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Corona-Regeln Trauung mit unschönem Nachspiel im Freilichtmuseum Diesdorf

Eine Trauung im Diesdorfer Freilichtmuseum, an der die Bürgermeisterin von Apenburg-Winterfeld teilgenommen hat, sorgt für Aufregung. Trotz Corona- Bundesnotbremse sollen sich viel mehr Leute als erlaubt auf dem Gelände getummelt haben.

Von Gesine Biermann und Antje Mewes 22.05.2021, 01:45
Bei einer Trauung im Freilichtmuseum Diesdorf haben sich mehr Leute versammelt, als es die zu dem Zeitpunkt gültigen Corona-Regeln erlauben. Die Verantwortlichen schieben sich nun gegenseitig den Schwarzen Peter zu.
Bei einer Trauung im Freilichtmuseum Diesdorf haben sich mehr Leute versammelt, als es die zu dem Zeitpunkt gültigen Corona-Regeln erlauben. Die Verantwortlichen schieben sich nun gegenseitig den Schwarzen Peter zu. Foto: dpa

Winterfeld/Diesdorf - Einige Winterfelder sind empört, wie sie sowohl schriftlich als auch mündlich gegenüber der Volksstimme äußerten. Am Tag vor Himmelfahrt habe der Sohn der Bürgermeisterin des Fleckens Apenburg-Winterfeld, Ninett Schneider, geheiratet. Dabei seien die geltenden Corona-Regeln nicht genügend beachtet worden, lautet der Vorwurf. An besagtem 12. Mai betrug der Sieben-Tage-Inzidenzwert im Altmarkkreis 105,8, eine Lockerung der Einschränkungen war nicht in Sicht. Dennoch sei mit mehr als 30 Gästen gefeiert worden, während sich andere nur mit einer Person aus einem anderen Haushalt treffen dürften, monieren die Kritiker. „Gelten für Bürgermeister Sonderrechte?“, fragt eine Leserin in einem Schreiben an die Redaktion. Und hätten sie nicht eine Vorbildfunktion? Zumal auf dem Privatgrundstück gut sichtbar ein Festzelt aufgebaut worden sei, wie ein weiterer Winterfelder berichtet. Er führt ins Feld, dass sie als Leiterin zweier Pflegeheime ja auch Verantwortung gegenüber den ihr anvertrauten Pflegebedürftigen und Mitarbeitern trage.

Ninett Schneider bestreitet vehement, sich in irgendeiner Form nicht rechtskonform verhalten zu haben. Die standesamtliche Trauung sei von der zuständigen Verbandsgemeinde Beetzendorf-Diesdorf genehmigt worden. Ausschließlich die engsten Angehörigen seien dabei gewesen. „Alle entweder geimpft oder mit negativem Test“, erklärte sie auf Anfrage der Volksstimme.

Dass sich anschließend etliche Leute wie Freunde oder Arbeitskollegen vor dem Standesamt auf dem Gelände des Freilichtmuseums versammelt haben, dafür könnten weder sie noch das Brautpaar irgendetwas. Die Standesbeamtin und die geladenen Gäste hätten das erst nach Ende der Trauung mitbekommen. Natürlich hätten Bekannte gewusst, dass an dem Tag in Diesdorf geheiratet werde. Dass einige – die Rede ist von 15 bis 20 – zum Gratulieren kommen, damit habe aber niemand gerechnet.

Wir wollten mit den Großeltern Kaffeetrinken, aber nicht feiern.

Bürgermeisterin Ninett Schneider

Wie sie auf das Gelände gelangen konnten, dafür seien aus ihrer Sicht „eindeutig der Altmarkkreis“ als Hausherr des Museums, der die Hochzeit genehmigt habe, und die Verbandsgemeinde (VG) Beetzendorf-Diesdorf als Veranstalter der Trauung verantwortlich. Schneider: „Es stellt sich die Frage, ob das Sicherheitskonzept des Freilichtmuseums für die aktuelle Situation ausreichend ist.“ Dabei will es die Bürgermeisterin nicht belassen: „Weiterhin prüfe ich rechtliche Schritte gegen die gegen meine Person gerichteten Anschuldigungen, weil ich – nur als Gast – durch Versagen des Hausherren in diese Situation geraten konnte.“

Auch für das Festzelt auf ihrem Grundstück hat sie eine Erklärung. An dem Tag habe es in Strömen geregnet. „Wir wollten mit den Großeltern Kaffeetrinken, aber nicht feiern“, so Schneider. Das Brautpaar und weitere Gäste seien nicht dabei gewesen, sagte sie im Gespräch. In einer schriftlichen Stellungnahme erklärt sie: „Es fand also kein Fest im Festzelt statt!“ Dieses sei in der Hoffnung aufgebaut worden, dass geimpfte und genesene Personen nicht den Beschränkungen unterliegen würden. „Damit wir im Fall einer kurzfristigen Änderung der Regelungen wenigstens mit den zum Haushalt gehörenden oder geimpften Personen wie den Großeltern im Freien einen Kaffee trinken können“, erklärt sie.

Zum Sachverhalt gibt es laufende Verwaltungsverfahren

Kreissprecherin Inka Ludwig

Auf die Frage, warum die Kaffeerunde bei strömenden Regen nicht im Haus stattfand, sagt sie: „Zu Gesundheitsfragen äußere ich mich nicht.“ Ein Familienmitglied soll sich zu dem Zeitpunkt in Corona-Quarantäne befunden haben. Eine Aussage, die sie weder bestätigte noch dementierte.

Die Trauung sei von der Verbandsgemeinde auf Grundlage der dafür geltenden Regeln des Landes genehmigt worden, betont Verbandsgemeinde-Bürgermeister Michael Olms. Im entsprechenden Paragrafen des Infektionsschutzgesetzes sei dazu nichts ausgesagt. Das Land gibt hingegen vor: „An Trauungszeremonien dürfen unabhängig von der Inzidenz neben den Eheschließenden und dem Standesbeamten die Trauzeugen, die Eltern, Kinder und Geschwister der Eheschließenden teilnehmen.“ Das sei eingehalten worden, zwölf Teilnehmer habe die Trauung gezählt. Was danach geschehen sei, sei Sache des Altmarkkreises, dem die Sicherungspflicht für das Objekt obliege.

Kreissprecherin Inka Ludwig bestätigte gestern auf Anfrage, dass die Trauung im kreiseigenen Museum stattgefunden hat und dies auch trotz Notbremse möglich ist. Es gebe einen Vertrag mit der VG zur Nutzung von Gebäuden auf dem Areal als Standesamt. Auf die Frage, ob es bei der Veranstaltung Kontrollen seitens des Kreises zur Beachtung der Corona-Regeln gab, weist sie die Zuständigkeit von sich: „Die Organisation der standesamtlichen Trauungen ist Aufgabe des Standesamtes der VG Beetzendorf-Diesdorf.“ Dazu gehöre es, das Einhalten der jeweils gültigen Beschränkungen zu prüfen. Inka Ludwig: „Zum Sachverhalt gibt es laufende Verwaltungsverfahren.“ Das klingt nach einem Zwist zwischen alle Beteiligten.