Naturschutzbund legt Aktion neu auf/Brunauer sind gutes Vorbild/Plakette und Urkunde Kirchturm ist ein Lebensraum für Tiere
Lebensraum Kirchturm heißt eine Aktion des Naturschutzbundes (Nabu). Die Brunauer Martinskirche ist mit einer entsprechenden Plakette ausgezeichnet worden. Bisher als einzige im Altmarkkreis. Der Nabu bittet darum, dass sich weitere Gemeinden beteiligen.
Brunau l Eckhardt Tiedge und Manfred Roth stiegen gestern den Brunauer Martins-Kirchturm hinauf. Dort, hoch oben, noch über den Glockenstühlen, haben Fledermäuse ihr Quartier. Und noch ein Stück höher hängt der Schleiereulenkasten. "Ich weiß nicht genau, ob sie in diesem Jahr Junge haben", sagt Eckhardt Tiedge. Er habe nur wenig Gewölle gesehen. Auch Manfred Roth befürchtet, dass der strenge Frost im Januar und Februar den Eulen zugesetzt hat. An einer Tafel, die an der Wand im Eingang des Turms hängt, ist aufgeführt, wieviel Nachwuchs in den einzelnen Jahren in dem Nistkasten großgezogen wurde.
Als der Kirchturm in der Zeit der Jahrtausendwende aufwändig saniert worden ist, haben Gemeindekirchenrat und Fördervereinsmitglieder auch an die Tiere gedacht, die als Kulturfolger dort ihren Lebenraum haben. Neben den Nisthilfen im Inneren sollten in das Mauerwerk auch Kästen für Mauersegler eingebaut werden. "Doch die wurden leider viel zu spät geliefert", erinnert sich Manfred Roth. Sie sollen nun zwischen den beiden Turmhelmen an den Pylonen platziert werden, schlug Eckhardt Tiedge vor. Dort oben leben auch Turmfalken und Dohlen.
Michael Arens von der Nabu-Fachgruppe Vienau hatte damals den Einbau der Schleiereulen-, Fledermaus- und Mauerseglerkästen angeregt und hat in den Brunauer Kirchenverantwortlichen Mitstreiter gefunden. Deshalb erhielt die Brunauer Martinskirche vor fünf Jahren vom Nabu auch die Plakette "Lebensraum Kirchturm" und eine entsprechende Urkunde. Noch ist sie die einzige im Kreis. Mit der Goldenen Laus in Bismark sind es in der ganzen Altmark nur zwei Kirchgemeinden, die sich an der Nabu-Aktion beteiligt haben. Das soll sich ändern. Denn der Nabu wirbt in diesem Jahr erneut darum, den Tieren in Kirchtürmen ein Zuhause zu bieten.
"Turmfalken, Dohlen, Fledermäuse oder Schleiereulen nutzen Kirchtürme und andere hohe Gebäude in Städten und Dörfern als Ersatz für natürliche Bruthöhlen in Felsen oder Bäumen", erklärt Michael Arens von der Nabu-Fachgruppe. Mit der Wahl der Dohle zum "Vogel des Jahres 2012" wolle der Nabu auf die akute Wohnungsnot des kleinen Rabenvogels aufmerksam machen und sich für die Sicherung seiner Nistplätze einsetzen. Es gebe für alle genannten Arten immer weniger Brutmöglichkeiten in Siedlungen.
Bei Kirchturmsanierungen würden oft Einfluglöcher und Brutnischen verschlossen oder Gitter zur Abwehr von Tauben angebracht. Im Dohlenjahr hofft der Nabu auf weitere Unterstützer seiner Aktion und ruft Kirchengemeinden auf, sich am Artenschutz zu beteiligen und mit dem Nabu zu kooperieren.
Die beiden Brunauer können das nur befürworten. Dort ist der Kirchturm so gestaltet worden, dass die willkommenen Bewohner Einlass finden. "Früher hatten wir hier verwilderte Tauben drin, und die haben jede Menge Dreck gemacht", sagt Manfred Roth. Hinter- lassenschaften der Fledermäuse und Eulen sind hingegen nicht zu sehen, weil ihre Nisthilfen entsprechend gestaltet sind. Der Glockenboden ist picobello.
Wer sich an der Aktion "Lebenraum Kirchturm" beteiligen will kann sich an den Nabu Sachsen-Anhalt, Telefon (0391) 5619350, oder an Michael Arens wenden.