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Tiere Tote Schafe am Arendsee

Die Probleme nehmen zu, genauso wie die existenziellen Sorgen. Wölfe machen den Schäfern mehr und mehr zu schaffen.

Von Christian Ziems 27.01.2021, 00:00

Schrampe/Kläden l „Uns wird das Leben durch die Wölfe schwer gemacht. Es tut weh, die Tiere tot und angefressen zu sehen“, schilderte Klaus Hildebrandt gestern. Eine Situation, die er immer häufiger erleben muss. Allein im Januar verlor er über 15 Tiere. Seinen Betrieb führt er mit seiner Frau und einem Angestellten von Groß Garz aus. Die Herden weiden auch rund um den Arendsee. Die jüngsten Wolfsangriffe hat es im Bereich Kläden gegeben. Aber auch auf den Flächen nahe Schrampe gibt es Probleme.

Seit 2013 musste allein die Schäferei Hildebrandt 150 Tier-Verluste hinnehmen. Im Dezember 2020 und im Januar 2021 stiegen die Übergriffe noch einmal merklich an. Neben Schafen sind zudem Ziegen betroffen. Tiere die überleben, seien danach oft extrem scheu. „Ich komme dann den Schafen erstmal nur sehr schwer näher“, erzählt der Groß Garzer. Die ausgelöste Panik kann zu Verkehrsunfällen führen. So bekam der Schäfer frühmorgens einen Anruf der Polizei, weil seine Schafe auf der Landesstraße zwischen Schrampe und Schmarsau unterwegs waren. Sie waren durch den vorhandenen Zaun geflüchtet.

„Da kann so einiges passieren. Stellen Sie sich vor, Kraftfahrer sind genau in diesem Moment dort unterwegs und plötzlich springen ein oder mehrere Schafe aus dem angrenzenden Graben. Die Gefahr, dann das Lenkrad zu verreißen, ist sehr groß“, so der Schäfer. Probleme mit Wölfen hat nicht nur er. Auch Tierbesitzer zum Beispiel in Höwisch, in Leppin und im benachbarten Wendland sind betroffen.

Immer umfangreichere Schutzmaßnahmen, wie noch höhere Zäune, bringen nicht den erwünschten Effekt. Klaus Hildebrandt arbeitet mit dem Wolfskompetenzzentrum zusammen. Die Zahl der Wölfe in der Region nehme zu, die Schafe werden immer weniger. Der finanzielle staatliche Ausgleich sei ungenügend und zu bürokratisch. Auch deshalb, weil Zuchterfolge, die über Jahre mühsam aufgebaut wurden, zunichte gemacht werden. Was die Bürokratie angeht: Jedesmal müssten zwei bis drei DIN-4-Seiten ausgefüllt werden, berichtet Hildebrandt. Und zwar pro Tier. Dies sei gerade in der Lamm-Zeit kaum zu schaffen. „Ich sage ja nicht, alle Wölfe müssen beseitigt werden. Aber der Schutz für uns Schäfer und unsere Tiere ist zu gering. Es muss etwas passieren. Einzelne Wölfe müssen entnommen werden“, schildert er die Situation rund um den Arendsee.

Der Schäfer macht klar, was passiert, wenn es keine Schafe mehr gibt: Die Deichpflege wird zum riesigen Problem und damit der Hochwasserschutz. Klaus Hildebrandt ist alljährlich mit drei Herden auf den Deichen im Bereich Seehausen unterwegs und trägt damit auch zur Sicherheit bei.