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Kommune Straßenreinigung: Wer macht in Salzwedel mehr Dreck?

Salzwedels Straßen werden regelmäßig gereinigt. Doch es gibt Unterschiede. Sowohl in der Häufigkeit, als auch bei den Gebühren. Wie ist das eigentlich geregelt?

Von Alexander Rekow 16.05.2022, 06:00
Eine Kehrmaschine geht auf dem Rathausturmplatz in Salzwedel ihrer Arbeit nach. Doch warum werden manche Straßen eigentlich häufiger gereinigt als andere und wie wirkt sich das auf die Gebühren der Anwohner aus?
Eine Kehrmaschine geht auf dem Rathausturmplatz in Salzwedel ihrer Arbeit nach. Doch warum werden manche Straßen eigentlich häufiger gereinigt als andere und wie wirkt sich das auf die Gebühren der Anwohner aus? Archivfoto: Alexander Rekow

Salzwedel - Straßenreinigung ist nicht gleich Straßenreingung. In Salzwedel gibt es da Unterschiede was Quantität und Qualität anbelangt und das ist für einige Einwohner mehr als unverständlich. Die Volksstimme fragte nach, warum das so ist?

Morgens in Salzwedel. Ein Rauschen und Brummen ist zu hören. Meter um Meter arbeitet sich eine Kehrmaschine durch das verzweigte Straßennetz in Salzwedels Zentrum. Wenig später ist die Fahrbahn sauber, der Müll in den Gossen verschwunden. Bis zu dem Moment, wenn die Maschine wieder durch dieselbe Straße fährt. Dazwischen sind die anderen Wege und Gassen dran.

Manchmal allerdings gibt sich das Fahrzeug mit den rotierenden Bürsten mehr Mühe, fährt mehrmals in der Woche die Tour ab. Warum eigentlich? Und was kostet die Extraportion Sauberkeit?

Bernd Niepel findet das zumindest fragwürdig. Er wohnt an der Chüdenstraße. Jeden Montag wird die Fahrbahn vor seiner Haustür gereinigt. Doch um ihn herum, in den Nachbarstraßen, ist das ganz anders. „Das ist doch ein Schildbürgerstreich“, vermutet er. Denn in der Nicolaistraße kommt die Kehrmaschine zusätzlich mittwochs. Schornsteinfeger- , Altperver- und St.-Ilsen-Straße dasselbe. Dabei habe er doch die gleiche Menge Dreck vor dem Wohnhaus. Zudem ist der Mehr-Weg überschaubar. „Die 150 Meter könnte die Kehrmaschine doch gleich mitmachen.“ Tut sie aber nicht.

Also griff Bernd Niepel zum Telefonhörer: „Ich habe im Bauamt angerufen.“ Die Antwort aber verschlug ihm fast die Sprache. „Die Begründung lautete: ’Ist so’“. Weil es so festgelegt wurde. Der Mitarbeiter habe nicht recht gewusst, was er darauf antworten sollte, es sei auch für ihn nicht nachvollziehbar, so Niepel. Also bat der die Volksstimme, der Sache auf den Grund zu gehen. Denn: „Auch meine Nachbarn haben dafür kein Verständnis.“

Die Volksstimme fragte im Rathaus nach. Die Straßen werden in Reinigungsklassen unterteilt, erklärt Stadtsprecher Andreas Köhler. Das sei in der Straßenreinigungssatzung nachzulesen. „Die im Straßenverzeichnis aufgeführten Straßen werden nach dem Verschmutzungsgrad und der Straßenbreite eingeteilt“.

Als Reinigungsklasse 1 eingeordnet

Dort ist auch die Chüdenstraße von Bernd Niepel zu finden. Seine Straße ist als Reinigungsklasse 1 eingeordnet. Demnach kommt die Kehrmaschine nur einmal in der Woche. Die Nachbarstraßen zählen hingegen zur Klasse 2. Dort wird zweimal in der Woche feucht durchgebürstet.

Warum aber nun die Chüdenstraße einen anderen „Verschmutzungsgrad“ als die St.-Ilsen-Straße hat, geht nicht daraus hervor.

Bernd Niepel hat schon die Fahrer der Maschinen angesprochen. Auch dort nur Achselzucken. „Sie haben auch keine Erklärung – sie sollen es so machen.“ Ah ja.

Bernd Niepel bleibt nur eins: selbst fegen. „Ich mache regelmäßig vor der Tür sauber.“ Der Dreck sei einfach zu viel. Erst kürzlich habe er seine ganze Hausfassade säubern müssen. Eigentlich sei wieder ein Anstrich fällig. „Das ist doch alles unsinnig“, ärgert er sich.

Doppel oder dreifach Putz

Während sich Bernd Niebel noch ärgert, wird anderswo zum großen Doppel- oder gar Dreifachputz ausgerückt. Beispielsweise auf der Breiten Straße. Wer dort wohnt, hört nicht nur einmal die Woche das Rauschen und Brummen, sondern dreimal. Gleiches gilt für die Burg- und Neuperverstraße. Im Zentrum will man sich offensichtlich keine Blöße geben und setzt zum großen Kehren an.

Das Gros in Salzwedel wird nur einmal in der Woche gereinigt, keine 20 Straßen sind doppelt dran. Schlusslicht bildet die Salzwedeler Straße in Mahlsdorf. Einmal im Monat kreist dort die Bürste.

Bleibt die Frage: Zahlen die Anwohner, wie an der Breiten Straße, dann auch mehr als Bernd Niepel? Ja!

Die Gebühren richten sich nach der Straßenfrontlänge des jeweiligen Grundstücks und der Reinigungsklasse. Im Fall von Bernd Niepel, beziehungsweise der Chüdenstraße, gilt die Reinigungsklasse 1. Heißt: Seine Reinigungsgebühr beträgt jährlich je Meter der Straßenfrontlänge 2,13 Euro. Bei Klasse 2 sind es 4,26 Euro, Klasse 3 zahlt 8,52 Euro je Meter und Klasse 4 nur 49 Cent.

Übrigens: Wer sich an die Straßenreinigungssatzung nicht hält, sollte besser noch D-Mark im Haus haben. Denn eine Ordnungswidrigkeit, so steht es in dem Papier, kann „mit einer Geldbuße von bis zu 5000 DM“ bestraft werden.

Bernd Niepel wird, sofern die Satzung nicht verändert wird, weiter zum Besen greifen müssen. Mit viel Glück findet er beim Kehren ja noch ein paar Deutsche Mark.