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Umwelt PFAS - Ewigkeitschemikalien im Grundwasser des Altmarkkreises

Polyfluorierte Alkylsubstanzen, kurz PFAS, sind eine langfristige Umwelt- und Gesundheitsgefahr. Auch im Altmarkkreis wurden sie entdeckt – bislang in geringer Menge.

Von Beate Achilles 15.05.2025, 06:00
Belebungsbecken in einem Klärwerk. Einige PFAS finden über Kläranlagen ihren Weg in Flüsse, Seen und Meere.
Belebungsbecken in einem Klärwerk. Einige PFAS finden über Kläranlagen ihren Weg in Flüsse, Seen und Meere. Symbolfoto: dpa

Altmarkkreis. - Sie schädigen Leber und Niere, stören den Fettstoffwechsel, unterdrücken die Immunantwort, verringern die Zahl und Qualität von Spermien und werden mit verringertem Geburtsgewicht, Krebs, erhöhten Cholesterinwerten, Diabetes mellitus Typ II sowie Aufmerksamkeitsdefizitstörungen in Verbindung gebracht. Und sie sind praktisch flächendeckend in der Natur vorhanden: Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen, kurz genannt PFAS. Der Gewässerkundliche Landesdienst (GLD) hat in den vergangenen Jahren umfangreiche Untersuchungen zu diesen problematischen Chemikalien auch im Altmarkkreis Salzwedel durchgeführt.

PFAS in Oberflächengewässern und dem Grundwasser

Das Ergebnis: PFAS sind in Oberflächengewässern und dem Grundwasser dieser Region nachweisbar, meist jedoch in geringen Konzentrationen. Bislang wurden wohl 30 Oberflächengewässer an 38 verschiedenen Messstellen sowie 15 Grundwassermessstellen auf PFAS beprobt. In 35 Prozent der Proben wurden die besonders häufigen PFAS Perfluoroctansulfonsäure (PFOS) und in 45 Prozent Perfluoroctansäure (PFOA) nachgewiesen. Die gemessenen Konzentrationen lagen dabei überwiegend nur knapp über der Nachweisgrenze.

PFAS Grenzwerte wurden eingehalten

Dem GLD zufolge wurden die gesetzlichen Grenzwerte in den Oberflächengewässern des Altmarkkreises damit eingehalten. Für das Grundwasser existieren bislang offenbar keine PFAS-Grenzwerte. Die Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Wasser hat jedoch Geringfügigkeitsschwellenwerte definiert. Dieses wurden nach Angaben des GLD im Altmarkkreis nicht überschritten.

Wo steckt überall PFAS drin

Für Entwarnung besteht dennoch kein Anlass. Denn PFAS, auch Ewigkeitschemikalien genannt, bauen sich in der Umwelt und im Körperextrem langsam ab und reichern sich deshalb an. Weil sie wasser-, fett- und schmutzabweisend sowie chemisch und thermisch sehr stabil sind, werden sie in zahlreichen Alltagsprodukten verwendet. Etwa in beschichteten Bratpfannen, Backpapier, Coffee-to-go-Bechern, Lebensmittelverpackungen, Zahnpasta, Zahnseide, Kosmetika, Medizinprodukten wie Herzklappen und Stents, Teppichen, Möbeln, Mitteln zur Oberflächenbehandlung von Metallen und Kunststoffen, in Pflanzenschutzmitteln, Lithium Batterien, Papierbeschichtungen oder Feuerlöschmitteln.

PFAS im Menschen

Von dort gelangen sie in die Natur und verbreiten sich. Über die Nahrung, das Wasser und die Luft gelangen sie schließlich in den menschlichen Körper. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat bereits 2021 festgestellt, dass „die langfristige Exposition Erwachsener in Deutschland gegenüber PFAS im Trinkwasser etwa dem Zweifachen bis Fünffachen der laut Europäischer Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) tolerierbaren wöchentlichen Aufnahmemenge entspricht.

PFAS im Salzwedeler Trinkwasser

Wie hoch der PFAS-Gehalt des Salzwedeler Trinkwassers ist, war bis Redaktionsschluss nicht zu ermitteln. In der aktuellen Trinkwasseranalyse des VKWA ist er nicht aufgeführt. In Abstimmung mit dem Gesundheitsamt des Kreises hat der Wasserverband jedoch wohl bereits Messungen vorgenommen. Die Werte lägen weit unter den zulässigen Grenzwerten, die ab kommenden Jahr gelten sollen, berichtet Frank Hellmann, Geschäftsstellenleiter Wasserverbandstag Sachsen-Anhalt.

PFAS auf dem Acker

Durch die Nahrung nehmen Erwachsene in Deutschland laut Bundesamt für Risikobewertung bedenkliche Mengen des Schadstoffs auf. Die laut EFSA tolerierbare Gesamtmenge überschreiten sie demnach oft um ein Vielfaches. „PFAS sind ein ernstzunehmendes Thema“, sagt Annegret Jacobs, Geschäftsführerin des Bauernverbandes Altmarkkreis Salzwedel. „Die Stoffgruppe bereitet uns allen Sorgen.“ Zu hohe PFAS-Gehalte können dazu führen, dass landwirtschaftliche Erzeugnisse nicht mehr als Lebensmittel vermarktet werden dürfen.

Feuerwehr arbeitet mit PFAS-freien Löschmitteln

Im Altmarkkreis Salzwedel sind derzeit, laut Kreispressestelle PFAS-belastete Böden nicht bekannt. Selbiges gelte für besondere Eintragsquellen dieser Gifte. Immerhin: Die Feuerwehr Salzwedel arbeitet laut Auskunft der Stadt wohl bereits seit Jahren mit PFAS-freien Löschmitteln.