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Tierpark Stachelschwein jagt Sennenhund

Der Salzwedeler Tierparkleiter Jens-Olaf Schawe hat in seinem Berufsleben schon ein einiges erlebt.

Von Alexander Rekow 05.08.2017, 03:56

Salzwedel l Im Alter von 13 Jahren packte Jens-Olaf Schawe zum ersten Mal im Salzwedeler Tierpark mit an – damals im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft. Seit Anfang der 90er-Jahre – so genau weiß das Schawe gar nicht – ist er selbst Leiter der Einrichtung und hat in dieser Zeit viele skurrile Geschichten erlebt, aber auch manch traurige Erzählung aus dem Privatleben seiner Mitarbeiter, die oft aus schwierigen sozialen Verhältnissen stammen, gehört. Einige seiner Helfer sind auch nicht freiwillig bei ihm, beispielsweise wenn sie Sozialstunden ableisten müssen.

Trotz schwieriger Rahmenbedingungen – unter anderem die knappe Stadtkasse – und der schweren Arbeit, die bei Wind und Wetter gemacht werden muss, liebt Jens-Olaf Schawe die Tiere und seinen Job. Und er erlebt ständig etwas Neues. Und manchmal sind die Geschichten so komisch, dass man an deren Wahrheitsgehalt zweifeln könnte.

„Einmal rief ein aufgeregter Vater an und sagte, dass er dringend ein neues Meerschwein für seine Tochter brauche, was so ähnlich aussehe, wie das gerade verstorbene“, erzählt Jens-Olaf Schawe. „Ich sagte ihm, dass er das verschiedene Tier mitbringen solle, damit wir einen passenden Ersatz finden“, erinnert sich Schawe.

Ein anderes Schwein, nämlich ein Stachelschwein, sorgte für einen weiteren Vorfall, den der Tierparkleiter nie vergessen wird. Vor Jahren kam regelmäßig eine Besucherin aus Thüringen mit ihrem Berner Sennenhund in den Park. Eines Tages schoss der Hund in ein Gebüsch, war kurz verschwunden und rannte dann im gestreckten Galopp aus dem Busch und wurde von einem Stachelschwein verfolgt. „Das Tier muss wochenlang unbemerkt das Gehege verlassen haben. Wir haben das nicht mitbekommen, weil es zur Fütterung, wenn wir durchgezählt haben, immer wieder zurück war“, erzählt Jens-Olaf Schawe.

Für Jens-Olaf Schawe gehört es zur Berufsehre, dass alle Tiere gleich behandelt werden und die gleiche gut Pflege erhalten. Er gibt aber zu, dass es schon Tiere gibt, mit denen er sich verbundener fühlt, als mit anderen. Vor allem, wenn die Vierbeiner ihr ganzes Leben in dem Park verbringen entstehe eine enge Beziehung.

Wenn Jens-Olaf Schawe einen Tierwunsch frei hätte, würde er gerne Hausbüffel im Salzwedeler Tierpark halten. Zu dem Thema hat sich Schawe bereits schlau gemacht. Konkrete Pläne gibt es aber nicht. Eines macht der Tierparkchef auch deutlich: „Wir sind kein Zoo, sondern ein Gehege.“ Das heißt, dass es in Salzwedel keine ausgefallenen Wildtiere geben wird. Außerdem: „Eine Herde Pferde ist genauso interessant, wie eine Pavian-Insel“, meint Schawe.

Das Thema Zoo ist für den Tier-Experten ohnehin ein zweischneidiges Schwert. „Du kannst dir noch so viel Mühe gegeben, die Freiheit ist für ein Tier immer das Schönste“, sagt Schawe. Er räumt allerdings auch ein, dass Zoos, mit Blick auf die Wilderei, für manche Tiere einfach sicherer sind.

Generell wünscht sich Jens-Olaf Schawe, dass der Mensch mehr Rücksicht auf die Tiere und Natur nimmt. Der Tierparkleiter, der nebenbei eine Schafherde unterhält, versorgt sich größtenteils selbst. „Man wird mich äußerst selten einkaufen sehen“, erklärt er. „Ich bin jedenfalls froh, dass meine Zeit auf der Erde noch ganz gut wird. Wir sollten aber nie vergessen, dass wir sie uns nur geborgt haben!“