wort. Es stelle sich die Frage: "Wohin kannst du noch fliehen Adam? Die letzten Refugien für den Mann sind in Keller und Garage zu finden."

Publikum quittierte Auftritt mit zaghaftem Beifall

Aber dem Olm ist es ein Genuss, auch die untersten Schubladen seines Vulgär- und Fäkaldepots zu ziehen und das Publikum mit einem Brei, eines zum Teil ekligen Gemisches, zu überschütten, dessen Entsorgung sich jeder Kläranlagenbetreiber verweigern würde. Mit zaghaftem Beifall und zwanghaftem Kichern quittiert das Publikum die Entgleisungen in den Bereich der Schlüpfrigkeit und des puren Ekelns. Und wieder stellt sich die Frage: Was ist aus dem Land geworden?