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Kreißsaalführungen und mehr beim Tag der offenen Tür/Geburtshelferinnen fürchten um ihren Berufsstand Protest-Slogan: "Kein Geburtstag ohne Hebamme"

07.05.2012, 03:25

Salzwedel (me) l "Unser Beruf ist kein Beruf, sondern eine Berufung", sagte am Sonnabend Helen Benecke mit einem strahlenden Lächeln. Gemeinsam mit den anderen Beleg-Hebammen des Salzwedeler Altmarkklinikums führte sie Gäste durch die Räume des Kreißsaals und beantwortete Fragen. Überwiegend werdende Eltern haben den Tag der offenen Tür genutzt, um sich die Angebote des Klinikums rund um die Geburt anzuschauen. "Es herrschte schon reger Andrang", berichtete Anett Melzer-Günzel am Mittag. Auch viele angehende Großeltern seien unter den Besuchern gewesen.

Vorallem die Gebärpositionen hätten interessiert. Möglich sind im Salzwedeler Kreissal unter anderem die Geburt in einer Wanne, auf einem Hocker, in Knie- Ellenbogenlage, stehend, aber auch in einem Bett. "Wir sind für jeden Spaß zu haben, so lange es Mutter und Kind gut geht", sagte die Hebamme.

Im gut ausgestatteten Kreißsaal seien sie auch für Notfälle gerüstet. So gibt es ein Intensivbett für Neugeborene. "Es zu haben, ist natürlich besser als es zu brauchen", betonte Anett Melzer-Günzel. Bei Anpassungsstörungen, etwa wenn die Neugeborenen nicht allein atmen, kann ihnen mit den Geräten an dem Bettchen geholfen werden. "Wir haben auch rund um die Uhr einen Kinderarzt vor Ort", berichtete sie.

Das nächste Projekt ist ein Familienzimmer. Darin sollen die Väter für die Zeit des Krankenhausaufenthaltes bei Mutter und Kind bleiben können. Sie bräuchten dann nur die Verpflegung zu zahlen. Bis zu vier Tage bleiben die Frauen in der Klinik. Frühestens zwei Stunden nach der Geburt dürfen Mutter und Baby nach Hause. Die Beleghebammen sind ein junges Team. "Wir haben den tollsten Job der Welt", sagte Helen Benecke. Sie hat zunächst Krankenschwester gelernt und sich dann zur Hebamme ausbilden lassen. Es sei einfach schön, neuem Leben auf die Welt zu helfen und "Familien zusammenzuführen", wie es die junge Frau ausdrückte.

Für den Tag der offenen Tür, den sie anlässlich des Hebammentages organisiert hatten, haben sich die Geburtshelferinnen extra einheitliche T-Shirts mit der Aufschrift "Kein Geburtstag ohne Hebamme" angeschafft. Denn die freiberuflich tätigen Frauen sehen ihren Berufsstand in Gefahr. Die Prämien für ihre Berufshaftpflicht seien drastisch angestiegen, berichteten sie. Somit werde es immer schwerer, die berufliche Selbstständigkeit aufrechtzuerhalten. Denn um die höhere Haftpflicht aufbringen zu können, müssen die Hebammen mehr werdende Mütter betreuen und Geburten begleiten. Und das sei schwer zu erreichen. "Wenn das so weiter geht, lohnt sich unsere Arbeit nicht mehr", sagte Anett Melzer-Günzel.