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Schädling Kleine Wespe mit großem Hunger

Auf biologische Weise geht ein Landwirtschaftsbetrieb aus Mahlsdorf gegen einen Schädling vor. Dabei wird modernste Technik eingesetzt.

30.07.2019, 10:23

Mahlsdorf l Klein und unscheinbar ist auch die Raupe des sogenannten Maiszünslers. Noch kleiner ist das Gelege dieser Schmetterlingsart auf den Blättern der Maispflanzen auf einem Feld bei Mahlsdorf. „Man kann das fast gar nicht erkennen“, weiß Nicklas Kratschke (22), Landwirtschaftsstudent und angehender Produktionsleiter bei der Tier- und Saatzucht Mahlsdorf GmbH. Die Eier sind zusammen noch kleiner als die Spitze eines Streichholzes.

Doch der Maiszünsler ist gefährlich. Seine Raupe frisst sich durch den Stängel der Maispflanzen, dann knickt er ab und der Ertrag ist dahin. In Europa sorgt der Schädling damit allein für rund vier Prozent der Ernteausfälle beim Mais.„Wir könnten dagegen auch mit Pflanzenschutzmitteln vorgehen“, erklärt Burkhard Thiede, Geschäftsführer des Landwirtschaftsunternehmens. Doch in Zeiten der Glyphosat-Diskussion schauen sich auch die altmärkischen Landwirte nach Alternativen um.

Und die bekam Burkhard Thiede im vergangenen Jahr von einem Experten aus dem eigenen Hause geliefert. Nicklas Kratschke, einst Lehrling in Mahlsdorf, hatte im Studium in Bernburg von einer biologischen Waffe gegen den Schädling gehört – die Schlupfwespe (Trichogramma). Die kleinen Insekten machen nämlich nicht nur Kleidermotten den Garaus. Auch auf freiem Feld legen die Trichogramma-Weibchen ihre Eier in die Eier des Maiszünslers. Damit entwickeln sich darin Schlupfwespen. Eine Larve des Maiszünsler wird durch den Parasit verhindert. Dabei wird die Maispflanze allerdings nicht geschädigt, der Ernteertrag bleibt ungefährdet.

Burkhard Thiede zeigte sich von der innovativen Methode bereits 2018 überzeugt. Ein Test sollte schon damals erfolgen. „Doch im vergangenen Jahr war eher die Trockenheit unser Problem“, berichtete der Geschäftsführer von großen Ernteausfällen beim Mais. In diesem Jahr sieht es etwas besser für die Frucht aus. Doch nun ist auch der Schädling wieder aktiv. Rund 65 Euro pro Hektar investiert der Betrieb in die Bekämpfung des Schädlings. „In Bayern und Baden-Württemberg bekommen die Landwirte dafür eine Förderung. Wir müssen es allein bezahlen“, ärgert sich Thiede etwas über die Ungleichbehandlung in Deutschland.

Doch wie kommen die kleinen Schlupfwespen – sie werden höchsten einen halben Millimeter groß – auf die Felder des Mahlsdorfer Landwirtschaftsbetriebes? Da kommt Bernd Meyer, Mitarbeiter der Vereinigten Saatzuchten eG aus Ebstorf ins Spiel. Die Genossenschaft bietet die Drohnen-Befliegung landwirtschaftlicher Flächen an.

In der vergangenen Woche ging es dann mit Nicklas Kratschke zum Feld neben der Bundesstraße 71. An Lichtfallen hatte der Landwirtschaftsstudent den Befall der Maispflanzen auf der etwa 15 Hektar großen Fläche festgestellt.

„Die kostet etwa soviel wie ein teurer Kleinwagen“, zeigte Bernd Meyer auf die Drohne, an der ein unscheinbarer Korb aus Plastik hing. Auf der einen Seite kann dieser Korb geöffnet werden. Bernd Meyer füllte einige hundert weiße Kugeln hinein. „Die bestehen aus Stärke“, erklärte der Fachmann. In den Kugeln sind ganz kleine Löcher. Aus ihnen können die rund 1100 Schlupfwespen dann schlüpfen. Und dann ihrer Arbeit für den Betrieb nachgehen.

Die Drohne wird per Computerprogramm gesteuert. Nur zur Überwachung ist Bernd Meyer mit dem Steuerpult am Feld. Das Programm gibt Flughöhe, Geschwindigkeit und die Route vor. Jede Sekunde wird eine kleine Kugel mit den Schlupfwespen fallen gelassen. Nach wenigen Minuten ist ihr Job erledigt.

Nicklas Kratschke beobachtet den Flug genau. Sein Interesse besteht nicht nur als Mitarbeiter des Betriebes. Der junge Mann will seine Bachelorarbeit über die Thematik verfassen. Nun hofft er auf gute Ergebnisse – für die Maispflanzen und seine Abschlussarbeit.