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Rotes Kreuz Schluss mit Katastrophen

Nach 52 Jahren muss bei Katastrophen ohne Klaus Gabriel als Leiter Katastrophenschutz im Sanitätsdienst im Altmarkkreis ausgekommen werden.

Von Alexander Rekow 08.01.2020, 14:15

Salzwedel l Aus und vorbei. Nach 52 Jahren endet eine Ära beim Deutschen Roten Kreuz. „Klaus Gabriel geht in den wohlverdienten Ruhestand“, sagt Dezernat und Kreis-Ordnungsamtsleiter Hans Thiele, „das wird ihm und seiner Familie gut tun“. Mit dem 52-jährigen Michael Boest hat der neue Fachdienstleiter Katastrophenschutz im Sanitätsdienst seine Arbeit offiziell im Kreis aufgenommen. Eine Staffelübergabe unter ehrenamtlichen Profis. Der Katastrophenschutz im Altmarkkreis Salzwedel ist breit gefächert. Brandschutz, ABC-Abwehr, Führung, Betreuung, Versorgung, Wasserrettung und der Bereich Sanitätsdienst, listet Hans Thiele auf. Dies vorzuhalten seien Vorgaben des Landes. „Dafür gibt es dann aber auch ab und an was gesponsert vom Land“, verrät Thiele. Das sei beim letzten Mal ein Motorrad mit Blaulicht und Sirene gewesen. Das Krad steht in Kalbe.

Was dem Kreis-Ordnungsamtsleiter wichtig ist zu erwähnen, ist, dass der komplette Katastrophenschutz von Ehrenamtlern wie Klaus Gabriel und Michael Boest geleistet wird. Doch beim Thema Nachwuchs wird es allmählich dunkel. Ein Problem: Die Abschaffung der Dienstpflicht. Da ist sich auch der Vorsitzende des Vorstandes des Deutschen Roten Kreuzes in Salzwedel, Sven Knoche, sicher. Denn von zehn Zivildienstleistenden wären damals zwei bis drei dauerhaft als Ehrenamtler geblieben.

Doch ob sich nun genügend ehrenamtlich im Katastrophenschutz engagieren oder nicht – Thiele muss für die Einsatzfähigkeit der Truppen sorgen. Sollte dies aufgrund von fehlender Bereitschaft der Altmärker nicht mehr möglich sein, müssten die Kommunen tief in die Stadtkassen greifen. „Dann bliebe nur, Menschen beruflich zu binden oder gar zu verpflichten“, erklärt der Dezernat. Doch soweit soll es gar nicht erst kommen, weshalb sich Hans Thiele nicht nur eine Wiedereinführung der Dienstpflicht wünscht, sondern auch die Bereitschaft junger Leute, etwas für die Gesellschaft zu leisten.

So wie es Klaus Gabriel 52 von 66 Jahren in seinem Leben tat. 1994 haben sich Gabriel und Thiele kennengelernt. Damals war Gabriel noch hauptberuflich in der Zulassung für den Kreis tätig. Hans Thiele setzte den heute 66-Jährigen kurzerhand als Sachbearbeiter für den Katastrophenschutz um. Ehrenamt und Beruf als Passion.

Was Klaus Gabriel in seiner Zeit als Fachdienstleiter im Kopf geblieben ist, sind die Hochwasser im Landkreis Stendal, sagt er. 2002, 2011 und 2013 hätten die Naturkatastrophen ihn und seine Kollegen gefordert. Aber auch ohne Katastrophen hatte Gabriel alle Hände voll zu tun. Denn auch beim Sachsen-Anhalt-Tag war er vor Ort, ebenso beim internationalen Hansefest oder ähnlichen Veranstaltungen. Wurde Klaus Gabriel gebraucht, war er da.

„Wir hatten etwa 50 bis 60 Einsätze im Jahr“, blickt der Senior heute zurück. Auch über die Westaltmark hinaus.

Nun hat Michael Boest den Hut auf. Er blickt bereits auf eine 30-jährige Erfahrung im Katastrophenschutz in Niedersachsen zurück. Mit seinem Umzug nach Solpke musste eine neue Aufgabe her, die er im Katastrophenschutz des Altmarkkreises gefunden hat. „Ohne gehtʼs halt nicht“, sagt er. Hauptberuflich ist er in Wolfsburg bei einem Autohersteller tätig. Doch dies kollidiere nicht mit seiner Aufgabe; im Gegenteil. Sein Arbeitgeber sei äußerst flexibel und lasse ihn sofort ziehen, wenn er ehrenamtlich im Dienst der Gesellschaft hilft. „Ich bin ausgebildeter Zugführer“, erklärt der 55-jährige. Demnächst werde er die Ausbildung zum Verbandsführer machen – in seinem Urlaub. Aber das sei für ihn kein Problem: „Ich helfe gern anderen Leuten.“

Trotzdem: „Die Abschaffung der Dienstpflicht sei nicht die genialste Idee“, sind sich die Männer im Gespräch einig. Alle hoffen, dass sich mit dem Vorstoß von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer etwas tut. Sonst könnte es beim Thema Katastrophenschutz irgendwann problematisch werden.