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Verärgert Freibad offen, Waldbad dicht

Der Sommer setzt zum heißen Finale an. Salzwedel hat deshalb das Saisonende für das Freibad am Dämmchenweg um eine Woche verschoben.

Von Alexander Walter 27.08.2016, 03:00

Liesten/Salzwedel l Das Waldbad Liesten hat gestern Mittag gerade eine Stunde geöffnet, als die Kassiererin den 100. Besucher zählt. Auf der schwarzen Schiefertafel am Eingang sind 24,5 Grad Wassertemperatur vermerkt.

Die Augustsonne brennt vom azurblauen Himmel. „Gestern war es Wahnsinn“, erzählt eine Frau am Eingang. Überhaupt hätten die vergangenen Tage zu den besucherstärksten der gesamten Saison gehört.

Das ungewöhnlich heiße August-Ende hat auch die Besucherzahlen im Bad der Kernstadt noch mal anziehen lassen. Und die Verwaltung hat reagiert: Das Freibad am Dämmchenweg öffnet nun statt bis zum 28. August eine Woche länger, bis zum 4. September. In Liesten dagegen bleibt alles wie geplant. Das Bad öffnet planmäßig zum letzten Mal am 28. August.

Liestens Ortsbürgermeister Ulrich Keitel kann das nicht nachvollziehen: „Ich finde es bedenklich, dass man das eine Bad offen lässt und das andere schließt“, sagt er. „Warum wird hier mit zweierlei Maß gemessen?“ Ähnlich äußert sich Andreas Weigelt, Vorsitzender des Liestener Vereins Sport- und Bildungszentrums Altmark, dessen Mitglieder im Waldbad viele ehrenamtliche Arbeiten übernommen haben: „Ich bin enttäuscht, dass man so vorgeht“, sagt Weigelt.

Auch die Besucher gestern Mittag im Waldbad haben von den unterschiedlichen Schließzeiten für Salzwedel und Liesten gehört. Die Reaktionen sind einhellig: „Wir sind aus Zierau und fahren nicht gern nach Salzwedel, weil es viel weiter ist“, erzählt Myriam Tzschentke, die in der Kindertagesstätte Purzelbaum in Depekolk arbeitet. „Hier haben wir alles, was wir brauchen, drei Becken, viel Schatten“, sagt sie.

Deutlicher wird Kristin Marggraf, Mutter aus Pretzier: „Wir finden diese Entscheidung sehr schlecht, weil wir gar nicht ins Bad nach Salzwedel fahren“, erklärt sie. Und: „Als wir noch eine eigene Gemeinde waren, hat‘s funktioniert, seitdem wir bei der Stadt sind, nicht mehr.“ Freundin Sarina Paul ergänzt: „Hier ist alles familiär und übersichtlich.“ Salzwedel sei aus ihrer Sicht für Familien schlicht viel zu groß.

Warum die Stadtverwaltung nicht beide Bäder länger öffnen lässt, wollte die Volksstimme gestern von der Stadtverwaltung wissen. Dort nahm man die Anfrage zwar noch entgegen. Eine Antwort blieb aber aus. Und so wird das Waldbad morgen anders als das in Salzwedel wohl tatsächlich zum letzten Mal in diesem Jahr öffnen. Die Ehrenamtler der Vereine aus Liesten planen trotz der aus ihrer Sicht ärgerlichen Entscheidung schon weiter. In den nächsten Wochen bis zum Ende der Vegetationsperiode werden sie wieder regelmäßig Rasen mähen und das Gelände pflegen, damit – so ihre Hoffnung – Liesten auch 2017 wieder öffnen kann.