Tiere bei Hitze Kühe mögen’s kalt

Wie Halter ihren Tieren die Hitze erträglicher gestalten können, erklärt der Salzwedeler Tierarzt Dr. Thomas Tamm.

Von Antje Mewes 24.07.2019, 13:00

Salzwedel l „36 Grad und es wird noch heißer“. Diese Zeile des Liedtextes von 2raumwohnung beschreibt treffend die aktuelle Wetterlage. Die Hundstage vom 23. Juli bis zum 23. August gelten als die heißeste Zeit des Jahres. Ihren Namen haben sie zwar vom Sternbild des „Großen Hundes“, aber die vierbeinigen Begleiter des Menschen haben es als eher nicht so hitzeresistente Spezies in dieser Zeit nicht leicht. Besonders wenn sie schon älter sind, ein dichtes langes Fell oder Gesundheitsprobleme haben. Ein Tipp vom Tierarzt ist daher, wenn die Rasse es zulässt, dem Hund einen Sommerschnitt zu verpassen. Das Scheren tue den Tieren sichtlich gut, hat der Fachmann beobachtet. Längere Spaziergänge sollten nur in den frühen Morgenstunden absolviert werden, jegliches Training wie Joggen, Radfahren oder Agility sind bei hohen Temperaturen tabu.

Ein kalter Fußboden oder ein nasses Handtuch helfen ebenfalls, die Hundstage zu ertragen, aber immer nur in Verbindung mit Luftbewegung, um Verdunstung zu erzeugen. Also Türen auf, oder einen Ventilator in Betrieb nehmen. Nasse T-Shirts sollten dem Vierbeiner nicht übergestreift werden. Sie können einen Hitzestau verursachen, warnt der Tierarzt. Genau wie Menschen, lieben Hunde ein kühles Bad. Wer seinen Hund in die Badewanne stecken will, sollte darauf achten, dass das Wasser nicht zu kalt ist. Wie bei allem, darf es Fiffi mit dem Baden nicht übertreiben, das könne zu Hauterkrankungen führen.

Selbstredend sollte ständig Trinkwasser zur Verfügung stehen und die Tiere nicht – auch nicht kurz – im Auto gelassen werden, weil sich die Fahrzeuge schnell stark aufheizen. Kommt der Hund mit zum Einkaufen, sollte er – wo es möglich ist – mit ins Geschäft oder am besten gleich zu Hause bleiben.

Bei herzkranken Hunden ist besondere Vorsicht geboten. Für sie gilt bei großer Hitze: „Raus nur zum Pippimachen“, sagt Thomas Tamm. Wenn es doch passiert und der Hund überhitzt, ist Eile geboten. Als erste Maßnahme gilt es, sofort den Körper in der Wanne mit angemessen kaltem Wasser runterzukühlen. Die Körpertemperatur kann schnell über 39 Grad und mehr steigen. Wenn sie nicht umgehend wieder sinkt, geht es ab zum Tierarzt. Dort kann mit kalten Infusionen und Einläufen geholfen werden. Ein Hitzeschock bei Hunden ist nicht zu unterschätzen. „Sie können daran sterben“, warnt Tamm. Zu erkennen ist eine lebensbedrohliche Überhitzung an sehr starkem Hecheln, schwankendem Gang, Schwäche oder einer bläulich verfärbten Zunge.

Und jetzt noch ein kulinarisches Rezept aus der Tierarztpraxis: Quark und/oder Joghurt mit Leberwurst vermischen und ab in die Gefriertruhe, fertig ist ein leckeres Eis für Hunde. Alternativ schmecken auch gefrorene Melonenscheiben, weiß der Tierarzt.

Sehr hitzeempfindlich sind unter den Kleintieren Kaninchen und Vögel. Ihre Käfige müssen in kühle, gut belüftete Räume oder im Freien in den Schatten gestellt werden. Sie dürfen nicht direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt sein. Käfigdächer können zur Kühlung mit feuchten Tüchern abgedeckt werden, aber immer so, dass noch ein Luftaustausch stattfinden kann. An den Hundstagen sollte für Mucki und seine Gefährten der Auslauf im Freien ausfallen oder nur bei erträglichen Temperaturen erfolgen. Auch sie brauchen, wie alle Tiere, ständig Zugang zu frischem Wasser. Um den Kreislauf zu entlasten, ist es bei sommerlicher Hitze ratsam, mehrmals am Tag kleine Portionen zu füttern.

Katzen sorgen, unabhängig wie sie sind, selbst dafür, dass sie einen Schattenplatz finden und bewegen sich nur soviel, wie sie eben müssen. Allerdings müssen sie auch die Möglichkeit dazu haben und dürfen nicht irgendwo in heißen Räumen eingesperrt sein.

Pferde ertragen Hitze recht gut. Schatten oder ein Unterstand auf der Wiese sollte ihnen aber zur Verfügung stehen. „Und ein Ort, wo es Luftzug gibt“, sagt der Tierarzt. Beides gilt für alle Weidetiere.

Besonderem Hitzestress sind Milchkühe ausgesetzt. Sie lieben es kalt, ihre Wohlfühltemperatur liegt zwischen 4 bis 16 Grad. Für eine Hochleistungskuh sind 7 Grad optimal. Die Tiere erzeugen aufgrund ihrer Verdauungstätigkeit im Pansen viel Wärme.

Temperaturen ab 24 Grad und eine Luftfeuchte von 70 Prozent und mehr bedeuten aufgrund einer körperlichen Überbelastung für Kühe Hitzestress, betont Tamm (siehe Infokasten).