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Verbot Grüne Oasen statt Schottergärten

Schottergärten sind seit dem 14. Oktober in Sachsen-Anhalt verboten. Künftig müssen unbebaute Flächen auf Grundstücken begrünt werden.

Von Tobias Hofbauer 18.10.2020, 23:01

Salzwedel l Das, wofür sich die Grünen und die Initiative „Pro Baum“ in der Region eingesetzt haben, hat sich nun bewahrheitet: Den Schottergärten wird ein Riegel vorgeschoben.

Bereits am 5. Oktober hatte sich die stellvertretende Fraktionschefin von Bündnis90/Die Grünen in Salzwedel, Cathleen Hoffman, gegen Schottergärten starkgemacht. In einer Beschlussempfehlung an den Stadtrat forderte sie mehr Engagement, um diesem Problem zu begegnen. So sollten Schottergärten von privaten Gärten und gewerblichen Flächen nicht nur bei Neubau begrünt werden, sondern auch bestehendes Grau zurückgebaut und den Anwohnern Alternativen aufgezeigt werden. Außerdem müsse die Stadt dabei als Vorbild vorangehen und die Schottergärten im öffentlichen Raum in „blühende Grünflächen“ umwandeln.

Obwohl das Gerücht bestünde, dass Schottergärten pflegeleicht wären, beinhalte diese Gartengestaltung viele Probleme, klärt Hoffmann in ihrer Begründung auf: „Wenn Schottergärten angelegt werden, wird Humus abgetragen und eine Folie verlegt, auf der eine dicke Schicht Gestein verteilt wird.“ Durch diese versiegelten Flächen könne das Regenwasser nicht mehr richtig ablaufen und fließe in die Kanalisation, was das Risiko von Überschwemmungen bei Starkregen erhöhe. Zudem würden Schottergärten weder Vögeln, noch Insekten oder einheimischen Pflanzen Raum und Nahrung bieten. Hinzu komme, dass auf ihnen Wildkräuter wachsen und sich auf den Steinen Moose bilden würden – „robuste Pflanzen wachsen sogar durch die Folie hindurch“, sagt Hoffmann. Wenn dann von Eigentümern Unkraut-Vernichter eingesetzt werde, könnten diese sowohl die Menschen selbst, aber auch Tiere schädigen.

Christian Märtens, Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft der Stadt Salzwedel (Wobau), ist sich der Problematik bewusst und erläutert: „Wir von der Wohnungsbaugesellschaft bieten Mietergärten, die genutzt werden können, um Blumen, Obst und Gemüse anzubauen oder im Freien zu verweilen.“ Und Unterstützung von der Wobau erfahre das Wohngebiet in der Arendseer Straße mit dem Projekt „Nachbarschaftsgarten“, das vom Sozialen Netzwerk für weltoffene und demokratische Jugend- und Sozialarbeit, Sonet, sowie dem Team des Mehrgenerationenhauses (MGH) Ende 2019 ins Leben gerufen worden war, aber wegen Corona auf 2021 vertagt werden musste.

Günter Brennenstuhl, Botaniker und Mitglied der Initiative (BI) „Pro Baum“, sieht indes die Menschen gefordert: „Es ist oft keine Einsicht vorhanden, sich für grüne Gärten einzusetzen. Darum kam es auch zu dem Trend Schottergärten.“ Sabine Spangenberg, ebenfalls Mitglied der Initiative, fügt an: „Wiesen und Gärten sind notwendig, damit der Lebensraum für Tiere erhalten bleibt.“ Sie verdeutlicht die Arbeit der BI: „Wir gucken der Stadt auf die Finger, weil wir nicht mitansehen, wie sie die Natur zerstört.“

Nachdem das Verbot der Schottergärten nun beschlossene Sache ist, freut sich Brennenstuhl: „Wir sind so froh, dass ein Umdenken stattgefunden hat. Bislang waren es ja nur Appelle und die nutzen oft nur wenig. Auch wenn das Gesetz erst einmal nur für neu angelegte Gärten gilt, ist es dennoch ein wichtiges Zeichen“, so seine Worte.

Unterdessen sorgt die grüne Farbe auf Beton am frisch sanierten Schillerkreisel bei vielen Salzwedelern für Skepsis. „Das ist unmöglich“, ärgert sich ein 64-Jähriger beim Gespräch an einem Stammtisch. Auch in sozialen Medien und deren Untergruppen wird diese Art der „Begrünung“ kontrovers diskutiert.