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Soziale Medien Horror vor der Datenkrake

Facebook, Instagram oder WhatsApp - Salzwedeler Berufsschüler bekamen Infos zu ihrem digitalen Fußabdruck.

Von Antje Mewes 16.05.2019, 02:00

Salzwedel l Ein Tag ohne Smartphone: für die meisten jungen Leute eine Horrorvorstellung. Bieten doch die sozialen Netzwerke viele Möglichkeiten, sich auszutauschen, Neues zu erfahren und sich zu präsentieren, beispielsweise mit Fotos oder Videos. Dabei geben gerade Jugendliche viel Persönliches von sich preis, das von anderen negativ genutzt werden kann, auch für gezieltes Mobbing.

Eine unkontrollierte Verbreitung ist kaum aufzuhalten, wie die Schulsozialarbeiterin Karin Miedlich der Berufsbildenden Schulen Salzwedel (BBS) schon oft erfahren hat. „Es ist eine Sache, die mich sehr belastet, wenn sich die Schüler gegenseitig beleidigende Nachrichten oder kompromittierende Fotos schicken“, erzählt sie. Die Betroffenen stehen verzweifelt, wütend oder weinend in ihrem Büro und bitten inständig darum, dass die Bilder gelöscht werden. Doch dann befinden sich die Schüler und die Sozialarbeiterin auf verlorenem Posten. Das Internet vergisst nichts. Darum sei es so wichtig, dass die Nutzer der Netzwerke genau wissen, was sie tun und sich sichere Profile erarbeiten.

Wie das funktionieren kann, erfuhren sie vom Internetspezialisten Martin Mertens. Und was er ihnen erzählte, war für sie zum Teil „echt gruselig“, wie Nicole Trittel erklärte. Sie werde so schnell nicht mehr die Sprachfunktion ihres Smartphones benutzen, nachdem sie erfahren hat, dass das Mikrofon eingeschaltet bleibt und sie quasi abgehört werden kann. Lena Dießel hat gelernt, dass die Netzwerke miteinander verknüpft sind und wie gut sie über jemanden „Bescheid wissen“. Gezielte Werbung sei da wohl noch das kleinere Übel, befand die junge Frau. Und Bianca Viehmann war erstaunt, dass versierte Leute innerhalb von nur 30 Sekunden alle Daten eines Smartphones auslesen können, „wenn man es mal aus der Hand gibt.“

Nur drei Beispiele, welche Risiken die digitale Welt mit sich bringt. Wie sie sie minimieren können, welche rechtlichen Aspekte eine Rolle spielen, was gegen Cybermobbing und Verleumdungen unternommen werden kann, lernten die Schüler in der Schulung, jährlich die in der BBS stattfindet. Der Fachmann erklärte auch, wie sichere Profile erarbeitet werden können. Zuvor erstaunte er die Teilnehmer damit, was er alles in kurzer Zeit über sie im Internet erfahren hat, und wie sie sich für alle sichtbar im Internet „zur Schau“ stellen. Besonders legte er ihnen ans Herz, nicht leichtfertig Fotos zu verschicken.

Es gehe nicht darum, die sozialen Netzwerke zu verteufeln, sie böten auch viele Chancen und seien ein guter Weg in Kontakt zu bleiben. Aber ein verantwortungsvoller Umgang sei äußert wichtig. Das Schlagwort dazu: Medienkompetenz. Von den Eltern gebe es dabei meist nur wenig Hilfe und Aufklärung, weiß Mertens. Deshalb sei die Schulung, die aus dem Europäischen Sozialfonds finanziert wird, für alle Neuankömmlinge an der Berufsschule so wichtig. Mobbing lasse sich dadurch zwar nicht verhindern, es sei aber durchaus zu merken, dass die jungen Leute vorsichtiger werden, mit dem was sie posten oder hochladen, erklärte Karin Miedlich.