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Ausstellung Kompliment für Wolfgang Bierstedt

Vielen Beetzendorfern ist der Künstler Wolfgang Bierstedt noch bekannt. Im Danneilmuseum wird mit einer Ausstellung an ihn erinnert.

Von Anke Pelczarski 12.10.2015, 03:00

Salzwedel l Ein „Kompliment“ so der Name der Ausstellung, spricht Ina Bierstedt ihrem Vater Wolfgang Bierstedt (1936 bis 1983) aus. Die 1965 Geborene, die selbst Künstlerin ist, hat sich intensiv mit seinem Nachlass beschäftigt. Dabei geht es ihr nicht nur um seine Bilder, sondern auch seine Erinnerungen sowie das Auseinandersetzen mit Arbeitsbedingungen von Künstlern in der DDR. Unterstützung erhielt die heute in Berlin Lebende dabei von Anna Gollwitzer und Claudia Beelitz.

Am Freitagabend wurde die Ausstellung im Salzwedeler Danneilmuseum eröffnet. Die Räume platzten fast aus allen Nähten. Denn zahlreiche Beetzendorfer waren gekommen, um den Nachbarn von einst, die an der Goethestraße gewohnt haben, zu begegnen. Denn Ina Bierstedt brachte auch ihre Mutter Renate und ihren Bruder Jens mit nach Salzwedel.

„Wir waren früher Nachbarn und kennen uns von Kindheit an. Oft haben wir zusammen gespielt“, verriet unter anderem Jürgen Benecke. Lieselotte Patzke freute sich darüber, dass Ina Bierstedt in die Fußstapfen ihres Vaters getreten sei. „Inas Urgroßvater hatte ein Malergeschäft. Das war allen Beetzendorfern gut bekannt“, schilderte sie.

Die Ausstellung sei ein Teil des Projektes „Gespiegelte Fenster“, an dem Ina Bierstedt und Anna Gollwitzer derzeit arbeiten würden, erläuterte Kuratorin Claudia Beelitz. Im Mittelpunkt stehe die Ausein-andersetzung mit Wolfgang Bierstedt, der in den 1950er Jahren begonnen habe, künstlerisch zu arbeiten. Seine Motive habe er im unmittelbaren Umfeld gefunden: Entstanden seien Porträts, Selbstporträts, Landschaften, aber auch Holzschnitte zu biblischen Themen. Der Künstler habe Kirchen in und um Salzwedel restauriert.

Ina Bierstedt dokumentiere mit der Ausstellung nicht nur die Bilder ihres Vaters, sondern sie reflektiere auf ihre Weise dessen Arbeit. Davon würden ihre Gemälde zeugen, die ebenfalls mit gezeigt würden. Renate Bierstedt stand dem Wunsch ihrer Tochter, sich mit dem Nachlass ihres Vater zu beschäftigen, eher skeptisch gegenüber. Dies sei schwierig und würde Wunden wieder aufreißen, habe sie gemeint. Und sie befürchtete, dass sich ihre Tochter aufgrund ihrer künstlerischen Tätigkeit und der Arbeit an der Universität der Künste Berlin übernehmen würde, schilderte sie am Freitag. „Gerade deshalb habe ich es durchgezogen“, entgegnete Ina Bierstedt lachend und nahm ihre Mutter in den Arm.

Museumsleiter Ulrich Kalmbach verwies darauf, dass „Kompliment“ bereits die dritte Kunstausstellung in diesem Jahr im Danneilmuseum Salzwedel sei. „Für ein historisches Museum mag das ungewöhnlich sein. Aber es hat auch seine Berechtigung“, fügte er hinzu. Denn die Kunst würde in Beziehung zu historischen Zuständen gestellt, Lebenserinnerungen aufgezeichnet und sich damit auseinandergesetzt. „Es ist die Erinnerung an ein Lebenswerk. Es wird in die Gegenwart gebracht“, sagte Ulrich Kalmbach.

Die Beetzendorfer und die weiteren Gäste nutzten die Gelegenheit, sich mit Familie Bierstedt auszutauschen und Erinnerungen aufzufrischen. Wer das Wiedersehen mit Ina Bierstedt verpasst hat, sollte sich Sonnabend, 7. November, vormerken. Dann gibt es ab 12 Uhr ein Künstlergespräch. Die Ausstellung ist bis 30. Dezember zu sehen