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Tourismus Salzwedel, zeig’ her, was du hast

Die Bundesstraße 71 ist das Einfalltor Salzwedels. Nun gibt es die Idee, Lärmschutzwände als Werbeflächen für die Stadt zu nutzen.

Von Alexander Rekow 05.06.2020, 16:47

Salzwedel l Salzwedel gehört nach Beurteilung des Magazins GEO aktuell zu den zehn besonders schönen Hansestädten Deutschlands und gesellt sich damit zu Städten wie Bremen oder Lübeck. Doch während die beiden größeren Hansestädte hoch im Norden überregional bekannt sind und jährlich Tausende Touristen anlocken, kann Salzwedel nur davon träumen. Und das, obwohl sich die Baumkuchenstadt mit ihren unzähligen Fachwerkhäusern, ihren Stadttoren, Kirchen, Kunsthaus und Museum, nicht verstecken muss.

Selbst wenn GEO nun berichtet, bleibt ein grundlegendes Problem: Wo liegt eigentlich Salzwedel? Denn überregional ist die beschauliche Hansestadt bei vielen noch immer gänzlich unbekannt. Und genau das soll sich mit einer Idee ändern.

„Wir haben so eine schöne alte Stadt und doch fahren alle nur daran vorbei?“, merkt ein Leser der Volksstimme an. Damit ist er nicht allein. Seit Jahren sind sich Volksstimme-Leser sicher, dass die Jeetzestadt ungenutztes Potenzial besitzt. Eines wurde kürzlich wieder ausgemacht: Die Lärmschutzwände.

Denn geschmückt mit Salzwedeler Motiven würden die unzähligen Autofahrer auf die Sehenswürdigkeiten aufmerksam gemacht werden. Und davon hat Salzwedel viele. „Die Stadt sollte einfach mal zeigen, was sie alles zu bieten hat“, formulierte es eine Leserin am Telefon.

In Klötze ist man diesbezüglich schon ein Stück weiter, wenn auch im kleineren Maßstab. Dort zieren Bilder der Stadt künftig graue Wände und verweisen auf die schönen Ecken in der Purnitzstadt.

Da Salzwedel bekanntlich eine klamme Stadtkasse hat, ist das Thema Finanzierbarkeit von hoher Bedeutung. Doch auch dies ließe sich lösen. Denn zum einen könnte Werbung unter jedes der Fotos eingeklinkt werden. Zum anderen wären sogenannten Patenschaften möglich. Sprich: Bürger würden für ein bestimmtes Motiv spenden und ihre Namen würden sich auf der jeweiligen Tafel oder Internetseite der Stadt wiederfinden. Aber stehen die Kommunalpolitiker der Idee überhaupt aufgeschlossen gegenüber?

„Das ist eine tolle Idee“, zeigt sich Nils Krümmel, Vorsitzender der Freien Fraktion im Stadtrat, regelrecht begeistert. Das Autofahrer davon abgelenkt werden könnten, glaubt er nicht. „Und notfalls fährt man ja auch eine Extrarunde, wenn einem etwas gefällt.“ Er will diese Idee mit seinen Fraktionskollegen besprechen.

Das sieht auch Norbert Hundt von der SPD so: „Der Gedanke ist gut.“ Auch der Sozialdemokrat will das Thema intern besprechen. Auch der Vorschlag zu Patenschaften und Werbung beim Thema Finanzierung kommt bei Norbert Hundt positiv an.

„Das halte ich für eine interessante Überlegung“, sagt Martin Schulz von Bündis90/Die Grünen. Er findet auch die Stelle für eine Werbung für die eigene Stadt günstig. „Man sollte nichts unversucht lassen“, meint er zum Stichwort Tourismus.

„Die Idee ist gut, dass werde ich mit der Fraktion besprechen“, sagt Wolfgang Kappler (Stadt bis Land). Er ist auch davon überzeugt, dass sich eine Finanzierung über eine Patenschaft umsetzen lässt. „So was hat es schon in vielen Städten gegeben. Bei manchen wurde so die Stadtmauer restauriert“, weiß er. Außerdem würden mit großen Fotos gleich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden: „Dann hört das auch mit den Schmierereien auf“, sagt Kappler mit Blick auf Graffiti.

Auch Peter Fernitz von der CDU findet diese Idee sehr gut: „Das kann bei den Autofahrern Neugier auf Salzwedel wecken.“ Zudem seien es sehr viele Kraftfahrer, da der Hauptverkehrsstrom dort vorbei führe. „Markante Gebäude und Straßenzüge an der Stelle zu zeigen, kann nur gute Werbung für unsere Stadt sein.“

Gut kommt die Idee auch bei der AfD in Salzwedel an. Fraktionsvorsitzender Hanns-Michael Kochanowski will zeitnah handeln und einen entsprechenden Antrag im Marketingausschuss der Hansestadt einreichen. „Die Idee ist einfach toll.“

Positiv steht auch Die Linke in Salzwedel dem Vorschlag gegenüber. „Es wäre mit Fotos oder Graffitos denkbar“, so Gerd Schönfeld. Bei Graffiti sieht der Linke, ähnlich wie Wolfgang Kappler, den Vorteil, dass diese eventuell nicht beschmiert werden würden. „Davor haben die Sprayer vielleicht Respekt.“

Doch die ganze Idee scheint bereits jetzt zum Scheitern verurteilt. Denn wie Manfred Krüger, Regionalbereichsleiter der Landesstraßenbehörde, erklärt, ist das Ganze nicht möglich. „Das stellt eine Ablenkung für den Straßenverkehr dar.“ Auch wenn er ebenfalls von der Idee angetan ist und sie für innovativ hält.“ Werbung, auch wenn es für die Stadt ist, sei nicht zulässig. „Die Kraftfahrer sollen sich ausnahmslos auf Verkehrsgeschehen und Verkehrsführung konzentrieren.“

Stadtsprecher Andreas Köhler verweist in diesem Zusammenhang auf die Landesstraßenbaubehörde als Baulastträger: „Die Sicherheit und Leichtigkeit des öffentlichen Verkehrs darf durch bauliche Anlagen oder deren Nutzung nicht gefährdet werden.“ Daher gebe es für die Stadt keine Möglichkeit, ein Projekt wie dieses zu verwirklichen.

Nichtsdestotrotz begrüße die Stadtverwaltung, dass sich Bürger Ideen zur Gestaltung machen. Und: „Die Auflistung von Salzwedel als eine der zehn schönsten Hansestädte in Deutschland ist sicherlich für jeden Einwohner unserer Hansestadt ein Grund zur Freude“, schreibt Bürgermeisterin Sabine Blümel: „Ich habe mich sehr gefreut.“