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Mark Benecke Kriminalbiologe im Kulturhaus

Für die Besucher im Salzwedeler Kulturhaus wurde es am Donnerstagabend schaurig. Mark Benecke war mal wieder zu Besuch.

Von Leonie Dreier 11.10.2019, 23:01

Salzwedel l Mit dem Musikvideo ,,Lang lebe der Tod“ des Rappers Casper auf einer großen Leinwand auf der Bühne bringt der Kriminalbiologe Dr. Mark Benecke am Donnerstagabend sein Publikum im ausverkauften Kulturhaus in Stimmung. An diesem Abend besucht Benecke zum zehnten Mal Salzwedel. Diesmal um seinen neuen Vortrag ,,Blutspuren“ zu präsentieren.

Der 49-jährige ist Spezialist für forensische Entomologie. Damit die Zuhörer in Salzwedel auch wissen, worüber er sprechen möchte, gibt Benecke zu Beginn eine Einführung in das Thema Spuren. „Generell muss man überlegen, warum ist etwas da?“, stellt er die Hauptfrage. „Dies lässt sich nur durch Messungen und nicht durch Annahmen beantworten.“ Das Wichtigste am Tatort sei das Fotografieren. Man soll dabei nicht denken und nicht reden. „Erst Spuren messen und dann Klappe halten!“, sagt er lachend.

Um seine Thesen zu verdeutlichen, zeigt der Kriminalbiologe zu Beginn dem Publikum Bilder, die er am Donnerstag in Salzwedel gemacht hatte. „Warum ist das Innere des Salzwedeler Bahnhofes kaum mit Graffitis gesprüht?“, fragt er in die Runde. „Es gibt folgende Möglichkeiten: In Salzwedel wohnen kaum Jugendliche, die Eltern müssen die Strafe bezahlen oder die Jugendlichen müssen ihr Graffiti selbst wegwischen“. Um das zu beantworten, braucht man jedoch mehr Hintergrundwissen.

„Einige glauben, dass ich Kriminalfälle löse. Das stimmt nicht. Ich werte die Spuren aus, da sie in jedem Stadium, egal ob vor oder nach der Tat, interessant sind. Wenn man sich den Tatort lediglich betrachtet, findet man die Hintergründe nicht heraus. Durch Experimente kann ich aber bestimmte Dinge und Sachlagen ausschließen“, erklärt Benecke. „Kinder probieren alles aus, aber Erwachsenwerden bedeutet leider auch, dass das Experimentieren aufhört“, erklärt er. Um seinem Publikum deutlich zu machen, was für ihn Spuren sind, die er weitergehend untersucht, zeigt er Tatortbilder. Spuren sind für ihn bestimmte Bakterien oder Insekten auf einer Leiche sowie die Richtung und Ansammlung der Blutspritzer.

Wir verknüpfen Dinge, die für uns lebensnah, logisch und vernünftig erscheinen, meint Benecke. Oft halte das Gericht solche Dinge auch für schlüssig, obwohl die Grundannahme falsch sei. Spuren offenbaren die Wahrheit. Das Gericht müsse beispielsweise wissen, ob es sich um Speichel, Sperma oder Hautschuppen handelt. „Es kommt auch mal vor, dass ich Spuren nicht verstehe und nachvollziehen kann. Dann frage ich nach der Verhandlung den Täter, der mir den Tathergang erklärt“, gibt er zu.

In der Pause hatten die Besucher die Möglichkeit Autogramme und ein Selfie mit Benecke zu bekommen. Falls Zuhörer Fragen hatten, konnten sie diese entweder während des Vortrages stellen oder in der Pause in ein Fragenbuch schreiben. Nach der Unterbrechung beantwortet Benecke diese. „Wann trocknet Blut?“, wollte ein Gast wissen. „Durchschnittlich nach drei Minuten“, antwortet der Experte.

Mark Benecke studierte Biologie und Psychologie an der Universität Köln. Nach seiner Promotion über genetische Fingerabdrücke bildete er sich in der Rechtsmedizin in den USA weiter. Er ist Deutschlands einziger vereidigter Sachverständiger und wird herangezogen, wenn biologische Spuren bei Gewaltverbrechen mit Todesfolge ausgewertet werden müssen. Er untersuchte unter anderen Fragmente des Schädels Adolf Hitlers. Öffentlich bekannt wurde Benecke aus verschiedenen Fernsehsendungen, als Entertainer und als Autor. Sein aktuelles biografisches Buch ,,Mein Leben nach dem Tod. Wie alles anfing“ erschien am 30. September.