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Ostersonntag Kirche vom Sofa aus

In die Kirche gehen, ohne einen Schritt vor die Tür? Das geht! Die evangelischen Gemeinden in Salzwedel zeigen, wie.

Von Gesine Biermann 09.04.2020, 01:01

Salzwedel l Ungewöhnliche Situationen erfordern ungewöhnliche Entscheidungen. In diesem Fall sorgt die Corona-Krise für eine sehr innovative Idee, und zwar in den drei evangelischen Gemeinden der Stadt. Das Ganze ist zudem eine Premiere: Am Ostersonntag können alle Gemeindeglieder – und natürlich auch alle anderen Salzwedeler – vom Sofa aus virtuell in die Kirche gehen. Sie werden dort auch ihre Pfarrer treffen, nämlich Annette und Friedrich von Biela von der Mariengemeinde, Joachim Thurn von der Sankt-Georg-Gemeinde und Matthias Friske, den Pfarrer der Katharinenkirche.

Und genau dort werden die vier dann auch gemeinsam ihre Gemeindglieder begrüßen, mit ihnen singen und beten und auch traditionell nach der Passionszeit wieder die Flügelaltäre in der Katharine öffnen. Und zu den Gottesdiensten der vergangenen Jahre wird es nur einen Unterschied geben: In dieser so besonderen Zeit werden die Kirchenbesucher eben nicht live, sondern am Fernseher oder am Computer dabei sein. Denn der Gottesdienst wird vom Offenen Kanal Salzwedel aufgezeichnet und gesendet. Einschalten sollten die „Gottesdienstbesucher“ am Ostersonntag um 14 Uhr.

Obwohl es eigentlich, „kein richtiger Gottesdienst ist, so ohne Gottesdienstbesucher“, sagt Friedrich von Biela: „Wir würden es eher als eine lithurgische Veranstaltung bezeichen.“ Aber wie auch immer das Projekt nun heißt, es verspricht ein gemeinschaftliches Erlebnis für alle Gläubigen zu werden. Und es ist eine gute Idee, denn für viele gehört am Ostersonntag ein Kirchenbesuch einfach zum Fest, genauso wie das gemeinsame Gebet und die gemeinsam gesungenen Lieder zur Orgel, die es natürlich auch geben wird – persönlich von Kirchenmusikdirektor Matthias Böhlert an der Königin der Instrumente begleitet.

Welche Lieder es sein werden, steht übrigens auch schon fest, sagt Pfarrer Matthias Friske. Das Gesangbuch kann also schon mal an der richtigen Stelle aufgeschlagen sein, bevor der Fernseher eingeschaltet wird. Gesungen werden Lied Nummer 99 „Christ ist erstanden“ und Lied Nummer 100 „Wir wollen alle fröhlich sein“.

Und fröhlich sind gestern ganz offensichtlich auch Friedrich von Biela, Mattias Friske und Annette von Biela, die in der Katharinenkirche mit den Leuten der Produktionsfirma die Aufzeichnung besprechen. Paul Hirsche und Ephraim Böhlert von Cuemaxx Productions informieren sich nämlich vor Ort schon mal über den Ablauf und machen sowas wie einen Soundcheck. Die Akustik in einer Kirche ist schließlich eine echte Herausforderung. Aber: „Das kriegen wir hin“, versichert Ephraim Böhlert. „Wir haben überall Mikrofone. Das klappt schon.“

Auch für die beiden jungen Leute ist das Ganze eine Premiere. Und es sei sogar ihre Idee gewesen, betont Matthias Friske. Sie seien mit dem Vorschlag, die Kirche am Ostersonntag im Offenen Kanal zu zeigen, von sich aus auf die Pfarrer zugekommen. Junge Technikprofis treffen auf traditionelle Kirche und machen zusammen einen Gottesdienst „to go“? Auch solche Sachen passieren derzeit. Und möglicherweise können sie ja sogar erhalten bleiben ...