1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Salzwedel
  6. >
  7. Chüttlitz: Mit einem Oldie zum Brand

Oldtimer im Einsatz Chüttlitz: Mit einem Oldie zum Brand

Während andere Wehren mit modernen Fahrzeugen zum Einsatz fahren, kommen die Chüttlitzer mit einem Oldtimer vorgefahren.

Von Alexander Rekow 07.08.2020, 09:24

Chüttlitz l Das Chrom glänzt, die Farbe intensiv, die Ausstattung tadellos: So präsentiert sich das Tanklöschfahrzeug der Freiwilligen Feuerwehr Chüttlitz. Eigentlich nichts Besonderes, wäre das Fahrzeug nicht schon 38 Jahre alt. Noch immer ist der Oldtimer in der Einheitsgemeinde Salzwedel im Einsatz. Und wenn es nach der Wehr geht, wird er es noch lange sein.

„Das Fahrzeug hat sich einfach bewährt“, sagt Frieder Füger von der Altersehrenabteilung der Wehr. Kaum jemand kennt den alten Benz so gut wie er. Und bewährt habe er sich vor allem auch deshalb, weil das Auto – im Gegensatz zu vielen anderen auf den Dörfern – Wasser mit sich führt. Genau genommen 800 Liter. Und sollte es unweit des Gerätehauses in einer Kleingartensparte brennen, muss nicht erst auf Unterstützung aus der Kreisstadt gewartet werden. Der Oldie ist jederzeit einsatzbereit – auch bei größeren Einsätzen. „Beispielsweise der Brand in Salzwedel bei einer Wäscherei“, erzählt Stefan Fanknowski, Wehrleiter in Chüttlitz. Auch bei einem Feuer in einem Pflegeheim der Hansestadt sei der Oldtimer zur Unterstützung angefordert worden.

Bis in das Jahr 2002 haben die Kameraden aus Chüttlitz von einem Feuerwehrfahrzeug geträumt. Ein Traktor mit Anhänger stand ihnen bis dahin zur Verfügung. „Die Kameraden sind dann in ihren eigenen Autos zum Einsatzort gefahren“, erinnert sich Frieder Füger. Doch weil die Wehr eine besonders aktive sei, wie Ortsbürgermeister Wolfgang Kappler betont, und stets auf Schulungen setze, sei ein eigenes Fahrzeug nur die logische Konsequenz gewesen.

In den Niederlanden wurden die Chüttlitzer schlussendlich fündig. „Das Auto hatte aber noch nicht die Ausstattung nach DIN (Deutsche Industrie-Norm)“, erinnert sich Füger. Über einen Umweg nach Frankreich, wo der Mercedes entsprechend angepasst wurde, kam er schließlich nach Chüttlitz. Die Freude und der Stolz, ein eigenes Tanklöschfahrzeug zu besitzen, sei riesig gewesen. 64 000 Deutsche Mark ließ sich seinerzeit die Gemeinde Brietz den Benz kosten, erinnert sich Kappler: „Eine gute Investition.“

Nun liegt die Investition schon 18 Jahre zurück. Doch von einem neuen Fahrzeug wollen die Chüttlitzer nichts wissen. „Die Ausstattung ist optimal für unsere Einsätze“, befindet der Wehrleiter: „Bei neuer Technik gibt es häufiger Probleme.“ Als Beispiel diene die Partnerwehr aus Lübbow in Niedersachsen. Dort habe man sich mit einem Iveco ein frischeres Fahrzeug angeschafft. Doch zufrieden sei man im Wendland nicht, weiß Wolfgang Kappler. Mit dem alten Benz hingegen, da wisse man, was man hat. Die Batterie mache vielleicht hin und wieder mal Probleme, doch beim Einsatz habe sie noch nie versagt. Hier und da mal eine Schweißnaht, erzählen die Männer. Und der Motor, der schwitze – wie viele Oldtimer. Alles in allem kein Grund, auf ein anderes Fahrzeug zu setzen, so Fanknowski.

Kürzlich hat der Oldie die Hauptuntersuchung bestanden. „Wenn man ihn pflegt, läuft der ewig“, so Füger. Ähnlich wie beim Gerätehaus, denn durch gemeinschaftliches Engagement konnte es von den Kameraden in Eigenleistung gebaut werden, sagt Kappler.

Auch im Salzwedeler Ortsteil Rockenthin setzt die Wehr auf einen Oldtimer. Mit einem Ford Baujahr 1968 geht es dort zum Einsatz.