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Müllentsorgung Sperrmüll: Alles für die Halde?

Wenn Sperrmüll im Altmarkkreis ansteht, finden sich dazwischen mit Glück Raritäten oder Nützliches. Doch mitnehmen darf man sie nicht.

Von Alexander Rekow 09.08.2020, 01:01

Salzwedel l Der Stuhl gebrochen, die Matratze durch, der Kinderwagen hat es hinter sich. In solchen Fällen können sperrige Utensilien auf den Sperrmüll. Im Altmarkkreis Salzwedel sind das im Jahr rund 4400 Tonnen. Doch jedes Jahr das gleiche Bild: Zwischen dem Sperrmüll stehen Baumaterial, alte Toiletten und sonstiger Unrat. Und deren Entsorgung beläuft sich jährlich auf etwa 13.500 Euro für den Landkreis und damit zulasten der Gebührenzahler, erklärt Kreissprecherin Birgit Eurich: „Die Sammlungs- und Transportkosten gehen zulasten der Gemeinden.“

Ein Problem beginnt bereits damit, dass schon viele Tage vor dem eigentlichen Abholtag der Sperrmüll auf die Straße gestellt wird. Im Ergebnis wühlen sich unzählige Menschen durch die Sachen, bis alles zerpflückt und verteilt ist. Dabei ist der Sperrmüll bis 7 Uhr am Tag der Abfuhr „gestapelt, gebündelt oder in sonstiger Weise geordnet auf dem Bürgersteig vor dem Grundstück“ abzulegen.

Gerade in Salzwedel sieht das häufig anders aus. Fahrzeuge aus Osteuropa touren im großen Stil durch die Stadt und nehmen mit, was zu gebrauchen ist. Und genau das ist illegal. „Wenn Personen unberechtigt Sperrmüll mitnehmen, kann es passieren, dass wir als Polizeibeamte eine Strafanzeige wegen Diebstahls aufnehmen“, informiert Franziska Hotopp aus dem Salzwedeler Polizeirevier. Sollte der Eigentümer des Sperrmülls eine Anzeige bei der Polizei aufgeben, werde die Sache strafrechtlich verfolgt. „Ein Diebstahl wird mit einer Geldstrafe oder mit einer Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren bestraft“, so die Polizeibeamtin.

„Wer etwas auf dem Sperrmüll entdeckt, das er mitnehmen möchte, sollte einfach nachfragen bei demjenigen, der den Sperrmüll herausgestellt hat, ob das in Ordnung ist. So begeht er weder eine Ordnungswidrigkeit noch eine Straftat“, gibt der Altmarkkreis den Trödelsammlern als Tipp mit auf den Weg. Andernfalls droht eine Geldbuße bis zu 5000 Euro, heißt es aus der Kreisverwaltung. „Es kann nämlich sein, dass dem Besitzer eben nicht egal ist, was mit seinen weggeworfenen persönlichen Gegenständen passiert, sondern dass er sich darauf verlässt, dass sie durch das Abfuhrunternehmen entsorgt werden.“

Grundsätzlich gilt es zu beachten, dass ein Einzelstück nicht mehr als 75 Kilogramm wiegt und das Volumen von 2,5 Metern mal 1 Meter mal 0,75 Meter nicht überschritten wird. Zum einen muss der Sperrmüll in die Luke des Müllwagens passen, zum anderen müssen die Mitarbeiter das Teil auch noch mit Muskelkraft hinein wuchten. Außerdem dürfen nur haushaltsübliche Mengen entsorgt werden. In Zahlen heißt das: Pro Haushalt nicht mehr als fünf Kubikmeter.

„Nicht zum Sperrmüll zählender und daher im Zuge der Abholung nicht eingesammelter Abfall ist nach Beendigung der Abfuhr vom Grundstückseigentümer oder Abfallbesitzer unverzüglich wegzuräumen“, mahnt die Kreissprecherin. Anderenfalls wird versucht, den Abfallbesitzer ausfindig zu machen. Dann zahlt dieser die gesonderte und fachgerechte Entsorgung. Kann er aber nicht ermittelt werden, muss die Gemeinde beziehungsweise Stadt den Rest beräumen. „Dabei ist es unerheblich, ob der Abfall von Dritten unerlaubt weggeworfen oder verbotswidrig als Sperrmüll am Straßenrand oder am Gehweg abgestellt worden ist“, heißt es aus der Kreisverwaltung.

Dass sich ein Blick auf den Sperrmüll lohnen kann, erzählt ein Trödelhändler aus dem Wendland im Gespräch mit der Volksstimme, der nicht namentlich genannt werden will. „Wenn Sperrmüll rausgestellt wird, fahre ich immer meine Runden.“ Auch nach Salzwedel, Gardelegen oder Arendsee. „Es ist ein wenig wie die Suche nach einem Schatz“, erzählt er. Und Schätze habe er im Altmarkkreis schon einige gefunden. „Im Zentrum von Salzwedel stand vor einigen Jahren ein großer Kleiderschrank.“ Dieser sei aber so groß und schwer gewesen, dass er zurück ins Wendland musste, um Verstärkung zu holen. Mit vier Männern hätten sie das historische Möbelstück in einen Transporter gewuchtet. „Der Schrank war etwa 200 Jahre alt“, sagt er. Verkauft habe er ihn für rund 2000 Euro – an einen Salzwedeler. „Solche Sachen sind doch auch Kulturgüter, die gehören nicht auf die Müllhalde.“