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Michael Hitschold betreut ein Kunstprojekt in der Justizvollzugsanstalt Uelzen / Für sich plant er eine Umschulung Stahlbildhauer baut mit Häftlingen Großskulptur

Von Alexander Walter 18.01.2013, 02:25

Michael Hitschold ist ein Wanderer zwischen den Welten. Der Stahlbildhauer aus Neuekrug wurde in der DDR geboren, verbrachte seine Jugend aber in Bayern. Beruflich steht er jetzt erneut vor einer Umorientierung.

Neuekrug l Wer zu Michael Hitschold kommt, der hat den Eindruck, dass hier alles in geordneten Bahnen zugeht. In der von einem Kaminofen beheizten Wohnstube kuschelt sich eine schwarz-weiße Katze in ein gemütliches Sofa. Die Fenster geben den Blick frei auf einen weitläufigen Garten. Es riecht nach frisch gebrühtem Kaffee. Doch der Eindruck bürgerlicher Idylle täuscht. "Bei mir ist im Moment alles in der Schwebe", erzählt Hitschold.

Der Stahlbildhauer spielt auf seinen Beruf an. Zehn Jahre lang habe er nach seiner Ausbildung ausgestellt, in größeren Städten wie Potsdam, aber auch in der Salzwedeler Mönchskirche und dabei viele Kontakte gesammelt. "Nur verkauft habe ich nie etwas", sagt er. Zu lange sei das so gegangen. So habe er zwischendurch immer wieder in seinem Ausbildungsberuf als Elektriker arbeiten müssen. Auch aus gesundheitlichen Gründen sei zuletzt der Entschluss in ihm herangereift, eine Umschulung zum Kunsttherapeuten zu absolvieren.

Pünktlich vor seiner beruflichen Umorientierung könnte sich die jahrelange Arbeit des gebürtigen Chemnitzers als Stahlbildhauer nun allerdings doch noch auszahlen. "Es wird spannend", erzählt er an diesem Nachmittag in seinem Haus. "Im vergangenen Jahr sprach mich jemand an, doch mal ein Thema für die Justizvollzugsanstalt (JVA) in Uelzen zu machen."

Hitschold ließ sich nicht zweimal bitten. Die Vorlage für das Projekt, das in der Einrichtung folgen sollte, hatte er als Kleinform längst geschmiedet: "Abgeschnitten" heißt die zweiteilige Figur, die Häftlinge der JVA Uelzen gemeinsam mit Jugendlichen der Sozialeinrichtung Woltersburger Mühle derzeit entstehen lassen. Sie thematisiert einen gespaltenen Rumpf, den der Künstler nach den Gesetzmäßigkeiten der Musik erschaffen hat. Das inzwischen seit einem Jahr laufende Projekt möchte der 42-Jährige in seine Ausbildung zum Therapeuten einfließen lassen.

Das JVA-Projekt ist nicht das einzige, auf das der Künstler seine Hoffnungen setzt. Mit einer Skulptur aus seiner Reihe "Kreissplitter" hofft Hitschold im Rahmen des städtischen Projekts "Wegzeichen" zudem einen Salzwedeler Kreisel gestalten zu können. Würde das gelingen, so könnte die Stadt Ausgangspunkt für weitere Skulpturen in anderen Hansestädten sein, sagt er. An seinem Entschluss, eine Umschulung zum Kunsttherapeuten zu absolvieren, würde aber wohl auch dieser Erfolg nichts ändern. "Der Druck in der Künstlerszene ist einfach enorm", sagt Hitschold. Außerdem liebe er die Abwechslung. Nur für eine bestimmte Zeit halte er es an einem Ort aus. So habe er bereits in Berlin und Dresden gelebt sowie in Südafrika und Kalifornien gelernt.

Als Wanderer zwischen den Welten braucht Hitschold allerdings auch eine Quelle der Beständigkeit: "Meine Tochter und meine Frau sind mir wichtig", bekennt er. Sie würden dafür sorgen, dass er bodenständig bleibe.