Kriminalität Wenn der Einbrecher plötzlich im Flur steht
Zurück bleibt ein Gefühl der Unsicherheit. Ein fremder Mensch schleicht durch das eigene Haus. Das geschah in Salzwedel.
Salzwedel l Aufregung in einer Nachbarschaft im Salzwedeler Stadtteil Perver. Zwischen St.-Georg- und Amtsstraße waren am Samstagabend (19. September) Einbrecher unterwegs. Auf der Flucht trieb es einen der mutmaßlichen Täter direkt durch das Haus, in dem Harald Schleifer (64) mit seiner Frau wohnt. Der Rentner saß zu diesem Zeitpunkt im Obergeschoss vor dem Fernseher, seine Frau befand sich im Schlafzimmer im Erdgeschoss. Sie war es auch, die „komische“ Geräusche hörte.
Erst im Nachhinein konnten Harald Schleifer und seine Frau nachvollziehen, welchen Weg einer der Unbekannten durch ihr Zuhause genommen hatte. Kleine Einzelheiten machten klar: Hier war ein Fremder.
„An der Haustür hing eine Jacke an einem Riegel“, erzählt der Rentner. Die lag plötzlich auf dem Boden. Zudem war die Tür zum Hof nur angelehnt. „Die ist sonst immer zu, wenn ich zu Bett gehe, schließe ich sie abends ab“, berichtete Harald Schleifer.
Begonnen hatte die Aufregung gegen kurz nach 20 Uhr am Sonnabendabend. Eine aufmerksame Nachbarin aus der Amtsstraße hatte der Polizei gemeldet, dass sich womöglich Einbrecher an der Heiliggeistkirche zu schaffen machen. Binnen Minuten waren Beamte vor Ort, leuchteten mit Taschenlampen in die Gärten, die direkt an den Kirchenmauern liegen. Die davon wahrscheinlich aufgescheuchten Einbrecher mussten nun anscheinend anderweitig flüchten. In einem Haus, so schreibt es die Polizei, gelang es ihnen dabei, Bargeld zu stehlen.
„Bei uns haben sie nichts mitgenommen“, sagt Harald Schleifer. Das Portemonnaie seiner Frau habe im Flur in einem Korb gelegen. Er vermutet, dass die Täter keine Zeit hatten, sondern nur einen schnellen Fluchtweg gesucht hätten. Der führte nun von hinten nach vorne. Also der Reihe nach: Aus den Gärten, über den Hinterhof eines Nachbarn, dann über eine mindestens zwei Meter hohe Mauer in den Hof von Harald Schleifer, in den Flur des Hauses und dann direkt durch die Haustür auf die St.-Georg-Straße. An der Tür musste der Täter den Riegel öffnen, wohl deshalb fiel die daran hängende Jacke herunter.
Die Polizei fahndete noch am Abend nach den Tätern - der andere suchte eventuell in Richtung Kämmereiteiche das Weite – doch geschnappt wurden die beiden bisher nicht. „Die Kollegen haben im Nahbereich noch eine Person festgestellt“, berichtet Franziska Hotopp, Sprecherin des Salzwedeler Reviers. Bei dem Mann bestehe aber derzeit kein Tatverdacht. Er werde allerdings noch einmal befragt.
Auch der spätere Einsatz eines Fährtenhundes brachte keine Erkenntnisse zum Verbleib der mutmaßlichen Täter, erklärte Hotopp im Gespräch mit der Volksstimme. Die Ermittlungen laufen weiter. Ob es die Unbekannten direkt auf das Gotteshaus abgesehen hatten, ist derzeit noch unklar.
Harald Schleifer fragt sich nun, was geschehen wäre, wenn er einen der Unbekannten in seinem Flur getroffen hätte? „Man soll ja nicht den Helden spielen“, meint der 64-Jährige. „Ich weiß ja auch nicht, wer mir da entgegentritt.“ Am Sonnabend ging Harald Schleifer noch durch alle Räume des Hauses. Glücklicherweise ohne jemanden zu entdecken, der dort nichts zu suchen hat.
Klare Tipps für den Fall, dass man einen Einbrecher auf frischer Tat ertappt, gibt Franziska Hotopp: „Grundsätzlich sollte man niemals versuchen, sich dem Täter kampfbereit zu nähern oder den Fluchtweg versperren“, rät die Polizeibeamtin. Das könne zu gefährlichen Kurzschlussreaktionen seitens des Täters führen.
Weiter sagt die Polizistin: „Nimmt man Geräusche in der Wohnung oder im Haus war, die einen Einbruch vermuten lassen, sollte man umgehend die Polizei rufen.“ Gut sei es, wenn man das Telefon immer griffbereit habe. Danach empfiehlt die Beamtin, sich durch Licht anmachen oder Rufe aus dem Fenster bemerkbar zu machen. „Dann ergreift der Einbrecher im besten Fall von allein die Flucht.“
Das Präventionsmobil des Landeskriminalamtes (LKA) steht am Mittwoch, 23. September, in Salzwedel auf dem Rathausturmplatz und am Donnerstag, 24. September, in Klötze auf dem Lidl-Parkplatz. Jeweils zwischen 9 und 14 Uhr können sich Interessenten gebührenfrei beraten lassen. Die Themen Einbruchs- und Diebstahlsschutz stehen dabei besonders im Fokus.